Konzept für weniger KohlendioxidBergneustadt hat eine neue Klimaschutzmanagerin
Bergneustadt – Klimaschutz fängt im Kleinen an. Wenn sich Nora Leidig auf den Weg zu ihrer neuen Arbeitsstelle im Bergneustädter Rathaus macht, nimmt die neue Klimaschutzmanagerin hinter dem Steuer eines Hybrid-Autos Platz. Das teilt sie sich mit ihrem Mann, berichtet die 27-Jährige. Viel lieber würde Leidig in den Linienbus steigen – doch die Verbindung aus ihrer Heimat im mehr als 30 Kilometer entfernten rheinland-pfälzischen Birken-Honigsessen sei zu zeitintensiv.
Eventuell lässt sich da etwas tun, denn das Thema Mobilität und Öffentlicher Nahverkehr ist eines von vielen Handlungsfeldern, das Leidig seit ihrem Arbeitsantritt am 1. Oktober auf der Agenda hat. Ihr Job ist es, ein Klimaschutzkonzept aufzustellen, damit die Stadt Bergneustadt weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre entlässt. Dafür hat sie zwei Jahre Zeit – auf diesen Zeitraum ist ihre vom Bundesumweltministerium geförderte Stelle befristet. Danach will die Stadt eine dreijährige Verlängerung für ihren Posten beantragen, anschließend könnte sie aus der Stadtkasse weiter bezahlt werden. Klar ist: Für die Umsetzung der Maßnahmen, die bis Frühjahr 2023 im fertigen Konzept stehen sollen, braucht es Zeit.
Treibhausgas- und Energiebilanz für Bergneustadt
Die vergangenen drei Monate seit Jobantritt hat Leidig genutzt, um sich in ihre von vielen Gesetzen und Bestimmungen begleitete Tätigkeit einzuarbeiten, sich mit anderen Klimaschutzmanagern in der Region zu vernetzen – und um die Ausschreibung für ein externes Beraterbüro auf den Weg zu bringen, das den Prozess unterstützt und eine Treibhausgas- und Energiebilanz für das Stadtgebiet aufstellt. Die Ausschreibung konnte sie am Montag veröffentlichen, „ein erster Meilenstein“, sagt Leidig.
Die Mischung aus Management-Aufgaben und der praxisbezogenen Arbeit vor Ort hat Leidig schon im Studium schätzen gelernt. An der Bonner Uni studierte sie bis zum Bachelor Volkswirtschaftslehre, sattelte dann das Masterstudium in Agrar- und Lebensmittelwirtschaft drauf, mit Schwerpunkt Umwelt- und Ressourcenökonomie. Praktika führten sie für die Konrad-Adenauer-Stiftung nach Namibia und für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit an die Elfenbeinküste. Dort in Afrika war sie unter anderem damit betraut, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.
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Auf die Bergneustädter Bürger will Leidig bald zukommen. Wenn das Beraterbüro bis Ende Februar gefunden ist, soll es spätestens im Sommer eine Auftaktveranstaltung für die Öffentlichkeit geben. Während der Konzepterstellung möchte sie zu einer Präsentation einladen. Auch soll es Workshops mit Experten, Stadtpolitikern und eventuell ausgewählten Bürgern geben. „Dass sich die Menschen vor Ort mit ihren Ideen einbringen, ist zentraler Bestandteil des Konzepts“, sagt Leidig. Dazu will sie auch Möglichkeiten auf der städtischen Homepage schaffen.
Bürgeranregungen, Expertenmeinungen, Beratertipps – all das wird ins Konzept einfließen, über das die Ortspolitik befinden wird. Neben Mobilität könnten auch Einsparpotenziale und erneuerbare Energien Handlungsfelder sein, erklärt Leidig. Das Strategiepapier könnte in neuen Vorgaben umgesetzt werden, etwa zum energieeffizienten Bauen oder zur Dachbegrünung – oder auch in mehr klimapolitischer Bildung in den Schulen und Kitas. Leidig sieht sich als die Impulsgeberin, um das Thema in alle Lebensbereiche der Stadt hineinzutragen.
Dass die Bergneustädter mitmachen, ist sich Leidig sicher: „Klimaschutz ist in den Köpfen der Menschen angekommen.“