An der JugendherbergeAnwohnern wird neues Konzept für Lindlarer Baugebiet vorgestellt
Lindlar – Zu einer Bürgerinformationsveranstaltung über das geplante Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ lädt die Gemeinde am Dienstag, 31. August, um 18 Uhr ins Kulturzentrum am Wilhelm-Breidenbach-Weg ein. Es gelten die 3G-Regeln. Das wird am Eingang kontrolliert, daher sollten Besucher frühzeitig erscheinen, im Kulturzentrum ist Maskenpflicht.
Überarbeitetes Konzept wird Anwohnern vorgestellt
Gemeinde und BGW (Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförderungs GmbH) werden das überarbeitete Konzept für das Gebiet vorstellen. Das Büro Geddert zeigt eine Visualisierung der überarbeiteten Pläne, das Büro Osterhammel präsentiert erste Erkenntnisse zum Starkregenrisikomanagement und eine Ingenieurbüro nimmt Stellung zu Art und Umfang der Verkehrsuntersuchung.
Im Anschluss ist eine Frage- und Antwortrunde mit dem Publikum geplant. Wie berichtet, sehen die Pläne 69 Einfamilien-, 29 Reihenhäuser und 132 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern vor. Zum Ortskern hin soll das Quartier mit einem Platz geöffnet werden, an dem auch Geschäfte möglich sind. Nach Norden werden über Tiefgaragen Mehrfamilien und Reihenhäuser erschlossen. Eine Shared-Space-Straße und ein grünes Band sind zentrale Gestaltungselemente.
Anwohner kritisieren Richtungsänderung: Bürgerversammlung am Dienstag
Deutliche Kritik an den Plänen üben Anwohner, die sich in der Bürgerinitiative „Lindlar like“ organisiert haben. Sprecher Christian Kleff betont, dass es nicht darum gehen, die Bebauung zu verhindern, doch es gebe viele offene Fragen, die vorab geklärt werden müssten.
Dazu zählten die Verkehrsführung, das Hochwasserrisiko, die Schulwegsicherheit und vor allem die Frage, wie denn der tatsächliche Bedarf an Wohnraum sei. Werde nicht etwa am Bedarf vorbei geplant? Es sei mehr Transparenz erforderlich, so die Initiative. Die Konsequenzen einer solchen Maximalplanung für die Nachbarn und die gesamte Gemeinde müsste analysiert und offen diskutiert werden.
Auch die für den Geschosswohnungsbau angepeilten Mieten von sieben Euro pro Quadratmeter hält „Lindlar like“ nach Rücksprache mit Experten für unrealistisch. Der dörfliche Charakter werde nicht gewahrt und das Projekt habe mit geschätzten Gesamtkosten von etwa 100 Millionen Euro eine Dimension, vor der er großen Respekt habe. „Wir wollen ein faires Baugebiet, dass die Anwohner nicht einseitig belastet“, so Kleff.
Auch mehrgeschossige Wohnhäuser vorstellbar
CDU-Fraktionsvorsitzender Hans Schmitz kann sich neben den Einfamilienhäusern auf den später erworbenen zwei Hektar Fläche auch Geschosswohnungsbau vorstellen. Der CDU sei aber wichtig, so schnell wie möglich zu beginnen, denn die Nachfrage sei groß und man verpulvere sonst die Chance, zahlreichen Lindlarern das Bauen zu ermöglichen.
Die Infoveranstaltung könne nur der Auftakt zu einer echten Bürgerbeteiligung sein, so SPD-Fraktionschef Michael Scherer. Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes müsse man sich die Pläne ganz intensiv anschauen. Es gebe tolle Ideen der Bürger, die müssten berücksichtigt werden.
Noch viele offene Fragen
Patrick Heuwes, Fraktionschef der Grünen, ist von den aktuellen Plänen im Prinzip überzeugt. Natürlich gebe es noch viele Fragen zu klären, wie Verkehrslenkung, Wassermanagement und Klimaschutz, aber der Mix aus Wohnformen sei sinnvoll. Und es gehe auch darum, so wenig Fläche wie möglich zu verbrauchen.
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Man müsse zu den Plänen die Meinung der Bürger hören, so Harald Friese für die FDP. Er halte es für sinnvoll, das Neubaugebiet an der Jugendherberge in mehreren Abschnitten zu entwickeln.
Kommentar: Große Chance für Lindlar
Die Bürger bei der Planung am neuen Baugebiet zu beteiligen, ist richtig und wichtig. Die Bürgerinitiative „Lindlar like“ stellt wichtige und richtige Fragen. Hochwasserrisikomanagement und Verkehrskonzept sind nur einige davon.
Die Interessen der Anwohner müssen im Abwägungsprozess angemessen berücksichtigt werden. Doch Lindlar hat mit dem Gebiet eine ganz große Chance.
Mit gemischten Wohnformen vom Einfamilienhaus über Geschosswohnungen bis hin zu Mehrgenerationenwohnen und Tiny-Houses unter Berücksichtigung von Klimaschutz und Mobilitätskonzepten könnte hier ein landesweites Modellprojekt entstehen. Dabei muss aber die komplette Gemeinde in den Blick genommen und entwickelt werden.
Das kann die Gemeinde kaum aus eigener Kraft stemmen. Fördermittel, etwa aus dem Topf der Regionale 2025, sind erforderlich und Fachleute , die Planung und Umsetzung begleiten. Es gibt viele gute Ideen, jetzt müssen Wege gefunden werden, sie umsetzen – und das auch möglichst zeitnah.
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