Aldi schließt, Schoofs bautBergneustadt gibt Widerstand gegen zwei neue Märkte auf
Bergneustadt – Bergneustadt gibt den Widerstand gegen einen neuen Netto-Markt an der Kölner Straße und einen Rossmann-Drogeriemarkt auf demselben Grundstück auf. Bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung hat der Planungs-, Bau- und Umweltausschuss am Montagabend beschlossen, das dafür notwendige baurechtliche Änderungsverfahren einzuleiten.
Es dürfte weniger die Klage des Immobilieninvestors Schoofs gegen die verweigerte Baugenehmigung für sein Vorhaben gewesen sein, als vielmehr der Druck der Bewohner von Kleinwiedenest, der die Politik zum Umdenken bewegte. Denn der dicht besiedelte Stadtteil wird spätestens Ende 2021 ohne Nahversorger dastehen. Wenn nämlich in der „Neuen Mitte“ im Stadtzentrum ein 1800 Quadratmeter großer Aldi-Nord eröffnet, will der Discounter seine Filiale in der Henneweide dichtmachen. Und gleichzeitig offenbar verhindern, dass sich ein Konkurrent dort niederlässt, berief sich Grünen-Ausschussmitglied Roland Wernicke auf inoffizielle Aussagen des Unternehmens. Zwar ist Aldi-Nord nicht Eigentümer des Grundstücks, hat auf diesen aber offenbar genügend Einfluss, um diesen „Wunsch“ durchzusetzen.
Netto 400 Meter entfernt
Nächstgelegener Markt ist dann der knapp 400 Meter entfernte Netto. Auf dem Grundstück dort will Investor Schoofs zunächst einen etwas größeren neuen Netto-Markt bauen, den alten dann abreißen und durch einen Neubau für einen Rossmann-Drogeriemarkt ersetzen (wir berichteten).
Bislang hatte die Stadt das abgelehnt und sich geweigert, den Bebauungsplan entsprechend zu ändern, um der Neuen Mitte nicht zu schaden. Mit dem Aus für den Aldi an der Henneweide hat sich die Lage geändert – und zwar so grundlegend, dass man die Schoofs-Pläne jetzt passieren lassen solle, meinte nicht nur Wolfgang Lenz (FDP). Zusammen mit Stefan Retzerau (SPD) hatte er zuvor beantragt, den Tagesordnungspunkt vom nichtöffentlichen in den öffentlichen Sitzungsteil zu holen, „das Thema ist zu wichtig, die Öffentlichkeit muss informiert sein“.
„Rolle rückwärts“ galt als unwahrscheinlich
Retzerau räumte ein, dass man Lebensmittelmärkte „satt und genug“ habe, sie seien allerdings schlecht verteilt. Wenn Aldi an der Henneweide schließt, stünden 3000 Bürger und vor allem die alten unter ihnen ohne Nahversorger da. Das dürfe man nicht zulassen. Falls auch Netto schließe, weil er seine Pläne nicht verwirklichen könne, wäre das „eine Katastrophe“.
Die „Rolle rückwärts“ der Politik hatte Bürgermeister Wilfried Holberg noch vor einem Jahr gegenüber dieser Zeitung für „höchst unwahrscheinlich“ gehalten. Und auch jetzt war er nicht überzeugt von deren Notwendigkeit. Sein Allgemeiner Vertreter Matthias Thul warnte vergeblich vor der Konkurrenz, die ein weiterer Drogeriemarkt vor allem für die Apotheken und das Sanitätshaus im Stadtzentrum bedeuten könne.