„Wupsiloge“ zur HistorieBusse der Wupsi haben früher jeden Opel Kapitän ausgestochen
Leverkusen – Er ist selbst ernannter „Wupsiloge“. Mit seiner Begeisterung für den Busbetrieb des Verkehrsunternehmens, das als „Kraftverkehr Wupper-Sieg AG“ im bergischen Wipperfürth gegründet wurde, hat Pädagoge Bernhard Geuß im Nu zwei Stunden Redezeit gefüllt – ohne rhetorischen Leerlauf, sondern einfach nur spannend.
Im voll besetzten Kaminzimmer der Villa Römer ging er in seinem Vortag „Wir im Wupsi-Land“ auf Einladung des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Leverkusen Niederwupper, auf die geschichtliche Bedeutung der „Wupsi“, aber auch der kleineren Verkehrsbetriebe für Leverkusen, Leichlingen, Langenfeld und Monheim ein.
Firmenphilosophie besteht seit fast 100 Jahren
Dabei entfaltete die Firmenphilosophie der Wupsi, die schon bald 100 Jahre existiert, durchaus aktuellen Bezug. Denn es gab schon früher Phasen, als der Omnibus eine Alternative zum Kauf eines Autos war. Etwa bei dem 1958 entstandenen Neubaugebiet Mathildenhof geht Geuß davon aus, dass die Wupsi mit den Linien 7 und 8, später 207 und 208, ein so gutes Angebot hatte, dass der Bus sich für die Bewohner besser für den Weg zur Arbeit oder ins Stadion eignete als jeder noch so schnittige Opel Kapitän.
Die Stärke der Wupsi lag laut Geuß vor allem darin, dass die Betreiber schnell erkannten, wo es Engpässe gab. Als sich Ende der 30er-Jahre abzeichnete, dass der Verkehrsbetrieb von Ernst Schwan in Schlebusch es nicht schaffte, zu expandieren, kam die Wupsi mit einer Flotte aus Wipperfürth, machte Schwan zum Betriebsleiter, und die Fahrt ging weiter.
Unter anderen im Bayer-Berufsverkehr ging es im 20-Minuten-Takt zum Arbeitsplatz, egal ob man in der Waldsiedlung oder in Bensberg wohnte. Eine weitere Stärke, womöglich weil es die Gründungsidee im Jahr 1924 war, liegt laut Geuß in der guten Versorgung der ländlichen Gebiete. „Die Wupsi ist eines der letzten Unternehmen in Deutschland, das im ländlichen Raum Busse stationiert“, erläuterte Geuß. Damals hatte das für die Fahrer den Charme, dass sie es zum Dienstantritt nicht weit zur Garage hatten, von wo aus sie um 4.30 Uhr die erste Tour fuhren. Zwischendurch konnten sie noch Landwirtschaft betreiben.
Fahrer aus dem ländlichen Raum sind selten
Heute sei es eher ein Problem, Fahrer zu finden, die im ländlichen Raum wohnen. Für die frisch gebackene Großstadt Leverkusen wiederum bedeutete Ende der 60er-Jahre der Bau des Busbahnhofs, dass auch Linien aus dem Bergischen Halt in der Stadt machen konnten. Der Gedanke der Erschließung des ländlichen Raums wurde auch dann weiterverfolgt, als der Sitz der Hauptverwaltung 1979 – auch aufgrund der kommunalen Neugliederung – von Wipperfürth nach Leverkusen verlegt wurde.
Gut eingespielt ist der Takt zwischen Leverkusen und Bergisch Gladbach. Allein die Tatsache, dass auf der Linie 227 mit den Jahren immer mehr Gelenkbusse eingesetzt wurden, zeigt, dass mehr Kapazität im öffentlichen Nahverkehr hier auch benötigt wird. Anfang der 90er-Jahre brachte der Anschluss an die S-Bahn-Linie 6 am Wiesdorfer Busbahnhof einen Schub für die Nutzung des Nahverkehrs.
Eine ähnliche Dynamik sieht Geuß in der jüngsten Fahrtakt-Verdichtung auf 30 Hauptlinien. Dies geschieht vor allem zu den Hauptverkehrszeiten, die gleichzeitig auf den Zeitraum von 6 Uhr bis 21 Uhr ausgedehnt wurden.
Auch die Anschlüsse an die Bahnlinien wurden optimiert. Mit der Qualitätsoffensive trügen die Wupsi und ihre Partner dem geänderten Mobilitätsverhalten der Bevölkerung Rechnung, findet Geuß. Ändern mussten auch die Technischen Betriebe Leverkusen ihren „Fahrplan“ für die Großbaustelle: Das Dach des neuen Busbahnhofs dürfte erst 2019 stehen, da sich bisher kein Unternehmen fand, um das Gebilde aus Stahl und Kunststoff-Gewebe zu bauen. Es wurde erneut ausgeschrieben. Submissionstermin ist laut Verwaltung der 6. März.