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„Nachtwölfe” postiert sich vor Bonner Konsulat

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Bonn – Mitglieder der berüchtigten russischen Rockergruppe „Nachtwölfe” haben sich am vergangenen Wochenende für etwa eine Stunde vor dem russischen Generalkonsulat in Bonn postiert. Am Tag zuvor war dort eine Drohbotschaft mit einem weißen Pulver eingegangen. Das Landeskriminalamt (LKA) und ein Sprecher der Bonner Polizei bestätigten den Vorgang. Der „Kölner Stadt-Anzeiger” hatte zuvor berichtet. Nach dpa-Informationen stellten die zehn Rocker ihren Auftritt als Motorrad-Pause dar - auf dem Weg zu einem nahen Krankenhaus.

Der „Stadt-Anzeiger” hatte den ungewöhnlichen Vorgang aus einem internen Lagebild des LKA zu Straftaten enthüllt, die mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen. Demnach wurden seit dem Einmarsch Russlands bis Wochenbeginn 49 Straftaten verzeichnet: Von Volksverhetzung über Sachbeschädigung, Erpressung und Raub. Wie das LKA bestätigte, handelte es sich bei einem Drittel der Geschädigten um Russen. Dazu zählte auch das weiße Pulver am Konsulat - das sich letztlich als harmlos herausstellte.

Ob die „Nachtwölfe” nach dem Vorfall quasi als Wachleute vor dem russischen Konsulat aufzogen, blieb auch für die Polizei unklar. Laut einem Sprecher nahm man von allen Beteiligten die Personalien auf. Nach dpa-Informationen sind die zehn Männer gebürtig vor allem aus Russland und Kasachstan. Ihre Motorräder sind in der Region zugelassen. Wie die dpa weiter erfuhr, lehnte das Generalkonsulat den nachmittäglichen Besuch nicht ab. Loswerden wollte man die Rocker nicht.

Der nationalistische Motorradclub der „Nachtwölfe” ist eng mit Russlands Präsident Wladimir Putin verbunden. Putin hatte mehrmals an Veranstaltungen des Clubs teilgenommen und gesagt: „Solche männlichen und coolen Kerle sind jungen Menschen in unserem Land ein Vorbild und zeigen ihnen, wie sie mit Russland umgehen sollten.”

Das Lagebild geht auch auf Straftaten ein, die sich gegen ukrainische Staatsbürger richteten. Dazu zählt das LKA auch das abgebrannte Auto einer Flüchtlingsfamilie in Krefeld. Insgesamt acht Fälle habe es bis zum 7. März gegeben, bei denen Ukrainer Opfer wurden.

© dpa-infocom, dpa:220311-99-480075/4 (dpa)