50 Jahre Krankenhaus WaldbrölKrisenfeste Klinik startet ins sechste Jahrzehnt
Waldbröl – „Das neue Krankenhaus erlebte den ersten großen Ansturm – 25.000 Besucher im Kreiskrankenhaus Waldbröl“ titelte die Zeitung vor 50 Jahren. „Das zeigt, dass sowohl damals als auch heute eine ortsnahe medizinische Versorgung der Bevölkerung wichtig ist und als solche auch wahrgenommen wird“, unterstrich Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, beim Festakt zum 50. Geburtstag des Krankenhauses Waldbröl.
Festredner Jens Spahn
So viele Besucher waren es zwar bei weitem nicht, aber nach vorsichtigen Schätzungen gut 1500 Menschen nutzten am Samstag die Gelegenheit, um beim Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen „ihres“ Krankenhauses zu werfen. Dafür kam aber schon am Morgen beim Festakt besonders hoher Besuch: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war der Festredner.
Der Minister sprach weniger über die Waldbröler Geschichte als über aktuelle Probleme des Gesundheitssystems – von der Diskussion um die Organspende über die Impfpflicht bei Masern und den leeren Arbeitsmarkt für Pflegekräfte bis zur notwendigen Digitalisierung.
Sein Credo: „Ich möchte, dass wir das im Gesundheitswesen noch ein bisschen besser hinbekommen.“ Als Medizin gegen die allgemeine schlechte Laune erinnerte der Minister daran, dass es für 99 Prozent der Weltbevölkerung der Jackpot wäre, in Deutschland geboren zu werden.
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Vor seiner Ansprache hatte Spahn – begleitet vom CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Bodo Löttgen, NRW-Justizminister Peter Biesenbach und Landrat Jochen Hagt – in kleinerer Runde noch das Gespräch mit Geschäftsführer Sascha Klein, dem Stationsleiter einer unfallchirurgischen Station, Jürgen Töllner, und weiteren Klinikumsmitarbeitern über die Praxisseite der Gesundheitsreformen gesucht.
Töllner, seit 35 Jahren in der Krankenpflege tätig, sagte dem Minister ganz offen: „Ich habe den Eindruck, dass sich in der Pflege vieles noch nur schleppend bewegt.“ Zur Diskussion um mögliche Krankenhaus-Schließungen sagte Spahn: „Ich habe mal nachgesehen: Sie sind ja auch laut Bertelsmann-Studie nicht bedroht.“ Ballungsräume mit hoher Krankenhausdichte wären eher betroffen.
Landrat Jochen Hagt feierte nicht nur den Geburtstag des Krankenhauses, sondern auch eine andere besondere Geschichte: den 50. Geburtstag von Sonja Eschmann, die am 30. August 1969 im nagelneuen Kreißsaal in Waldbröl geboren wurde und mit Mutter Christel Grünheid Gast beim Festakt war.
Spätestens als nach dem Festakt der Tag der offenen Tür begann, war endgültig nicht mehr die Geschichte, sondern die Zukunft Thema in den Krankenhausgängen. „Ich möchte später Ärztin werden“, sagte Taisia, die mit ihrem fünfjährigen Bruder Robert und ihrer Mutter Maria Axtmann gekommen war. Robert fügte mit junger, aber kräftiger Stimme gleich hinzu: „Und ich werde Arzt.“
Da waren sie hier genau richtig, denn im Krankenhaus durften sie tatsächlich einen Blick hinter die Kulissen werfen. Schon in der Eingangshalle ging es los: Die Auszubildenden hatten einen OP-Tisch aufgebaut mit einer zu operierenden Puppe darauf.
Operation an der offenen Banane
Die Augen von Taisia strahlten, als sie die Operation mit den Azubis durchführen durfte. Mit einem Skalpell öffnete sie gekonnt die Banane im Bauchraum des stummen Patienten und entfernte aus ihr das „kranke“ Fruchtfleisch, den Tumor. Beim Zunähen der Banane assistierte die siebenjährige Anna – und Robert schaute interessiert zu.
Anschließend erhielten Taisia, Robert und ihre Mutter eine medizinische Führung durchs Krankenhaus – vom Schlaflabor durch die Notaufnahme und die Röntgenabteilung bis zur Endoskopie. Danach kuschelten die Geschwister mit der großen WDR-Maus, die trotz all der hohen Besucher in der Krankenhaus-Kulisse doch der eigentliche Star für alle Kinder war.
Zu guter Letzt nahmen die beiden Kinder noch an einem Reanimationskurs teil, bevor sie auf dem Parkplatz des Ärztehauses historische und aktuelle Einsatzfahrzeuge bewundern konnten.