Spektakuläre Bergung in BergneustadtSchleichwege werden Lkw-Fahrern zum Verhängnis
Bergneustadt – Es waren Nachbarn, die Detlef Kämmerer die Nachricht am Samstagmorgen überbrachten: „Da liegt ein Lkw auf Deiner Wiese!“ Kämmerer, der die Stelle am Rand der Bergneustädter Ortschaft, wo es passiert ist, von zu Hause aus nicht einsehen konnte, machte sich auf den Weg und staunte nicht schlecht: Ein 40-Tonner-Lkw – die Zugmaschine mit russischem, der Auflieger mit lettischem Kennzeichen – war in einer Kurve von der Straße abgekommen und umgekippt.
Wie sich der Fahrer des Lkw in der Nacht zum Samstag in die Ortschaft im Othetal verirrt haben könnte, darüber hat Detlef Kämmerer ganz konkrete Vorstellungen: „Wahrscheinlich wollte er über die Belmicke zurück zur Autobahn. Dann hat er kehrtgemacht, als er die Brücke gesehen hat, wo nur Fahrzeuge bis zu 16 Tonnen erlaubt sind. Und auf dem Rundweg um Immicke hat er sich festgefahren.“
Neue Baustelle noch nicht auf dem Schirm gehabt
Der Grund für solche Manöver ist schnell ausgemacht: Die in der Vorwoche eingerichtete Südring-Baustelle hat sich offenbar noch nicht bis zu allen Lkw-Fahrern, vor allem zu denen aus dem Ausland, herumgesprochen. Bereits am Freitagmittag hatte sich ein Lkw-Fahrer aus Montenegro auf dem Baldenberger Weg in Bergneustadt in einer Anliegerstraße festgefahren.
In Immicke dauerte die Bergung des Lkw am Samstag bis in den Nachmittag und führte sogar noch zu einem Unfall, bei dem ein Arbeiter schwer verletzt wurde. Laut Polizei war der 54-jährige Reichshofer von einer Kette getroffen worden, als sich ein Bauteil der Hebevorrichtung löste, nachdem der Kran den Auflieger angehoben hatte.
Schleichwege nicht so stark empfehlen
Für Kämmerer, der selbst für die SPD im Stadtrat sitzt, sind Irrfahrten wie diese jetzt kein neues Problem. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder darüber gesprochen, dass man die Hersteller von Navigationsgeräten dazu bringen müsste, dass die Schleichwege von der A 4 durch Bergneustadt und Wiedenest zur A 45 nicht so stark empfohlen werden“, erinnert er sich. Gelungen sei das nie.
Tatsächlich, sagt Bürgermeister Wilfried Holberg, habe es schon Überlegungen gegeben, sich an Pilotprojekten zu beteiligen, um bestimmte Wege, die gar nicht befahrbar sind, aus den Navis zu tilgen. Das aktuelle Problem vom Wochenende hält der Bürgermeister aber für Startschwierigkeiten bei der Südring-Baustelle: „Ich setze darauf, dass sich die Probleme, die die beiden Kollegen hier am Wochenende hatten, unter den Truckern sehr schnell herumsprechen.“
Andere Möglichkeiten, durch weitere Hinweise oder stärkere Kontrollen des Problems Herr zu werden, sieht Holberg nicht. Hinweisschilder auf der Autobahn, wie auch er sie sich gewünscht hätte, seien schon in ersten Gesprächen als wenig sinnvoll abgelehnt worden.
Ein Grund dafür: Ortsunkundige würden die gar nicht richtig wahrnehmen. Und wie wenig Schilder tatsächlich bewirken, zeige ja auch der Fall vom Freitagmittag, so Holberg: „Jemanden, der so viele Sperrschilder überfährt, um in so einem Engpass zu landen, dem helfe ich auch nicht mit Schildern auf der Autobahn.“