Rettung für den „Jägerhof“Bürger sammeln Ideen zum Erhalt der Traditionskneipe
Bergneustadt – Dass die Bergneustädter ihren Jägerhof im Herzen der Altstadt nicht nur erhalten, sondern mit ganz neuen Leben füllen wollen, zeigte die rege Beteiligung an der Bürgerversammlung im evangelischen Gemeindehaus am Donnerstag. Da war jeder Platz besetzt, ehe in Gruppen engagiert und zielgerichtet diskutiert wurde. „Hier und jetzt entscheiden Sie, ob wir die Chance haben, dafür erhebliche Fördermittel zu bekommen“, machte Bürgermeister Wilfried Holberg klar.
Allein 18,6 Millionen Euro könnten aus dem Topf der Regionale 2025 kommen, für den sich die Stadt mit dem Projekt Altstadt beworben und mittlerweile den B-Stempel bekommen hat. „Wir sind auf der Zielgeraden zum begehrten A-Stempel“, sagte Holberg. Außerdem hat die Stadt eine Bewerbung als „Dritter Ort“ beim Land NRW eingereicht und für eine erste Förderphase die Zusage erhalten. „Wenn wir in der zweiten Phase punkten, gibt es Geld in sechsstelliger Höhe.“ Das heißt konkret: Die Stadt könnte mit den Mitteln aus dem Städtebauprogramm Eigentümerin des Gebäudes werden, es einschließlich der Säle sanieren und zu einem Bürgerzentrum ausbauen. Voraussetzung allerdings ist, dass die Bürger ein Programm entwickeln.
60 Bergneustädter unterstützen das Projekt
Der Eigentümer des Jägerhofs, Heinz Jaeger, hatte vor zwei Jahren signalisiert, die Traditionswirtschaft bald aus Altersgründen aufzugeben. „Wenn wir nicht jetzt zu konkreten Ergebnissen kommen, werden wir den Jägerhof in dieser Form verlieren“, warnte Holberg. „Wir müssen hier und jetzt unsere Hausaufgaben machen“, forderte Ursula Mölders vom Stadt- und Regionalplanungsinstitut Jansen, das die Stadt bei der Projektplanung unterstützt.
Das ließen sich rund 60 Bergneustädter zwischen 20 und 80 Jahren nicht zweimal sagen. Vor allem die Gruppe, die sich um eine künftige Nutzung kümmerte, hatte innerhalb einer halben Stunde den ganzen Tisch voller Karten mit Vorschlägen – vom Silvesterdobbeln bis zum Tanzen für alle, vom Mutter-und-Kind-Treff bis zum Sprachkurs für Migranten. Kein Problem, die zahlreichen Ideen so zu strukturieren, dass sich zum Schluss bereits ein Wochenprogramm mit diversen möglichen Nutzern abzeichnete.
Schnelle, wenn auch vorläufige Ergebnisse
Fünf Interessierte meldeten sich spontan, das Konzept weiter auszuarbeiten und im Februar 2020 einer Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf vorzutragen. Weitere trugen sich nach der Veranstaltung in eine entsprechende Liste ein. Auch die Gruppe, die sich mit dem künftigen Träger und einem möglichen Betreiberkonzept beschäftigte, kam schon zu vorläufigen Ergebnissen. Favorisiert wurde eine gemeinnützige GmbH. Fünf Bergneustädter mit einschlägiger Erfahrung, darunter auch Juristen, erklärten sich bereit, diese Idee weiter auszuarbeiten. Ein Wirt könnte als hauptamtlicher Angestellter die Wirtschaft betreiben.
Demnächst lässt die Stadt aus den bereits bewilligten Fördermitteln einen Film drehen, der – in verschiedenen Medien gezeigt – Bewerbern mit „Kulturverstand, Herz und Erfahrung in der Gastronomie Lust auf den Jägerhof machen soll“, so Matthias Thul von der Stadt. Fehlt noch ein neuer Name statt des Arbeitstitels Kulturkneipe, „denn das Ministerium fördert keine Kneipen“, so Thul. Ob das Kind nun „Nyestadthus Jägerhof“, „Kulturraum“ oder noch ganz anders heißen soll, darüber sollen die Bergneustädter im neuen Bürgeronlineportal, das ab 1. Januar in Betrieb ist, abstimmen.