Australien, Peru und ArgentinienOberberger grüßen aus dem Ausland

Bei einer „Chocolatada“-Feier beschenkte die Morsbacherin Anna-Lena Theisen (r.) in Peru krebskranke Kinder.
Copyright: Anna-Lena Theisen
Auch in diesem Jahr sind viele Landsleute unserem Aufruf gefolgt und berichten von teils abenteuerlichen Festtagen fern der Heimat.
Byron Bay
Ich bin 18 Jahre alt und lebe sonst in Wiehl. Ich habe dieses Jahr am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Abitur gemacht und bin seit September im Rahmen eines sechsmonatigen „Work & Travel“-Aufenthalts in Australien. Die ersten Wochen habe ich damit verbracht, einen Teil der Ostküste zu bereisen, Touren in den Regenwald zu machen und im Great Barrier Reef zu tauchen. Momentan arbeite ich für zwei Monate auf einer Pferderanch im Süden von Queensland. Hier haben wir um die 60 Pferde.
Ich werde die Weihnachtstage zusammen mit den Besitzern und den zehn anderen Mitarbeitern feiern. Nachdem die Pferde versorgt sind, werden wir den Tag am Pool verbringen und abends gemeinsam ein Barbecue machen. Bei uns ist es zur Zeit um die 30 Grad warm. Ich habe in meinem Zimmer einen kleinen Adventskranz und Weihnachtsdekoration, die meine Mama mir zusammen mit einem Adventskalender, deutschen Weihnachtssüßigkeiten und kleinen Geschenken geschickt hat.

Ein wilde Natur erlebt die Wiehlerin Jill Nina Theis in Australien, wo sie auf einer Pferdefarm arbeitet.
Copyright: Jill Nina Theis
Nach den Festtagen werde ich meine Reise fortsetzen und Silvester in Byron Bay, einer kleinen, für Surfen, Tauchen und Schnorcheln bekannten Stadt verbringen. Ende März 2019 werde ich mit vielen neuen Erfahrungen und auf jeden Fall selbstständiger und selbstbewusster wieder ins Oberbergische zurückkehren.Jill Nina Theis
Cusco
Ich bin 19 Jahre alt, stamme aus Morsbach und verbringe Weihnachten in Cusco, Peru. Hier bin ich für zweieinhalb Monate, um als Freiwillige in zwei Projekten zu arbeiten. Den ersten Teil in einer Klinik für Touristen habe ich abgeschlossen und bin nun für vier Wochen in einer Onkologiestation für Kinder. Dort werde ich an den Feiertagen arbeiten.
Gemeinsam mit anderen Freiwilligen waren wir bereits bei den Kindern und haben mit ihnen eine Weihnachtsfeier, genannt „Chocolatada“, veranstaltet. Für diesen Tag wurde der Aufenthaltsraum, in dem die Kinder auch schlafen, mit sehr viel Lametta geschmückt. Nachdem wir mit ihnen gespielt hatten, kamen Angestellte der örtlichen Bank mit Essen, Getränken und Geschenken. Ein Alleinunterhalter kam vorbei, um den Kindern einen schönen Nachmittag zu bereiten. Auch in den Projekten der anderen Freiwilligen veranstalten wir „Chocolatadas“, wie in einer Behindertenschule und in Betreuungen für sehr arme Kinder.

Bei einer „Chocolatada“-Feier beschenkte die Morsbacherin Anna-Lena Theisen (r.) in Peru krebskranke Kinder.
Copyright: Anna-Lena Theisen
Die Feiertage werde ich mit der Gastfamilie verbringen. Das Haus wurde bereits festlich und sehr bunt geschmückt. Für mich fehlt jedoch der Geruch einer richtigen Tanne. Hier ist es verboten, Weihnachtsbäume zu fällen, da sie nur begrenzt vorhanden sind, und deswegen gibt es einen Plastikbaum. Auch eine Krippe wurde aufgebaut. Am Abend des 24.
Dezembers werden wir auf die Plaza di armas gehen, wo ein großer Künstlermarkt stattfinden wird. Anschließend besteht die Möglichkeit, in die Kirche zu gehen, und dann bleibt man bis 2 Uhr wach, um mit Champagner und viel Essen das Weihnachtsfest zu beginnen. Der 25. Dezember ist hier der einzige arbeitsfreie Weihnachtsfeiertag. Silvester werde ich wahrscheinlich mit den anderen Freiwilligen verbringen, die aus verschiedenen europäischen Ländern kommen (Belgien, Frankreich, Schweiz).
Die Kinder der Gastfamilie freuen sich schon riesig auf ihre Weihnachtsgeschenke. Mir geht allerdings der Satz einer Krankenschwester durch den Kopf: Sie mag Weihnachten nicht, da es ein Fest für die Reichen ist und Arme an den Feiertagen oft noch mehr auf ihren Verzicht aufmerksam gemacht werden.
Aus diesem Grund ist es mir sehr wichtig, dass wir die „Chocolatadas“ veranstalten. Bei diesen kleinen Feiern kann man in den Augen der Kinder sehen, wie sehr man sich über kleine Geschenke freuen kann. Allein schon, dass wir zu ihnen kommen und mit ihnen spielen, macht sie sehr glücklich. Für mich ist es gar nicht wichtig, dieses Jahr Geschenke zu bekommen. All das was man zurückbekommt, ist viel wichtiger.Anna-Lena Theisen
Portland
Ich komme aus Müllenbach und lebe nun schon seit über fünf Monaten als Au-pair in Portland, Oregon, USA. Als Au-pair habe ich die Aufgabe, mich um die zwei Kinder der Familie zu kümmern, sei es ihnen morgens beim Zurechtmachen zu helfen, sie zur Schule zu fahren oder für sie Essen zu kochen. Nebenbei gehe ich noch zweimal in der Woche ins College. Ich liebe meine Arbeit hier sehr und bin überglücklich, in Portland ein zweites Zuhause gefunden zu haben.

Mit ihren Schokoadventskalendern hat sich die Müllenbacherin Caren Machinek (2.v.l.) in Portland junge Freundinnen gemacht.
Copyright: Caren Machinek
Wir verbringen den Weihnachtsabend und den ersten Weihnachtsfeiertag zu Hause, da hier die Geschenke erst am 25. Dezember ausgepackt werden. Nach der Bescherung werden die Koffer gepackt und wir fahren zu Mount Hood, um dort unseren Skiurlaub zu verbringen.
Für Silvester habe ich noch keine Pläne. Wahrscheinlich treffe ich mich mit meinen Au-pair-Freunden aus Portland und Umgebung zu einer spontanen Party. Glücklicherweise haben meine Eltern mir ein paar deutsche Leckereien wie Spekulatius und Adventskalender für meine Gastkinder und mich geschickt. Die Kinder freuen sich jeden Morgen mindestens genauso sehr wie ich, ein neues Türchen zu öffnen, jedes Mal mit dem Satz: „German chocolate is the best!“Caren Machinek
Mar del Plata
Ich stamme aus Bergneustadt-Wiedenest und verbringe mit meiner Frau Swenja vier Monate in Mar del Plata, Argentinien. Ich arbeite im dortigen Krankenhaus in der Chirurgie und absolviere damit ein Tertial des Praktischen Jahres meines Medizinstudiums. Für uns ist es eigenartig, das Weihnachtsfest bei Sonne und Hitze zu verbringen. Die Adventszeit geht hier ohne Dekoration, Weihnachtsmärkte und Kälte oder Schnee noch schneller an uns vorbei als in Deutschland. Auch Adventskränze gibt es hier nicht. Deshalb haben wir unseren eigenen aus vier Teelichtern gebastelt.
Um ein bisschen in Stimmung zu kommen, haben wir uns bei Weihnachtsmusik von Michael Bublé Weihnachtsplätzchen (Kokosmakronen und Vanillekipferl) gebacken. Die haben wir dann mit unseren argentinischen Freunden (die die „Galletas alemanas de Navidad“ übrigens sehr lieben) bei unseren täglichen Meriendas (Zwischenmahlzeiten) mit dem immer-präsenten Mate-Tee gefuttert.

Buenos dias, Argentina: Die Wiedenester Swenja und Marc Mißmahl bewirten ihre südamerikanischen Freunde mit deutschen Plätzchen.
Copyright: Marc Mißmahl
Mate-Tee in den typischen Bechern und aus dem Metall-Löffel geschlürft ist eine Tradition, nein, ein Lebensgefühl, dass in Argentinien nicht wegzudenken ist. Dafür werden Busfahrten und Operationen unterbrochen, die Arbeit kurz liegen gelassen und Zeit dafür genommen, auch wenn sie eigentlich nicht da ist. Uhren finden sich sowieso selten hier, denn: „Deutschland hat viele Uhren, aber Argentinien die Zeit!“
Und so freuen wir uns, auch die Festtage hier zu verbringen, die ganz anders ausfallen als in Wiedenest: wahrscheinlich am Strand und bei einer großen argentinischen Asada (Grillevent) mit Fernet-Cola und natürlich einer ausgedehnten Runde Mate-Tee, bei der der Becher von einem zum anderen weitergereicht wird. Wir freuen uns auf das kommende Jahr und unsere Weiterreise nach Patagonien. Im März (passend zum deutschen Frühling) kommen wir dann wieder zurück.Marc Mißmahl
London
Ich komme aus Bergneustadt. Zurzeit mache ich ein Au-pair-Jahr in England und betreue drei Kinder. Ich habe mich dafür entschieden, Weihnachten nicht nach Hause zu fahren, um die Traditionen hier kennenzulernen und mit meiner wundervollen Gastfamilie Weihnachten zu feiern. Ich weiß, dass es kleine Miniwürste in Bacon eingewickelt geben wird. Die sind richtig gut, sagen die Kinder.

Au-pair on Ice: Melissa Müller aus Bergneustadt wagte sich auf die Schlittschuhbahn vor dem Naturkundemuseum in London.
Copyright: Melissa Müller
Den Familiengottesdienst zu besuchen und anschließend mit meiner Freundin Weihnachtsgeschenke auszutauschen, wird mir fehlen. Und auch sich bei den Omas den Bauch vollzuschlagen, bis einem fast schlecht wird.Melissa Müller