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Millionengräber wie in KölnAuch Bonn und Düsseldorf plagen sich mit Kulturbaustellen

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Die Beethovenhalle in Bonn

Bonn/Düsseldorf – Von wegen immer nur Baustellenchaos in Köln: Der Bonner und der Düsseldorfer Stadtrat müssen mit den gleichen schlechten und teuren Mitteilungen leben. Beide Städte plagen sich nämlich genau wie Köln mit Kulturbaustellen herum, hier wie dort geht es noch nicht um die Kunst, sondern um den schnöden Mammon. Die Bonner kämpfen mit der Beethovenhalle, die Düsseldorfer mit der Sanierung des Schauspielhauses.

Abstruse Überraschungen während des Bauarbeiten (maroder Untergrund, unentdeckte Bomben), ausufernde Kosten, Zeitpläne, die Makulatur werden, kaum dass sie geschrieben sind – das kennt man auf traurige und Steuergeld verschlingende Weise von der Kölner Sanierung von Opern- und Schauspielhaus.

Ein Blick auf Problembaustellen in den Nachbarstädten.

Die Bonner Beethovenhalle wird zum Jubeljahr 2020 nicht fertig

Im Laufe der Sanierungsarbeiten stießen die Experten in der Beethovenhalle auf immer neue unliebsame Überraschungen.

Erst platzte nach Jahren Vorbereitung der kühne Bonner Traum, ein von der Telekom und anderen Spendern finanziertes neues Festspielhaus zum Beethoven-Jubel-Jahr 2020 zu eröffnen, für das die Stadt keinen Cent zahlen muss. Jetzt ist klar: Auch die danach beschlossene Sanierung der altehrwürdigen Beethovenhalle aus den 1950er Jahren wird erstens teurer und zweitens mitnichten pünktlich fertig. Die zusätzlichen Millionen sind nicht minder blamabel als die Tatsache, dass Konzerte und Veranstaltungen zum 250. Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven (er wurde 1770 in Bonn getauft) im Jahr 2020 nicht in der Beethovenhalle stattfinden können. Man wird auf das Opernhaus und das World Conference Center (WCCB) ausweichen. Auch das Beethovenfest 2019 muss verlegt werden.

Der Grund für das Image-Desaster, in dessen Folge die SPD und die „Bürger für Beethoven“ einen Baustopp der Sanierung vorschlugen und sogar – nach intensiver Prüfung – einen Abbruch der Halle erwogen: Bauarbeiter stießen in den vergangenen Wochen auf „fragile Bausubstanz“ und „bisher nicht näher identifizierbare Objekte im tieferen Erdreich“ – der Kampfmittelräumdienst muss noch mal ran.

Marode bis ins Mark: ein Blick in den Keller der Bonner Beethovenhalle

„Auftretende Risse in den Bestandswänden, erhebliche Mängel in der Bausubstanz“ – so schlimm, dass „die Standsicherheit einzelner Bereiche nicht mehr gewährleistet ist“ – so lesen sich Stichworte aus der alarmierenden städtischen Mitteilung, die den Projektbeirat Beethovenhalle im Februar erreichten.

Kölnern wird das von Schauspielhaus und Opernsanierung bekannt vorkommen. Hier wie in Bonn wird darauf hingewiesen, dass offenbar beim Bauen in den Nachkriegsjahren über die eine oder andere Unwägbarkeit im Untergrund (Trümmer, Blindgänger) hinweggesehen wurde.

Großer Schock in Bonn

Der Schock in Bonn war groß, ebenso die sich anbahnende Kostensteigerung: Zu Beginn waren 65 Millionen vom Rat eingeplant, nun wird die Sanierung 80 Millionen Euro kosten. Oder sogar 100 Millionen, wie einzelne Ratsmitglieder mutmaßen.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan – wenngleich nicht gerade glücklich über die Kritik an mangelnder Planung und in der Beethovenhalle tätigen Unternehmen – lässt seinen Blick offiziell schon mal über die Causa hinwegschweifen. Vielleicht auch, weil das Beethovenfest Bonn (31. August bis 23. September) unter der künstlerischen Leitung von Nike Wagner unter dem Motto „Schicksal“ steht. „Unterschiedliche Spielorte machen einen besonderen Reiz aus, denn sie ermöglichen neue Formate, und neue Formate ziehen ein neues Publikum an. So werden wir es auch im Jubiläumsjahr halten, denn Bonn hat würdige Spielstätten“, sagte der Oberbürgermeister bei der Programmvorstellung. „Das Beethovenfest ist ein großes Aushängeschild für Bonn“, betont Sridharan. Es findet eben bloß nicht in der gleichnamigen Halle statt.

Für die Stadt bleibt auch sonst viel zu tun. Denn Oper und Kammerspiele sind ebenfalls Sanierungsfälle. Die ersten Schätzungen dafür beginnen bei 95 Millionen Euro. Man steht aber noch am Anfang – eine Zusammenlegung der Häuser samt Neubau wird ebenso erwogen wie weitere Ideen.

Auch die Sanierung des Schauspielhauses Düsseldorf läuft nicht nach Plan

Problemfall Fassade am Düsseldorfer Schauspielhaus: Anders als geplant, konnte sie nicht saniert werden.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister gibt sich nicht minder unerschütterlich. Thomas Geisel (SPD) jubilierte zu Jahresbeginn: „2018 ist das Jahr des Städtebaus und der Stadtentwicklung!“ Nun sah die Tagesordnung des Rates kürzlich ein Thema vor, das eigentlich nicht eingeplant war: Die Sanierung des Schauspielhauses wird teurer. Um mehrere Millionen Euro. Der Ratsbeschluss von 2016, Dach und Fassade der „Architektur-Ikone“, so das städtische Presseamt, für 15 Millionen Euro zu sanieren, führte in eine finanzielle Falle. Zuerst stellte sich heraus, dass die Fassadenelemente viel zu marode waren, um sie zu erhalten. Desgleichen ergab sich für das Dach. Flicken reichte nicht, daher die Verteuerung. Und nun muss auch noch das denkmalgeschützte Kassenhäuschen weichen; seit Anfang Dezember wird die Fassade mühsam von Hand abgetragen. Unterdessen hat man festgestellt, dass unter dem Gründgens-Platz liegende Kellerräume abgedichtet werden müssen.

Zurzeit wird mit 19 statt 15 Millionen Euro allein für die erste Bauphase kalkuliert, „Risiken aufgrund der komplexen Bausituation“ seien beim Zeit- und Kostenplan einzubeziehen. Und das ist nur der erste Bauabschnitt, alles in allem sind 56 Millionen Euro fürs Schauspielhaus veranschlagt. Immerhin hat sich die Stadt ein Hintertürchen offen gelassen. Bei der Schätzung von 15 Millionen, so ließ sie wissen, sei von Anfang an ein Kostenrisiko von bis zu 40 Prozent wegen der vielen Unwägbarkeiten einzukalkulieren gewesen.

Noch herrscht Optimismus

Noch aber herrscht Optimismus. Das Kuratorium Schauspielhaus 2020 hat sich vorgenommen, von den zwölf Millionen Euro, die für Umgestaltung des Publikumsbereichs veranschlagt sind, die Hälfte durch Spenden beizutragen. Zu den vielen namhaften Mitgliedern gehört auch der bekannte Regisseur Sönke Wortmann – und kürzlich gab es die freudige Nachricht: die sechs Millionen seien komplett. Die Crew des Schauspielhauses hat trotzig ein Transparent über die verhängte Fassade gehängt: „Wir spielen weiter“ – obwohl die Aufführungen wie in Köln seit 2016 an Alternativstandorte wie das „Central in der alten Paketpost“ am Hauptbahnhof ausgelagert sind. Düsseldorf sagt bisher ein Ende der Provisorien zum Sommer 2019 voraus.

Bis dahin soll auch der zweite Bauabschnitt des riesigen Komplexes „Kö-Bogen II“ abgeschlossen sein. Dann soll es in einer verlängerten Sommerpause mit der Dach-Sanierung der erst vor zehn Jahren für 30 Millionen erneuerten Oper weitergehen. Angekündigte Kosten: Mindestens 18 Millionen Euro. Eine grobe Schätzung, gibt die Stadt zu. Steigerungspotenzial: „erheblich“.