Mehr als 70 Frauen und eine gemeinsame Leidenschaft: Fußball. Die Wanderausstellung „Fan.tastic Females“ ist in der Leverkusener Fußballhalle Liga 20 zu Gast und will weibliche Fußballfans sichtbarer machen.
Ausstellung zur weiblichen Fankultur in Leverkusen„Kennst du überhaupt die Abseitsregel?“
„Frauen aus der Kurve, damit die Kurve lebt“, „Kennst du überhaupt die Abseitsregel?“, oder „Du bist doch nur hier, um Spielerärsche anzugaffen“ – Sprüche wie diese sammeln sich auf dem Banner „Das große ,Frauen im Fußball'-Bullshit-Bingo“ der Wanderausstellung „Fan.tastic Females“, die am Dienstag in der Liga 20 gestartet ist.
Weibliche Fußballfans stehen im Fokus der Wanderausstellung, die seit 2018 durch ganz Europa tourt und aktuell in Leverkusen Halt macht. Zahlreiche Banner sind für die Ausstellung im Eingangsbereich der Fußballhalle platziert worden – sie porträtieren 78 Frauen aus 20 Ländern, die ihre gemeinsame Leidenschaft für den Fußball zeigen. Zu jedem weiblichen Fan kann über einen QR-Code ein kurzes Interview mit den Frauen abgerufen werden.
Arsenal Superfan Petri: über 70 Jahre im Stadion dabei
Die Porträts zeigen zum einen, dass es Fan-Frauen nicht erst seit einigen Jahren in den Stadien gibt, auch wenn die Zahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind: Arsenal-Fan Maria Petri besuchte seit 1950 bis zu ihrem Tod am 22. Juli 2022 regelmäßig Spiele von Arsenal und Arsenal Women und war im englischen Fußball für ihre einzigartigen Fangesänge im Block bekannt.
Die Ausstellung zeigt zum anderen aber auch, dass Frauen noch lange nicht überall in den Fußballstadien angekommen sind – sei es in Norwegen, Schweden oder der Slowakei – und auch weibliche Fans deutscher Fußballvereine sind nur spärlich auf den Bannern zu entdecken.
Sexismus-Debatte in weiblicher Fankultur
Neben allem Fortschritt zieht sich jedoch auch die Sexismus-Debatte wie ein roter Faden durch die Geschichten der Fan-Frauen. Zum Ausstellungsstart am Dienstagabend wurde ein Podiumsgespräch zu diesem Thema gehalten. Eröffnet wurde das Gespräch von Dezernent Marc Adomat. Die Spielerinnen Anna Klink und Juliane Wirtz von Bayer 04 Leverkusen sowie Vertreterinnen von „Fan.Tastic Females“, dem Fanprojekt Leverkusen und der aktiven Fanszene Leverkusen nahmen an dem Gespräch teil. Sie berichteten von ihren Erfahrungen im männerdominierten Fußball und dem Umgang von Frauen im Fußball mit Sexismus, Klischees und Vorurteilen.
In Bezug auf Vorurteile und Abwertungen gegenüber Frauen im Fußball äußerte Klink eine positive Beeinflussung durch die kürzliche Frauen-Europameisterschaft: „Es wird mehr hingeschaut, auf unser Können, auf unsere Fähigkeiten. Bei der EM hat sich ein sehr gutes, ehrliches und sympathisches Frauenteam präsentiert und das ist bei den Menschen hängen geblieben.“
Dennoch sieht eine Teilnehmerin aus der aktiven Fanszene noch nicht genug getan, sowohl für Fußballerinnen, als auch für Frauen auf den Rängen: „Der Grund ins Stadion zu gehen ist doch bei uns allen gleich – bei Frauen und Männern – wir wollen Fußball schauen.“ Sie sehe bei der Sexismus-Debatte besonders männliche Fans in der Verantwortung, den weiblichen Fans und Spielerinnen Akzeptanz entgegenzubringen: „Die Fankultur ist ein Thema für alle, man sollte sich nicht mehr für die eigene Fußball-Leidenschaft rechtfertigen müssen.“
Die Ausstellung kann noch bis zum 24. November montags bis freitags zwischen 15 und 23 Uhr, sowie samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen 10.30 und 23 Uhr in der Leverkusener Fußballhalle Liga 20 besucht werden.