Ohne Telefon und InternetBenrother leiden unter Netz-Problemen bei Telekom
Benroth – Sechsmal schon sei ein Techniker der Deutschen Telekom vorbeigekommen, doch immer noch geht das Telefon nicht. „Und Internet haben wir auch keins“, schildert Ute Elberskirch aus der Nümbrechter Ortschaft Benroth. Und damit ist sie nicht allein: In mindestens zehn weiteren Haushalten ist seit dem Jahreswechsel das Telefon gestört und auch das Datennetz ist seither nicht erreichbar. „Für uns ist das besonders schlimm, da mein Mann an Multipler Sklerose leidet und, wenn er allein zu Hause ist, auf den Pflegenotruf angewiesen ist“, berichtet Ute Elberskirch. Dieser Notruf könne nur über ein Telefon gewählt werden: „Denn ein Handy kann mein Mann nicht bedienen.“
Udo Adolphs von der Benrother Dorfgemeinschaft hat eine Liste der Betroffenen erstellt, sein eigener Name steht ebenfalls darauf. „Wir fühlen uns verschaukelt“, sagt er und glaubt, dass die Telekom weitere Investitionen in Benroth scheue, da in Kürze die Nümbrechter Gemeindewerke mit dem Ausbau ihres Glasfasernetzes beginnen und die „Schnelle Luzie“ nach Benroth bringen. Noch gehört das örtliche Netz allein dem Bonner Unternehmen, daher müssen derzeit auch Kunden anderer Anbieter, etwa von 1:1 und der Telekom-Tochter Congstar, auf Telefon und Internet verzichten. Adolphs: „Die Probleme begannen, als die Telekom analoge Anschlüsse auf internetbasierte Zugänge umschalten wollte.“
Störquelle könnte in einem Haus liegen
Gabriele Michalek, zuständige Telekom-Sprecherin für den Bereich „Netz“, bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung den Ausfall des Kommunikationsnetzes in Benroth, bekannt sei diese Störung schon länger. Zurzeit suchten die Techniker täglich nach dem Auslöser, untersucht worden sei unter anderem der Übergabepunkt der Leitung von der Nachbargemeinde Ruppichteroth nach Benroth: „Die Techniker haben den Kabelverzweiger geprüft, von dem alle Anschlüsse der betroffenen Kunden versorgt werden. Dort konnte keine Störung gefunden werden.“
GWN starten Ausbau des Glasfasernetzes
In den kommenden Tagen wollen die Gemeindewerke Nümbrecht (GWN) auch in Benroth mit dem Ausbau des Glasfasernetzes starten und dann 125 Häuser an das schnelle Internet anschließen. Das erklärt Geschäftsführerin Karina Tuttlies auf Anfrage. „Allerdings müssen wir die Stellen, an denen das Kalte-Nahwärme-Netz entsteht, vorerst auslassen, damit wir dort nicht zweimal graben müssen.“
Im Rathaus der Gemeinde wartet Bürgermeister Hilke Redenius täglich auf den Förderbescheid für das etwa 340 000 Euro teure Vorhaben. „Wir erwarten eine Summe von rund 188 000 Euro aus dem Leader-Programm“, erzählt der Verwaltungschef. Und GWN-Geschäftsführerin Tuttlies berichtet, dass sich elf Benrother Haushalte künftig über dieses Netz mit zu 100 Prozent aus regenerativer Energie gewonnener Wärme versorgen wollen. „Die dafür notwendigen Solarthermie-Anlagen werden auf dem Dach des Dorfhauses und am Benrother Weinberg installiert.“ (höh)
Weitere Messungen, so die Sprecherin, deuteten darauf hin, dass die Störquelle möglicherweise in einem Haus liege, das an den Verzweigerstandort grenze. Gabriele Michalek: „Unseren Kollegen wird jedoch der Zutritt auf das Gelände nicht gestattet, daher konnten bisher keine Maßnahmen zur Behebung der Störung vorgenommen werden.“ Service-Kräfte der Telekom bemühten sich derzeit um eine Einigung mit den Bewohnern.
Gekappte Leitungen bedeuten finanziellen Schaden
Der Ärger der Benrother hat auch Nümbrechts Rathaus erreicht. Neu sind die Probleme für Bürgermeister Hilko Redenius indes nicht: „Als die Telekom in der Ortsmitte ihre Anschlüsse umgestellt hat, kam es zu ähnlichen Ausfällen“, sagt der Verwaltungschef und berichtet etwa vom Schulzentrum, das nach den Sommerferien und bis etwa Oktober nur auf sehr schmaler Leitung unterwegs gewesen sei.
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Dass ihre Leitung derzeit gekappt sei, bedeute womöglich sogar einen finanziellen Schaden, betont derweil die Benrotherin Anita Becker, die eine Ferienunterkunft vermietet: „Für Anfragen sind wir derzeit nicht erreichbar.“ Auch die Nachbarn hätten seit Wochen weder Telefon noch Internet, ergänzt Anita Becker. Dazu gehört auch Uwe Becher, der in Benroth eine Tischlerei führt. Er sorgt sich um seine Mutter, die ebenfalls auf den Hausnotruf angewiesen sei. Immerhin funktioniere das Telefon im Haus ab und zu, die Empfangsqualität schwanke dann allerdings erheblich. „Wir können uns also nicht auf das Netz verlassen“, ärgert sich Becher. Daher habe er seinen Vertrag mit der Telekom soeben gekündigt.