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„2019 ist ein starkes Krimijahr”Wiehler leitet die Jury der Crime Cologne Awards

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Eine böse Überraschung gehört dazu: Der Wiehler Buchhändler Mike Altwicker glaubt, dass ein Krimi nur unterhaltsam ist, wenn er mit unvorhersehbaren Wendungen aufwartet.

  1. Mike Altwicker ist ein ausgewiesener Krimikenner und Literaturdozent.
  2. Als Buchhändler wurde der Wiehler selbst zweimal ausgezeichnet. Jetzt leitet er die Jury der Crime Cologne Awards.
  3. Reiner Thies sprach mit ihm über sein blutiges Geschäft.

WiehlWas macht einen guten Kriminalroman aus?

Ein Krimi hat eine klare Struktur: Es gibt ein Verbrechen am Anfang und eine Auflösung am Schluss. Die Kunst liegt darin, den Leser dennoch mit einer völlig neuen Idee zu überraschen.

Wird bei Ihnen auch ein Viertel des Umsatzes in der Belletristik mit „Spannungstiteln“ gemacht, wie der Börsenverein des Buchhandels für die Branche meldet?

Das kommt hin, wenn ich Thriller dazuzähle. Spannend kann aber natürlich auch ein Familienroman sein, in dem ein dunkles Geheimnis aufgedeckt wird.

Unterscheiden Sie zwischen gehobener und Unterhaltungsliteratur?

Natürlich. Aber auch eine leichte Lektüre muss eine gute Idee haben. Manchmal brauche ich wie jeder Leser abends etwas zum Abschalten. Ich sehe mich ohnehin nicht als Erzieher des Lesers. Jedenfalls nicht, wenn ich Buchhändler bin. Anders sieht es natürlich bei meiner Arbeit als Dozent für Literaturdidaktik an der Uni Wuppertal aus.

Wie kamen Sie zur Jury der Crime Cologne?

Die meisten Mitglieder der Jury kannten mich. Und als neben der Wiehler Autorin Melanie Raabe auch der Kölner Buchhändler Klaus Bittner ausschied, hat man mich gefragt, ob ich 2018 mitmachen möchte. Und in diesem Jahr habe ich dann als Nachfolger der Literaturkritikerin Antje Deistler den Juryvorsitz übernommen. Der Reiz dieser Aufgabe liegt darin, dass man mehr Mitsprache hat. So habe ich vorgeschlagen, dass bei der Gala am 22. September alle vier Autoren der Shortlist auftreten. Ich werde einen Umschlag aus dem Jackett ziehen und verkünden, wer den fünften Crime Cologne Award gewonnen hat. Außer der fünfköpfigen Jury und Moderatorin Katty Salié weiß noch niemand, wer es geworden ist.

Zur Person

Mike Altwicker (45) ist in Nümbrecht aufgewachsen. Nach dem Abitur in Wiehl studierte er Germanistik, Geschichte und Medienpädagogik, bevor er 2002 mit seiner Frau Christina in Wiehl eine Buchhandlung eröffnete. Der Name „Hansen & Kröger“ ist eine Reminiszenz an den Roman „Tonio Kröger“ von Thomas Mann. Bis 2015 unterhielten die Altwickers eine Filiale in Ruppichteroth, seit 2005 gibt es eine in Engelskirchen. 2016 und 2017 wurde Hansen & Kröger mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet.

Auf Literaturabenden, im Radio und im Internet stellt Mike Altwicker Neuerscheinungen vor. An der Uni zeigt er angehenden Lehrern, wie man junge Leute für das Lesen begeistert. Als Juryvorsitzender nimmt Altwicker am Sonntag an der Preisverleihung des Krimifestivals Crime Cologne teil.crime-cologne.eu

Wie groß war die Auswahl?

Wir hatten etwa 200 Einreichungen. Meistens ist nach den ersten zehn Seiten klar, ob der Text eine ausreichende sprachliche Qualität hat. Anders sieht es natürlich beim Spannungsbogen aus, der abflachen oder ganz am Schluss nicht aufgehen kann. Die Juroren stehen im ständigen Austausch. Am Ende hatten wir einen Konsens darüber, welche zwölf Bücher auf die Longlist der aussichtsreichen Titel gehören. Diese Krimis werden dann noch einmal gelesen. Für die Shortlist und den Sieger treffen wir dann eine Entscheidung, mit der alle leben können. Diesmal war es viel, viel enger als letztes Jahr, ein Kopf-an-Kopf-Rennen. 2019 ist ein starkes Krimijahr.

Wie wichtig sind Veranstaltungen als Mittel des Marketings?

Vor 15 Jahren habe ich damit angefangen, in der Wiehler Bücherei Neuerscheinungen vorzustellen. Dass die „Druckfrisch“-Reihe so erfolgreich sein würde, habe ich damals nicht erwartet. Am 3. November findet die 90. Veranstaltung statt. Im Schnitt sind 60 Zuhörer dabei, also waren es insgesamt mehrere tausend. Inzwischen mache ich das in 14 Orten in NRW bis hin nach Münster. Zudem haben wir mit Hansen & Kröger in 17 Jahren etwa 100 Autorenlesungen veranstaltet. Das hilft natürlich dem Buchverkauf, aber wir legen Wert darauf, dass bei den Veranstaltungen mindestens eine schwarze Null herauskommt.

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Wie kann ein kleiner Buchladen wie Ihrer in den Zeiten des Internethandels überleben?

Dass liegt vor allem an den Mitarbeitern. Wir haben ein großartiges Team. Wichtig ist nicht nur Kompetenz, sondern auch zwischenmenschliche Zuwendung. Es geht ziemlich familiär zu.

Wie sehr darf und sollte sich eine Buchhandlung politisch engagieren? Ich denke dabei an die Marathonlesung im Vorfeld des AfD-Parteitags.

Ich bin als Buchhändler apolitisch, aber nicht als Mensch. Meine Urgroßmutter ist dem Euthanasie-Programm der Nazis zum Opfer gefallen. Als die AfD sich 2017 für ihren Landesparteitag hier angesagt hatte, dachte ich nur: Nicht in unserem Wiehl! Dann habe ich zusammen mit Melanie Raabe Autoren für eine Gegenveranstaltung eingeladen und eine riesige Resonanz erfahren. Wiehl ist und bleibt bunt!