Ausstellung in NümbrechtUlrike Oeter zeigt Installationen im Haus der Kunst
Nümbrecht – Ein intensiver Lavendelduft ist die erste Sinneswahrnehmung. Dann folgt ein Knirschen, der Blick wandert nach unten zu trockenen Blütenständen, die durch das Zertreten ihre betörende Wirkung entfalten.
Die Schönheit der Natur, aber auch die Wucht der Naturgewalten, ihre Zerstörungskraft und das Zerstörerische, mit dem die Menschheit ihre eigenen Lebensräume vernichtet – es sind viele Aspekte, die Ulrike Oeter in ihren raumgreifenden Installationen im Nümbrechter Haus der Kunst aufgreift, in ein Verhältnis setzt und damit Fragen aufwirft. „Uns mangelt es an Ehrfurcht vor der Natur und an Demut. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die meine Kunst sehen, ihre Haltung zur Welt hinterfragen. Unser Verhältnis zur Natur ist aus den Fugen geraten.“
„Das ist meine ganz eigene poetische Bewältigungsstrategie“
Schon lange war die Ausstellung unter dem Titel „Spurensuche“ der Rösrather Künstlerin im Haus der Kunst geplant. Im Sommer waren erste Ideen längst entwickelt. Und dann kam die Flut. In Hoffnungsthal, wo Ulrike Oeter lebt, wurde ihr Keller vollkommen überflutet, Frühwerke wurden Opfer des Wassers, Papier, Sammlungen, ein Arbeitstagebuch und eine Sammlung von Terrinen. Vieles davon zeigt sie nun in Form von großen Arrangements, sagt, dass sie manches „vor den Rettern gerettet habe“, weil sie beim Anblick der Zerstörung wusste, dass sie daraus Kunst machen muss. „Das ist meine ganz eigene poetische Bewältigungsstrategie“, erläutert sie mit Blick auf ein Werk, das Tisch-Gebet betitelt ist.
Zu sehen sind zerbrochene Terrinen, noch immer voller Schlammspuren der Sülz, die auf Holzlatten balancieren. Die Installation ist gleichzeitig fragil, zeigt so, wie verwundbar der Mensch ist und verstörend durch die Schmutzspuren, die die Macht des Wassers in Erinnerung bringen. Ulrike Oeter setzt sich schon lange mit dem Thema Natur auseinander. 1998 fotografierte sie in Island einen Wasserfall, der ihr, ob seiner fast gewalttätigen Kraft, Furcht einflößte: „Ich hatte damals das Gefühl, den Anblick dieser Kraft nicht aushalten zu können.“
Eine Zartheit, die den Naturgewalten trotzt
Mehr als zwei Jahrzehnte später ist es wieder Wasser, das zunächst Schrecken auslöst, der sich dann zu einem enormen Schaffensdrang wandelt und zur Ausstellung im Haus der Kunst führt. Dort fällt der Blick beim Gang durch die Räume auf helles, höchst zartes Papier.
Große Bögen aus China, die ebenfalls im Keller lagerten, durchnässt wurden, sich verfärbten und nun so gehängt sind, dass eine Wellenbewegung aus Farbe sichtbar wird, die sich bei jedem Lufthauch verändert. Wieder erzählt Ulrike Oeter von einer Zartheit, die den Naturgewalten trotzt, aber verändert aus ihnen hervorgeht. „So wie die Besucherinnen und Besucher nach der Spurensuche vielleicht einen veränderten Blick mitnehmen.“
Die Vernissage findet morgen, Sonntag, 24. Oktober, 15 bis 18 Uhr im Haus der Kunst, Jakob-Engels-Straße 2, statt. Der Eintritt ist frei. Zu sehen ist die Ausstellung von Ulrike Oeter bis zum 14. November.