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Corona-PandemieMartinszüge in Köln und der Region – manche gehen, manche sagen ab

Lesezeit 6 Minuten
Martinszug Köln dpa

In diesem Jahr dürfen Martinszüge wieder stattfinden. (Archivbild)

Köln – Nach dem weitgehenden Wegfall von Martinsumzügen 2020 wegen der Corona-Pandemie gibt das Land in diesem Jahr wieder Grünes Licht für öffentliche Martinsfeiern „Veranstaltungen zum Martinsfest können nach aktuellem Stand in Nordrhein-Westfalen stattfinden und unterliegen, sofern nicht mehr als 2500 Personen teilnehmen, keinerlei Beschränkungen“, teilte das NRW-Gesundheitsministerium auf der Grundlage der aktuellen Coronaschutz-Verordnung mit.

Die Verordnung läuft allerdings am 29. Oktober, also noch vor St. Martin (11. November) aus. „Zu zukünftigen Regelungen können generell keine Aussagen gemacht werden, da diese abhängig von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens sind“, betont das Ministerium.

Das ist vielen Veranstaltern zu unsicher. „Das Risiko ist zu groß“, hieß es da umgehend aus Krefeld. Die Vorbereitung der Züge mit Pferd, Musik, Feuer, Ordnern und Schulen sei für Ehrenamtler eine große Anstrengung, erklärte ein Sprecher der Bürgervereine. Wenn dann Absagen wegen gestiegener Inzidenzwerte drohten, verzichte man lieber von vorneherein.

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In Bonn war „mit großem Bedauern“ der für den 8. November geplante große Zug abgesagt worden. Wegen Corona und der Auflagen der Stadt Bonn sei eine verantwortungsvolle Durchführung unmöglich. Der Krisenstab der Stadt hatte Ende September Kontrollen der 3G-Regel (Genesen, Geimpft, Getestet) und eine Maskenpflicht auch für kleinere Züge mit unter 2500 Teilnehmern angekündigt, diese Entscheidung aber am vergangenen Freitag zurückgenommen.

Zu spät für eine planvolle Organisation – man könne den großen Zug nun nicht mehr so kurzfristig organisieren, hieß es von Seiten der Katholischen Kirche. „Es wird eine kleinere, aber gute Alternative geben“, sagte Stadtdechant Wolfgang Picken. Die Kinder zum Martinsspiel und Liedersingen in die Münsterbasilika eingeladen. Anschließend folge ein Laternenzug durch den historischen Kreuzgang. Auf dem Münsterplatz werde möglicherweise ein Martinsfeuer brennen.

In diese Unsicherheit hinein erfolgte ein dringlicher Appell von Heimatministerin Ina Scharrenbach: „Martinszüge sind Traditionsveranstaltungen und Ausdruck der Solidarität der Stärkeren mit den Schwächeren“, erklärte sie, „Mein Appell an die Kommunen: Machen Sie Martinsumzüge möglich!“

Ein Blick nach Köln und in die Region ergibt allerdings kein einheitliches Bild:

Köln

Die Stadt verweist auf die aktuell gültige Coronaschutzverordnung – nach der Veranstaltungen (ausgenommen Großveranstaltungen) im Freien grundsätzlich wieder ohne Beschränkungen zulässig sind. Dies gelte auch für alle Sankt-Martins-Züge und Martinsfeuer. Die Sankt-Martins-Umzüge in Köln mit über 500 Teilnehmenden bräuchten lediglich eine straßenverkehrsrechtliche Erlaubnis durch das Amt für öffentliche Ordnung, Züge mit weniger Teilnehmenden müssen beim Amt für öffentliche Ordnung angezeigt werden. Es gibt keine Anmeldepflicht beim Gesundheitsamt.

Die Gesundheitsämter empfehlen auch im Freien das Tragen einer Maske empfohlen wird, wenn ein Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann. Ein Zwang dazu besteht aber nicht.

„Es wäre ein fatales Signal an unsere Kinder, St. Martins-Umzüge und -Feuer nur mit Einschränkungen zuzulassen oder gar zu verbieten, während zur gleichen Zeit erwachsene „Jecken“ ohne Mund-Nasen-Bedeckung stadtweit den 11.11. feiern“, sagt Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Gesundheit, Soziales und Wohnen der Stadt Köln. „Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen werden mehrmals in der Woche getestet, halten sich an die AHA-Regeln und sitzen stundenlang mit Maske im Unterricht. Sie haben in der Pandemie besonders gelitten und tun es noch. Für ihre psychosoziale Gesundheit ist es wichtig, dass sie auch wieder gemeinschaftliche Erlebnisse haben. Wo wäre das sicherer möglich als unter freiem Himmel?“

Pulheim

Derzeit liegen der Stadt Pulheim zwölf Anmeldungen von Schulen und Kitas für Umzüge zu St. Martin vor. Das Ordnungsamt hat diese bereits genehmigt; die Vorbereitungen und Absprachen mit den anderen Stellen wie etwa der Polizei laufen. Zu den Martinsumzügen im Pulheimer Stadtgebiet weit weniger als 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Erst ab einer solchen Teilnehmerzahl gilt im Freien 3G.

Frechen

Der zuständigen Abteilung der Stadtverwaltung Frechen liegen derzeit 16 Anträge für Martinszüge vor. Nach Auskunft der Stadt werden sie auch genehmigt.

Rheinbach

Nach der Absage im Vorjahr soll der große Martinszug durch die Rheinbacher Innenstadt wieder stattfinden am Mittwoch, 10. November. Da weniger als 2500 Teilnehmer erwartet werden, gelten keine besonderen Einschränkungen – das Hygiene-Konzept werde aber, so teilte die ausrichtende Feuerwehr mit, vor der Veranstaltung nochmals mit der Stadt abgestimmt.

Bornheim

BIn Bornheim sollen die Martinszügewieder wie gewohnt stattfinden könnten. Die Verwaltung habe keine anderslautende Empfehlung ausgesprochen, hieß es. Der Ort Uedorf sei bisher der einzige Ort, der den Martinszug abgesagt habe, so ein Stadtsprecher.

Meckenheim

In Meckenheim werde alles so sein wie 2019 beim letzten bisherigen Zug, hieß es. Auch die drei anderen traditionellen Züge, in Merl, Altendorf-Ersdorf und Lüftelberg, werden laut Stadtsprecher Sascha Bach stattfinden.

Lindlar

Die Lindlarer Schulen und die Gemeinde als Schulträger haben aufgrund der weiterhin schwierigen und wechselnden Rahmenbedingungen bereits einheitlich und gemeinsam entschieden, dass in diesem Jahr keine Martinszüge der Grundschulen stattfinden, erklärt Bürgermeister Georg Ludwig. Manche der Grundschulen feiern stattdessen im kleinen Rahmen auf dem Schulgelände mit den Kindern. Die Grundschule Lindlar-Ost plant einen Martinszug – jeweils an verschiedenen Tagen und mit jeweils nur einem Jahrgang.

Leverkusen

In Leverkusen finden Martinszüge grundsätzlich statt. Bislang sind nach Angaben der Stadtverwaltung an acht Schulen reguläre Umzüge geplant, sechs haben ihren allerdings abgesagt. Drei Schulen gehen einen Kompromiss ein: Sie feiern auf dem Schulhof - ohne einen Umzug.

Siegburg

In Siegburg findet der große Martinszug durch die Innenstadt findet nicht statt. Grund sind die Auflagen, die die Coronaschutzverordnung für Veranstaltungen mit mehr als 2500 Teilnehmenden macht. Dazu gehört, dass die 3G-Regel eingehalten wird. Entsprechende Kontrollen sind nach Angaben der Stadt mit nicht möglich – je nach Wetterlage würden sich erfahrungsgemäß bis zu 5000 Menschen auf dem Marktplatz versammeln.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, in mehreren Runden zusammengesessen,“ sagt Bürgermeister Stefan Rosemann. „Am Ende sind wir immer wieder zu der Erkenntnis gelangt, dass sich die geforderte Kontrolle nicht sicherstellen lässt.“

Alle anderen in der Kreisstadt geplanten Martinszüge könnten allerdings wie geplant stattfinden. Durch die deutlich geringere Teilnehmerzahl seien sie mit der Coronaschutzverordnung vereinbar.

Rheinisch-Bergischer Kreis

Die Vorbereitungen im Rheinisch-Bergischen Kreis laufen unterschiedlich an: Während die ersten Kindertagesstätten in Odenthal ihre kleinen Züge bereits angemeldet haben, halten sich die Grundschulen mit ihren etwas größeren Umzügen erstmal zurück. Auch in Kürten gab es bereits diverse Nachfragen.

Hier finden Sie weitere Informationen zu den Zügen in Rhein-Berg.

Acht Rückmeldungen gab es in Overath. Einige Schulen in Overath, Steinbrück und Immekeppel wollen ihre Umzüge wie geplant durchführen. In Overath sind es eher die Kitas, die noch zögern. Eine Kindertagesstätte teilte der Stadt bereits mit, dass die Erwachsenen einen Immunisierungsnachweis vorlegen müssen. Außerdem sollen die Eltern beim Singen eine Alltagsmaske tragen. Grundsätzlich finden alle Umzüge bis zu einer Teilnehmeranzahl von 2500 Personen statt.

Bad Münstereifel

Die Martinszüge in Bad Münstereifel und den von der Flut betroffenen Außenorten wie Arloff, Iversheim und Eicherscheid sollen stattfinden. Das teilte die Stadt auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Wir wollen so viel Normalität wie möglich herstellen“, sagte Harald Bongart, bei dem die Termine zusammenlaufen. Die Durchführung sei aber nicht ganz so einfach. „Das hängt von Corona ab, davon, ob die Beleuchtung ausreicht, von asphaltierten Straßendecken und der Verkehrssicherungspflicht.“

In der Kernstadt müsse man deshalb noch ein wenig pokern. Aber generell sei man guter Dinge. Eine alternative Route gibt es schon: vom Klosterplatz über die Langenhecke und die Heisterbacher Straße auf die Nöthener Straße und zurück in die Kernstadt über die Orchheimer Straße und die Marktstraße zurück zum Klosterplatz. „Dann müssten wir den Zugweg nur am Salzmarkt wegen der fehlenden Ufermauern sichern“, sagte Bongart.