Aus Engelskirchen in den LibanonDer Chef der Grünhelme baut in Beirut Fenster
- Martin Mikat, der Chef der deutschen Hilfsorganisation Grünhelme, stammt aus Engelskirchen-Wallefeld.
- Seit vergangener Woche hilft Mikat mit einem Team Menschen in der libanesischen Hauptstadt, ihre Häuser mit Fenstern und Türen zu sichern.
- Trotz der Coronavirus-Pandemie können sie einstweilen weiter arbeiten.
Engelskirchen/Beirut – Martin Mikat, Vorsitzender der deutschen Hilfsorganisation Grünhelme, ist seit Donnerstag vergangener Woche in Beirut. Der 35 Jahre alte Wallefelder hilft dort Menschen beim Herrichten ihrer Wohnungen, die nach der verheerenden Explosion im Hafen der Stadt oftmals schweren Schaden genommen haben.
Zusammen mit seinem Kollegen Simon Bethlehem und sechs Männern, die sie im libanesischen Arsal, gelegen an der Grenze zu Syrien, in einem Flüchtlingslager ausgebildet haben, baut er in Karantina Fenster und Türen in Wohnungen ein, die bei der Explosion weggerissen worden sind.
„Die Menschen, die hier in diesem Stadtviertel leben, haben alle nicht viel Geld. Wir klopfen überall im Viertel an und erklären dann, was wir machen: Dass wir Holzfenster, also Fensterrahmen und Fensterflügel mit Glasscheiben drin, bringen – und dass die relativ einfach gehalten sind. Unsere Fenster sind mehr als eine temporäre, aber keine dauerhafte Lösung“, erklärt Mikat.
Zwei oder drei, vielleicht auch vier Jahre sollen die Fenster und Türen halten und mindestens in den kommenden beiden Wintern helfen, die Wärme in den Wohnstuben halten.
Fast 100 Familien geholfen
Inzwischen konnten die Grünhelme schon fast 100 Familien helfen. Die Arbeiten werden überwiegend in der mobilen Schreinerei der einst durch den Troisdorfer Rupert Neudeck (1939 – 2016) gegründeten Hilfsorganisation erledigt.
Die steht auf dem zentralen Platz von Karantina und wurde von den Grünhelmen mit dem kompletten Maschinenpark aus ihrer Ausbildungswerkstatt in Arsal ausgerüstet. Dort laufe momentan wegen Corona sowieso nichts, sagt Martin Mikat.
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Also wurde alles auf einen Lastwagen verladen und schon wenige Tage nach der Explosion im Hafen nach Beirut transportiert. Gebaut werden die Fenster aus vier Meter langen Kanthölzern, die in Beirut noch nicht Mangelware sind. Das Glas kaufen die Helfer bei einem örtlichen Händler, der es schon auf Maß zuschneidet.
Allerdings könnte sich die Lage jetzt ändern, denn gerade sei wegen steigender Coronazahlen ein zweiwöchiger Lockdown verhängt worden, berichtet Mikat. Zwar können die Grünhelme dank Sondergenehmigung ihr Werk fortsetzen, aber ob jetzt Holz und Glas weiter mühelos erhältlich sein wird, bleibt abzuwarten.
Auch ansonsten, so Mikat, ist die Versorgungslage entspannt – noch. Sehr viele Hilfsorganisationen seien in der Stadt und hätten, was Lebensmitteln angeht, zunächst sogar ein kleines Überangebot geschaffen – allerdings nur in Beirut. „Das ist nur übergangsweise, die werden nicht lange hier sein“, ahnt der 35-Jährige.
Danach werde es in Beirut wieder so sein wie im Rest des Libanon, den eine Wirtschaftskrise fest im Griff hat. Hohe Arbeitslosigkeit und eine Währung, die massiv an Wert verloren hat, haben dazu geführt, dass sich viele Menschen importierte Lebensmitteln gar nicht mehr leisten können.
Mikat: „Das trifft viele Syrer, die hierher geflüchtet sind, aber inzwischen gibt es auch Berichte von Libanesen, die Hunger leiden. Die Sicherheitslage beschreibt der Wallefelder als „schwierig einzuschätzen“, es gebe Proteste im Land und Spannungen. „Man sieht viel Polizei und Militär, die Plünderungen verhindern sollen. Ich persönlich fühle mich nicht bedroht.“
Untergebracht sind die Grünhelme südlich von Beirut, kostenfrei in einem Apartment, das einer befreundeten Hilfsorganisation gehört.