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Auf dem Wasser und hoch obenGeschichte auf Schritt und Tritt

Lesezeit 4 Minuten

Sehenswerte Ziele in Windeck.

Oberberg – Ferienzeit, Ausflugszeit: Wer raus möchte, der entdeckt auch jenseits des Kreises spannende Ziele. „Ein Tag in ...“ heißt unsere Serie mit Vorschlägen dafür.

1: Schwere Bierkrüge aus Bielstein, der grüne Zigarettenautomat, der an der Gaststätte Thielmann im später versunkenen Dorf Auchel hing, ein Schlitten, auf dem die Waldbröler im 19. Jahrhundert ihre Toten des Winters zur letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Dattenfeld brachten: Vom Leben und auch vom Sterben im früheren Kreis Waldbröl erzählen etliche Exponate, die sich im Museumsdorf von Altwindeck zu Szenen aus dem Alltag formieren. „Rund 80 000 Exponate haben wir hier insgesamt“, schätzt Museumsleiter Andreas Lutz und zeigt auf den massiven Schrank, der wohl in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Bannmühle von Denklingen gestanden hat.

Im Golddorf Altwindeck wird weder gewischt, noch geklickt. Was da zu sehen ist, trägt die Patina des oft kargen Lebens im Bergischen. 1973 ist das Museum, das aus der Sammlung des Heimatkundlers Emil Hundhausen (1915 – 2004) hervorgegangen ist, aus einem Kuhstall in die Dorfschule umgezogen. Gebaut worden war diese 1900 für die katholischen Kinder im damaligen Ort Windeck, heute eben Altwindeck, und Schladern. In den Vitrinen stammen die ältesten Stücke aus der Altsteinzeit – es sind Keile, die etwa in den heutigen Waldbröler Orten Ruh und Bladersbach gefunden wurden.

„Wir haben auch eine keltische Schleuderkugel“, erzählt Lutz und verrät schmunzelnd: „Neulich ist die beim Abstauben versehentlich bei den mittelalterlichen Kanonenkugeln gelandet.“ Neun historische Fachwerkgebäude gehören zum Museumsdorf ringsherum. Sie wurden an ihrem Standort abgebaut und in Altwindeck wieder errichtet, so auch eine fast 200 Jahre alte Scheune aus Waldbröl-Seifen.

Museumsdorf, Im Thal 17 in Windeck-Altwindeck, (02292) 25 61 oder 35 90, geöffnet samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. www.heimatmuseum-windeck.de

2: Wenn Joachim Greis aus seinem Garten tritt, könnte er fast mit einem Köpper in die Sieg springen, so nah ist das Wasser an seinem Grundstück. Eine lange Promenade säumt in Dattenfeld das Ufer des Flusses, auf der anderen Seite, entlang des Ufers von Übersetzig, windet sich der Natursteigsieg. Und dazwischen rauscht der Siegstau, eine von Menschenhand gemachte Staustufe. Diese sollte dafür sorgen, dass die Mühle von Übersetzig, 1648 erstmals in einer Urkunde erwähnt, immer genug Wasser unter dem Rad hatte „Und was wäre mein Heimatort heute ohne dieses Stauwehr?“, fragt sich Greis, dessen Familie seit Generationen in der Windecker Ortschaft lebt. Denn die Staustufe soll verschwinden, sie serviere dem Kormoran und dem Fischreiher ohnehin gestresste Fische geradezu auf dem Silbertablett, argumentieren Naturschützer.

Für die Dattenfelder aber ist der Siegstau ebenso ein Wahrzeichen wie die Burg in der Ortsmitte, erbaut zwischen 1619 und 1629, und natürlich die mächtige Kirche St. Laurentius, im Volksmund Siegtaldom genannt. Die Burg öffnet heute immer wieder für Veranstaltungen, denn Dattenfeld ist beliebt. „Die Oberberger sind hier gern zu Gast und steigen bei uns in den Fahrradsattel“, beobachtet Greis beim täglichen Blick auf die Fahrradkennzeichen. Die Promenade ist Teil des idyllischen Siegtalradwegs und reicht bis an die Siegmündung bei Eitorf. Und wer nach so einer solchen Tour Kohldampf schiebt, dem sei das „Blumen-Café“, Hauptstraße 120, empfohlen – eine skurrile Mischung aus Kaffeehaus und Blumenladen. Und wer nach Abkühlung lechzt: Der Rhein-Sieg-Kreis hat in Höhe des Siegstaus eine Badestelle ausgewiesen.

Siegstau und Siegbrücke, Hauptstraße, Ecke Übersetziger Straße in Windeck-Dattenfeld. www.dattenfeld.de

3: Das Dach müsste dringend gemacht werden, auch fehlt die eine oder andere Wand, von Fenstern ganz zu schweigen. Ein Immobilienangebot läse sich also nicht gerade verlockend. Aber zu haben ist die Ruine der Burg Windeck gerade ohnehin nicht mehr, soll doch auch sie eine Rolle im gemeinsamen Tourismuskonzept der Gemeinde Windeck und von Nachbar Waldbröl bekommen. Die Reste dieser Feste thronen oberhalb von Altwindeck und über dem Museumsdorf. Und die Aussicht ist spektakulär. 1174 gelangte die Burg in den Besitz der Grafenfamilie von Berg und wurde die südlichste Wehranlage in deren Reich.

Nachdem französische Truppen ihr 1672 den Rest gaben, musste diese als Steinbruch herhalten. Kanonenkugeln aus dem Mauerwerk sind heute Exponate im Museumsdorf. Und die imposante Ruine dient immer wieder als Kulisse für Theaterstücke und Festivals. Seit 1987 gehört das beliebte Ausflugsziel dem Kreis. Wer es betritt, sollte feste Schuhe tragen und da oben sorgsam auf seine Schritte achten.

Ruine der Burg Windeck, Im Thal Windeck/An der Burgruine in Windeck-Altwindeck, jederzeit zugänglich, Parkplatz unterhalb der Anlage. www.windeck-bewegt.de