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„Die Preise explodieren“Bergische Gastwirte beklagen hohe Kosten für Martinsgänse

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Gänse werden in diesem Jahr noch einmal teurer. (Symbolbild)

Wipperfürth/Lindlar – Für die Martins- und Weihnachtsgans müssen Gastronomen und auch die Kunden in diesem Jahr tief in die Tasche greifen. Denn die Gans wird immer teurer. „Die Preise steigen nicht, sie explodieren“, sagt Sulejman Gurmani. Er ist seit 35 Jahren Gastronom und Inhaber vom Alten Amtshaus in Lindlar. „Wir sind bekannt für unseren Gänsebraten. Das heißt, ich muss den weiterhin anbieten, egal wie die Preise sind“, erzählt der 57-Jährige.

Preise teils verdoppelt

Bereits in den letzten beiden Jahren habe es im Einkauf deutliche Preissteigerungen gegeben. „Doch was dieses Jahr passiert, ist nicht normal“, sagt Gurmani. Im letzten Jahr habe er noch knapp 15 Euro pro Kilo Gans bezahlt. Jetzt kostet ein Kilogramm Gans im Einkauf über 20 Euro.

Die gestiegenen Preise für das Federvieh haben mehrere Ursachen: Zum einen ist Futter teurer geworden – auch wegen des Krieges in der Ukraine – zum anderen sind wegen der Vogelgrippe weniger Küken auf dem Markt verfügbar. Dazu kommen gestiegene Energiekosten.

Wie viele Gäste kommen?

Normalerweise kaufe Gurmani 1,2 Tonnen Gans pro Jahr. In diesem Jahr habe er seinen Einkauf auf eine Tonne reduziert. „Es ist für uns total schwierig die Situation einzuschätzen. Wie viele Gäste können sich Gänsebraten überhaupt noch leisten? Wieviel bekommen wir weg? Wie weit können wir die Preise anheben?“, erklärt Gurmani. Eins ist jedoch klar. Die Preise eins zu eins weitergeben, ist nicht möglich.

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Auch Daniela Stuntebeck, Eigentümerin vom Landhaus Napoleon, spricht von einem Gänsepreis, der sich „fast verdoppelt hat“. Dazu kommen für die Gastronomie noch die steigenden Personal- und Energiekosten. „Wenn wir die Preise eins zu eins weitergeben, dann würde niemand mehr die Gans essen“, sagt die 42-jährige Wipperfürtherin. Gewinn mache Stuntebeck mit Gänsebraten aktuell keinen mehr. Vielmehr gehe es darum, die Tradition fortzuführen.

Auch die Beilagen kosten

Maronen, Rotkohl, Kartoffelklöße, Rosenkohl und süßer Apfel. All das sind klassische Beilagen für den Gänsebraten und auch bei den Gästen im Bergischen sehr beliebt, versichern die Gastronomen. „Aber auch die Preise hierfür steigen“, sagt Daniela Stuntebeck.

Gebe man diese Preise zusätzlich zum Gänsebraten auch noch an die Kunden weiter, wäre das Gericht laut Gurmani für viele Gäste kaum bezahlbar. „Wie lange wir Preise noch halten und Preissteigerungen für die Kunden noch geringhalten können, wissen wir nicht“, sagt Gurmani.

„Eine 40 am Preisanfang kann man den Gästen auf keinen Fall zumuten. Deshalb schlucken wir die Preissteigerungen zum Großteil. Doch wir kommen auch nicht drumherum, die Preise etwas anzuheben“, erklärt Jörg Sprenger. Der 44-Jährige führt das Landgasthaus Wiesengrund bereits in der vierten Generation. Im letzten Jahr nahm Sprenger für die Gerichte mit Gans zwischen 22 und 25 Euro. In diesem Jahr werden die Preise für Keule und Brust circa bei 30 Euro liegen. Traditionell wird das Landgasthaus Wiesengrund den Gänsebraten ab Allerheiligen anbieten.

Gäste müssen mehr zahlen

Im Landhaus Napoleon in Wipperfürth-Lamsfuß wird es die Gans ab dem 11. November geben. Hier liegen die diesjährigen Preise knapp über 30 Euro pro Portion. „Daran machen wir keinen Gewinn. Sonst stände eine vier davor“, sagt Daniela Stuntebeck dazu. Bei größeren Gruppen muss der Gänsebraten vorbestellt werden. Alle anderen Gäste können ihren Gänsebraten auch spontan vor Ort bestellen.

Auch der Hohkeppeler Hof bietet Gänsebrust und -keule ab dem 11. November an. Familie Prues hat sich als Eigentümer dazu entschlossen, die Preise circa um vier Euro im Vergleich zum Vorjahr anzuheben. Damit liegen die aktuellen Preise knapp an den 30 Euro. Hauptgründe für die Preissteigerung seien jedoch nicht nur der Preis für die Gänse, sondern auch die erhöhten Lohn- und Energiekosten, heißt es von der Familie. Am Heiligabend, den 24. Dezember, bietet der Hohkeppeler Hof zudem „Gans to-go“ an. Das heißt, fertig gebratene Gänse mit allen Beilagen zum Abholen.

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Sulejman Gurmani vom Alten Amtshaus hat seinen Preis für Gänsebraten um fünf Euro anheben müssen. Gewinn erziele er damit trotzdem keinen. Somit kostet der Gänsebraten ab dem 28. Oktober im Alten Amtshaus 35 Euro pro Gast. „Das ist natürlich schwer für uns, den Preis so anheben zu müssen. Wir hoffen da auf Verständnis von den Gästen“, sagt Gurmani.

Keine Alternativen

Auf Verständnis hoffen auch die anderen Gastronomen. „Die Gäste haben schon gefragt, ob es in diesem Jahr wieder Gänsebraten geben wird. Denn für die, die Gans wollen, gibt es auch keine Alternative. Da können wir denen keine Ente vorsetzen“, erklärt Daniela Stuntebeck. Ähnlich sieht es auch die Familie Prues. Für sie gehört die gefüllte Gans zum Geschäft dazu.

Das betonen sie auch: „Gans ist Gans, was will man da anders machen?“. Dass Stammkunden weiterhin kommen, um ihren Gänsebraten zu essen, da sind sich die Gastronomen sicher. Wie gut der Verkauf von Gans bei der restlichen Kundschaft laufen wird, bleibt abzuwarten.