73 Schüler25. Sommerakademie der KSK-Hochbegabten-Stiftung in Niederseßmar
Gummersbach – Zum 25. Mal führt die Hochbegabten-Stiftung der Kölner Kreissparkasse ihre Sommerakademie durch, diesmal in Gummersbach. 73 Schüler befassen sich acht Tage lang mit Themen, die weit über den Unterrichtsstoff in ihren Schulen hinausgehen. Sie unternehmen Exkursionen und hören Vorträge namhafter Experten. Auffallend: Aus Oberberg sind nur fünf Schulen vertreten, aus dem Rhein-Sieg-Kreis sind es doppelt so viele. Schüler aus Gummersbach und Bergneustadt, die die kürzeste Anreise zur Theodor-Heuss-Akademie in Niederseßmar hätten, sind überhaupt nicht dabei.
Vom Engelskirchener Aggertal-Gymnasium hat sich Jonas Westerkamp angemeldet. Der 16-Jährige hat sich für die Arbeitsgemeinschaft Ökonomie eingetragen. Mikroökonomie wird hier ebenso Thema sein, wie Fragen des Marktgleichgewichts, der Konkurrenz und die möglichen Auswirkungen von Wirtschaftsregulierungen, wie sie die Regierung Trump aktuell angestrebt. Erdkunde, Sozialwissenschaft und Geschichte sind Jonas’ Lieblingsfächer am ATG. Deshalb hat eine Lehrerin ihm die Teilnahme an der Sommerakademie vorgeschlagen. Sprachen sind nicht so sein Ding, sagt er. Dass die Ökonomie-AG zweisprachig, also auch auf Englisch durchgeführt wird, muss er hinnehmen: „Dann eben auf die harte Tour“, lacht er.
Der Akademiestoff geht weit über die Lehrpläne der Schulen hinaus. Sehr weit. Gehirnforschung, funktionale Kernspintomographie und die Frage, wie Emotionen entstehen und ob sich moralisches Handeln neurologisch erklären lässt, ist Thema der Biologie. Die Mathematik-AG befasst sich mit Zahlentheorie, die Physiker mit Aufbau und Struktur der Materie, Quarks, Leptonen und der Bedeutung des Higgs-Bosons. In der Schreib-Theater-Werkstatt geht es eine Woche um „Fremd sein“ und die sowohl anziehende und geheimnisvolle als auch angsteinflößende und bedrohliche Wirkung des Fremden.
Zwischen 15 und 19 Jahren alt sind die Akademieteilnehmer, die meisten 16 oder 17. Alle besuchen sie die Oberstufe eines Gymnasiums oder einer der drei teilnehmenden Gesamtschulen, wie der in Reichshof. Die Oberberger kommen außerdem von den Gymnasien in Engelskirchen, Lindlar, Waldbröl und Wiehl.
Die Frage, ob die Jugendlichen nicht überfordert sind mit so schweren Themen, beantwortet Stiftungsmanagerin Sonja Weber lächelnd mit: „Natürlich! So soll es auch sein. Wir geben ja hier keine Nachhilfe und wiederholen den Schulstoff. Die Teilnehmer sollen an ihre Grenzen gehen.“ Die Schüler sollen arbeiten. „Und das wollen sie auch“, sagt Weber: „Sie sind hochmotiviert, es herrscht eine gute und sehr angenehme Arbeitsatmosphäre.
Das freut auch die Dozenten. Die sind selbst Lehrer, und auch für sie ist es eine angenehme Erfahrung, mal eine Woche lang jenseits des üblichen Lehrplans und mit Schülern zu arbeiten, die wirklich zuhören und mitarbeiten. Weber erinnert sich an Akademien, bei denen sich Lehrer abends neuen Unterrichtsstoff ausdenken mussten, „weil die Teilnehmer ihnen das tagsüber regelrecht weggefressen hatten“. Zwölf der diesjährigen Teilnehmer sind übrigens „Wiederholungstäter“.
Das kann sich auch Dana Bohn gut vorstellen. Die 16-Jährige vom Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium hat dort den Leistungskurs Pädagogik belegt. Jetzt in der ersten Ferienwoche besucht sie die Psychologie-AG, um sich mit Vorurteilen, Stereotypen und ihrer Entstehung zu beschäftigen. Auch sie wurde von einer Lehrerin angesprochen noch bevor die Stiftung mit Plakaten für die Sommerakademie warb.
Der Aufenthalt in Niederseßmar bedeutet harte Arbeit für die Teilnehmer. Acht Stunden Unterricht, Arbeitsgruppen, Gespräche und Diskussionen umfasst der Tagesplan. Und abends noch einen Vortrag. Auch dabei lässt die Stiftung sich nicht lumpen. Hochkarätige Redner wurden verpflichtet. Für Sonntagabend etwa war der stellvertretende Chefredakteur und Terrorismusexperte des ZDF, Elmar Theveßen, eingeladen; heute Abend wird der bekannte Gießener Mathematiker Prof. Dr. Alfred Beutelspacher erwartet, am Freitag René Böll, Enkel von Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll.
Ein strammes Programm für die Teilnehmer also. Die sind zwar in ihren Fachgebieten besonders begabt, aber auch keine „Über-Schüler“. Weber: „Dass da abends beim Vortrag in der letzten Reihe welche einnicken, kommt vor.“