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800 Jahre WipperfürthDr. Aloys Pollender entdeckte 1849 den Milzbranderreger

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Der Wipperfürther Arzt Dr. Aloys Pollender entdeckte 1849 unter dem Mikroskop den Milzbranderreger.

Wipperfürth – Zum 800. Geburtstag Wipperfürths stellen wir Orte vor, die für die Stadtgeschichte von Bedeutung sind. Ausgewählt wurden die Orte vom Heimat- und Geschichtsverein. In unserer heutigen Folge geht es um die Anfänge des Gesundheitswesens und Wipperfürths berühmtesten Arzt, Dr. Aloys Pollender.

Im Jahr 1849 wurde im Städtchen Wipperfürth Medizingeschichte geschrieben: Im Haus Hochstraße 22 entdeckte der Arzt Dr. Aloys Pollender unter dem Mikroskop den Milzbranderreger und wurde damit zum Wegbereiter der Seuchenbakteriologie.

Ein Wegbereiter der Seuchenbakteriologie

Dem begabten Mediziner war eine Hochschulkarriere versagt geblieben, weil er aus einer verarmten Familie stammte; um seine Universitätsgebühren bezahlen zu können, musste er sich gleich nach der Promotion um eine Praxis bemühen. So kam er 1826 nach Wipperfürth.

Nach mehr als vierzig Jahren sah er sich gezwungen, seine Wirkungsstätte in Wipperfürth wieder zu verlassen; wegen der Liebesbeziehung zu einer 42 Jahre jüngeren Arbeiterin wurde er in der bigotten Kleinstadt gesellschaftlich geschnitten und seine Praxis boykottiert. Fünfzig Jahre nach seinem Tod widmete man dem Arzt an der Hochstraße eine Gedenktafel.

Im „Klösterchen“ wurde 1861 ein Krankenhaus eingerichtet. Das Bild zeigt das Gebäude um 1870.

Regelrechte Ärzte gab es in Wipperfürth erst seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts; vorher war der Stadtmedicus meist ein ehemaliger Feldscher, das war ein Lazarettgehilfe beim Militär.

Eine Apotheke wird in Wipperfürth erstmals 1728 erwähnt. 1780 war sie im Haus Markt Nr. 16 untergebracht. Nachdem dessen Brandzerstörung zog der Apotheker an die Hochstraße, wo sein Haus 1795 wieder ein Raub der Flammen wurde, während der Nachfolgebau der alten Apotheke verschont blieb.

Ein Hospital gab es schon 1511. Das war aber kein Krankenhaus im modernen Sinne, sondern eine soziale Einrichtung, in der „kranke, alte und geistesschwache Leute“ untergebracht werden konnten. Auch arme Bettler durften für eine Nacht darin übernachten. Es stand in der Gasse „Am Wall“, also ganz am Rand der Altstadt. Nach dem Brand von 1585 wurde es neu erbaut, dann wieder 1732 bis 1735, weil es baufällig und ganz „verlauset“ war. Nach dem Stadtbrand von 1795 gab es bis 1861 kein Hospital.

Im „Klösterchen“, wo heute ein Teil der Stadtverwaltung untergebracht ist, wurde 1861 ein Krankenhaus eingerichtet.

Dann kaufte die katholische Kirchengemeinde unter Dechant Dünner für diesen Zweck ein Haus an der Marktstraße; da es einen Dachreiter mit Glöckchen erhielt und Ordensschwestern die Pflege der Kranken übernahmen, nannten die Wipperfürther es das „Klösterchen“. 1882 entstand ein neues Krankenhaus an der Alten Kölner Straße, dessen Haupttrakt 1901 abbrannte. Der Neubau, entworfen vom Diözesanbaumeister Renard, der wenig später die Marienkirche auf dem Berg Zion in Jerusalem erbaute, ist auch schon lange Geschichte. An seiner Stelle steht heute das Franziskusheim.