Musik aus KeniaVon Wiedenest aus geht’s auf Deutschlandtour

Nina Ogot (l.) und Manager Norbert Nettekoven haben 22 Auftritte geplant.
Copyright: Michael Kupper
Bergneustadt – „Ohhh, I love it!“ Nina Ogot strahlt. Die Sängerin und Musikerin aus Kenia freut sich, wieder in Bergneustadt zu sein. Am meisten freut sie sich auf den Auftritt im Jägerhof am Donnerstag, 11. August, auf den Kontakt mit dem Publikum, das sie und ihre Band vor einem Jahr so stürmisch gefeiert hat.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute hier so temperamentvoll sind“, erinnert sie sich. „Bei Afrikanern geht gleich die Post ab, die Leute quatschen, trinken und tanzen, die Deutschen gelten dagegen als reserviert. Das kann ich nicht bestätigen! Ich hoffe, dass beim nächsten Mal Stühle beiseite geräumt werden und Platz zum Tanzen ist.“ Gerade probt Nina Ogot mit ihrer Band eine Woche lang im Studio Babbel und Haeger in Wiedenest neue Stücke, ehe es am Montag auf Deutschlandtournee geht.
Afrikanische Rhythmen dringen aus der halb geöffneten Tür des Tonstudios, verflochten mit jazzigen Elementen. Manager Norbert Nettekoven schneit mit der frisch aktualisierten Liste der Auftritte herein. 22 Termine sind es in den kommenden Wochen – in Kirchen, auf Stadtfesten, auf Sommerbühnen, von Köln, Berlin bis Straubing, mittendrin der Jägerhof. „Alles hat angefangen mit Norbert“, verrät die Musikerin.

Im Tonstudio von Babbel und Haeger hat die zehnköpfige Gruppe genug Platz und perfekte Bedingungen.
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Denn der wohnt in Bielstein, begeistert sich durch seine Arbeit als Geologe und seine Reisen für Afrika und war 2018 für das Kölner Musikevent Jamboo Day im Internet auf der Suche nach einer Band. „Ich habe mich dabei vertippt, statt Nairobi habe ich Ninarobi eingegeben und bin so auf ein Demovideo von Nina gestoßen. Ich war hin und weg“, erzählt er. Er rief in Nairobi an und wundert sich bis heute, dass „eine junge afrikanische Frau spontan der Einladung eines alten weißen Mannes zu einem Auftritt in Deutschland folgte“, verrät der 66-Jährige und schmunzelt.
Seitdem macht sich Nettekoven, der jahrelang Konzerte in der Kornbrennerei in Ruppichteroth organisiert hat, als Manager stark für Nina Ogot und ihre Musik aus dem modernen Kenia. „Afrika wird meist in Verbindung gebracht mit Hunger und Katastrophen, dabei gibt es eine reiche kulturelle Vielfalt. Das ist sozusagen mein Projekt“, sagt Nettekoven.
Quartier in einer Ferienwohnung
Geschlafen wird während der Probenwoche beim Manager zu Hause und in einer Ferienwohnung in Hülsenbusch, „immerhin sind das insgesamt zehn Leute“. Durch einen Bekannten stieß Nettekoven 2019, als es darum ging, Ogots erste CD aufzunehmen, auf das Studio in Wiedenest. „Erst dachte ich, das ist ein Raum unterm Dach mit Eierkartons an den Wänden“, schildert er seine Befürchtungen. „Was für ein Irrtum – in Wirklichkeit ist alles hochprofessionell“, fällt ihm die Kenianerin lachend ins Wort.
Spielte sie 2018 noch mit einer deutschen Band, so kommen die Musiker in diesem Jahr aus Frankreich, Belgien, zwei aus Deutschland und vier aus Kenia, darunter die Percussionistin Kasiva Mutua, deren Rhythmen nach Afrika entführen. „Die grünen Hügel hier gefallen mir auch, obwohl wir ja im Studio ziemlich abgeschottet sind“, sagt sie – und hofft auf viel Sonne in den kommenden Wochen.
Drei Frauen stehen auf der Bühne
Mit ihr und der Saxofonistin Laure Fischer stehen bei Nina Ogot drei Frauen auf der Bühne. „Das irritiert manche Besucher noch immer, die Afrikaner noch mehr als die Deutschen“, stellt die Bandleaderin fest. „Traditionell werden in Kenia die Instrumente von Männern gespielt.“ Aber Musikerinnen könnten mehr als nur im Background zu singen.
Sie geht gern eigene Wege zwischen Tradition und Aufbruch – auch mit ihren selbst komponierten Liedern, gesungen in Suaheli oder Dholuo, in denen sie auch persönliche Erfahrungen verarbeitet. So vergleicht sie in ihrem neuen Stück die Ehe mit einer Reise ins gottverlassene Nest Bamba – wer da mit zu wenig Proviant über Rumpelpisten aufbricht, erleidet Achsenbruch. Wie sie selbst, gibt sie zu und überlegt, ob sie das beim Auftritt übersetzen sollte.
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In der Proben-Pause scharen sich alle um einen großen Esstisch. Eine Bioladenbesitzerin aus der Nachbarschaft kocht, nicht afrikanisch, nicht deutsch – „vegetarisch“, sagt Ogot. „Das ist international. Wie wir!“
Nina Ogot tritt mit ihrer afro-europäischen Weltmusik am 11. August, 20 Uhr, im Bergneustädter Jägerhof auf, Hauptstraße 47.