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Ab durch die HeckeBellingrother Dorfbewohner stolz auf grünes Ortsbild

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Vor allem die Hecken prägen das Ortsbild von Bellingroth.

Bellingroth – „Wir haben hier eine richtig grüne Hölle“, sagt Ingrid Müller über Bellingroth. Bei einem Rundgang mit Ehemann Hans-Otto und den Nachbarn Hans Mohr und Julian Niebel begutachtet sie die Pflanzungen an den Straßenrändern und in den von Bruchsteinmauerngesäumten Gärten der alten Fachwerkhäuser. „Wir mögen hier keine Schottergärten.“

Vom kleinen Kreisverkehr in der Ortsmitte fällt der Blick ringsum auf grüne Hecken, die sich durch das ganze Dorf ziehen. „Früher wurden auch hier viele Ligusterhecken gepflanzt“, erinnert sich Hans-Otto Müller, der vor 79 Jahren in Bellingroth geboren wurde. Dann aber seien wieder immer mehr Hain- und Rotbuchenhecken dazugekommen. Er zeigt auf den Sägerand eines Blattes: „An diesen Zacken lässt sich die Hainbuche, die trotz ihres Namens zu den Birken gehört, gut von der Rotbuche unterscheiden.“

Lebensraum für viele Vögel

Heimische Wildsträucher bieten schon auf den ersten Blick einen viel frischeren Anblick als eintönige Lebensbaum- oder Kirschlorbeerhecken und Grundstücksbegrenzungen aus serbischen Fichten. Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus ist promovierter Bioökologe und Autor des Buches „Natur vor der Haustür“. Er betont die Bedeutung von Hecken für die Dorfökologie: Dichte Reihen von Wildsträuchern, die nur ein- bis zweimal im Jahr geschnitten werden, seien hervorragende Nistplätze etwa für Amsel, Singdrossel, Finken oder Rotkehlchen.

Ein Rotkehlchen

Aber auch andere Freibrüter wie Heckenbraunelle oder Mönchsgrasmücke würden darin gerne ihr Nest bauen. Besonders positiv findet Karthaus die Wildstrauchhecken auf den Böschungen am unteren Ortsrand aus Holunder, Weißdorn, Schlehe und Haselnuss, die nur alle paar Jahre auf den Stock gesetzt werden: „Das ist für die Vögel ein optimaler Nahrungslebensraum.“

Bücherschrank und Gruppe in Sozialen Medien

Natürlich, Natur ist nicht alles. Zum Dorfleben gehört auch der neue Bücherschrank, den die Einwohner des 400-Seelen-Örtchens gemeinsam errichtet und bestückt haben. Ingrid Müller sagt: „Das ist ein weiterer Beitrag zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls.“ Das zweimalige Golddorf auf Kreisebene hat auch eine eigene Gruppe in den Sozialen Medien: „So helfen wir uns gegenseitig – das ist fast wie eine große Familie.“

Aber ins Auge fällt vor allem das Bellingrother Grün. Hans-Otto Müller erwartet voller Hoffnung die Ernte der Renekloden auf dem Dorfplatz, dem „Luna-Park“, unterhalb der Wiedervereinigungslinde: „Die sind richtig lecker.“ Daneben stehen zwei Birnbäume und eine Zwetsche. Erstmals in diesem Jahr wird dort für den Insektenschutz erst Ende August gemäht. Und selbstverständlich beteiligt sich das Dorf am Engelskirchener Projekt „Artenreiche Säume – Blühende Vielfalt am Wegesrand“. Hans-Otto Müller schwärmt: „Ich liebe den Anblick der rötlichen Gräser in der Abendsonne.“ Der Bellingrother sagt: „Wenn ich morgens aus dem Giebelfenster über das Dorf schaue, denke ich manchmal, ich bin im Urwald.“