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Vorzeigeprojekt in SteinbüchelDie Öko-Siedlung ist schlecht fürs Klima

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Am Bohofsweg, nördlich von Mathildenhof, soll eine Öko-Siedlung entstehen.

Leverkusen – Früher spielten sie keine Rolle, jetzt werden sie heiß diskutiert: Kaltluftschneisen, die für das Klima in der Stadt enorm wichtig sind. Im Bauausschuss kamen sie am Donnerstag doppelt zur Sprache. Denn sowohl der Plan für eine Öko-Siedlung auf den Steinbücheler Höhen im Osten von Mathildenhof als auch die Idee, am Südende von Hitdorf eine zweite Lagerhalle zu bauen, müssen auch unter dem Aspekt der Luftzirkulation betrachtet werden.

Dass ausgerechnet eine als ökologisches Vorzeigeprojekt gedachte Siedlung vornehmlich mit Einfamilienhäusern das Klima in der Stadt beeinträchtigen dürfte, kam nicht überall gut an. Allerdings gibt das städtische Umweltamt genau das bedenken. Der Bereich im Osten des Bohofswegs ist eine wichtige Kaltluftschneise. Wird dort gebaut, könnte das sehr stören. Klar ist: Hohe querstehende Gebäude sollten dort nicht hin. Woraus die Politiker ganz unterschiedliche Schlüsse ziehen.

Roswitha Arnold (Grüne) hofft, dass am Bohofsweg so gebaut werden kann, dass der Luftaustausch nicht gestört wird: „Wir wollen keine Klimasiedlung haben, die eine Kaltluftschneise blockiert.“ Paul Hebbel (CDU) sieht die Sache grundsätzlich kritischer: Wenn Neubauten den Luftaustausch behindern, zeige das ein großes Dilemma. Schließlich habe der Stadtrat im Sommer einmütig den Klima-Notstand für Leverkusen ausgerufen. „Wenn wir jetzt ein Baugebiet in einer Kaltluftschneise beschließen, müssen wir den Bürgern sagen: «Das mit dem Klima-Notstand haben wir nicht so gemeint.»“ Die Stadtverwaltung müsse nun Stellung beziehen, ob der Grundsatz-Beschluss zum Klima ernst genommen wird.

Hitdorfer Halle bereitet noch mehr Probleme

Die Baudezernentin ist aber optimistisch, dass sich das Problem in Steinbüchel lösen lässt. Der Aspekt werde noch detailliert geprüft, so Andrea Deppe.

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Die frühere Rossmann-Halle am Rhein in Hitdorf soll einen Anbau bekommen. Das ist rechtlich gar nicht so einfach.

In Hitdorf ist sie skeptischer. Dort soll an die von der Drogerie-Kette längst nicht mehr genutzte „Rossmann-Halle“ ein weiteres, gleich großes Bauwerk gestellt werden. Zwölf Meter hoch soll es werden – und es stände in der Luftschneise am Rhein.

Das ist aber nicht das einzige Problem. Dazu kommt das Wasserrecht in dem Gebiet unweit der Bayer-Brunnen, aus denen Brauchwasser für den Chempark gefördert wird. Eine Vielzahl von Stoffen kann dort nicht gelagert werden. Weil das so ist, hat Rossmann den Standort aufgegeben.

Es fehlen Unterlagen

An den wasserrechtlichen Vorgaben ist inzwischen der Plan gescheitert, die Druckerei Edelmann aus der Fixheide umzusiedeln und in der Stadt zu halten. Jetzt könnte es für TMD-Friction eng werden. Der Bremsenspezialist benutzt schon die frühere Rossmann-Halle, braucht aber noch mehr Platz.

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Bisher hakt das Neubau-Projekt nach Angaben von Baudezernentin Deppe aus einem ganz bestimmten Grund: Der Bauträger habe noch keine Liste mit Stoffen vorgelegt, die TMD-Friction in Hitdorf lagern will. „Wir warten noch auf bestimmte Aussagen. Und allein kann man nicht Tango tanzen.“