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Nordrhein-WestfalenGrünen-Chef Sven Lehmann kündigt Rückzug von Parteispitze an

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Sven Lehmann

Sven Lehmann

Köln – Die NRW-Grünen stehen vor einem Führungswechsel an der Parteispitze. Der Landesvorsitzende Sven Lehmann, der die Partei seit 2010 anführt, kündigte seinen Rückzug an. „Nach zwölf Jahren im Landesvorstand ist im nächsten Jahr Zeit für einen Wechsel. Deswegen stelle ich im Januar mein Amt als Vorsitzender zur Verfügung“, sagte Lehmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der 37-Jährige erklärte, er wolle sich künftig voll und ganz auf sein Bundestagsmandat konzentrieren.

Lehmann hatte bei der Bundestagswahl in seinem Wahlkreis im Kölner Südwesten, in dem bislang der Politiker Volker Beck kandidiert hatte, mit 15,5 Prozent das beste Zweitstimmenergebnis der Grünen in NRW erzielt. In einem Brief an die Mitglieder begründet der Parteivorsitzende seine Entscheidung auch mit der weiteren Neuaufstellung als Oppositionspartei in NRW.

Entscheidung über Nachfolge im Januar

Lehmann gehört dem linken Flügel der Partei an und will seinen Einfluss künftig in der Bundespolitik geltend machen. Er gilt als Jamaika-kritisch und verfügt über eine hohe Glaubwürdigkeit in der Partei, weil er selbst kein Interesse an Regierungsposten verfolgt. Sein Votum könnte die Weichen dafür stellen, ob der Landesverband einer Koalition mit CDU, CSU und FDP zustimmt oder nicht. „Die Grünen sind die verbleibende linke und progressive Kraft im Bundestag, die gestalten will. Wir müssen zeigen, dass wir die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimaschutz, soziale Spaltung, Digitalisierung und Menschenrechte in einer transnationalen Welt – gemeinsam lösen können“, sagt Lehmann. Das gehe nur mit Transparenz und Offenheit. „Dazu gehört auch mehr Offenheit gegenüber Milieus, die uns vielleicht nicht wählen", so der Politiker, der aus Troisdorf stammt und seit 2003 in Köln lebt.

In der Regierungszeit von Rot-Grün in NRW hatte Lehmann dem Koalitionsausschuss der Parteien angehört. „Die Zusammenarbeit mit Hannelore Kraft war immer konstruktiv und vertrauensvoll. Wir konnten gut miteinander streiten, aber ebenso gut dann wieder an einem Strang ziehen", sagt Lehmann rückblickend. Besonders die Zeit der Minderheitsregierung habe das Parlament gestärkt. „Genau so stelle ich mir Politik der Zukunft vor, weg von diesen tradierten Ritualen Regierung versus Opposition. Die Ehe für Alle ist ein gutes Beispiel, was dann möglich ist.“ Lehmanns Lebenspartner ist Arndt Klocke, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag. Wer die Nachfolge der Parteichefs antritt, entscheiden die Grünen auf ihrem Landesparteitag am 20. Januar 2018. Die Co-Vorsitzende Mona Neubaur aus Düsseldorf will im nächsten Jahr erneut kandidieren.