Tag der offenen MoscheePer App beten die Muslime aus Bergneustadt Richtung Mekka
Bergneustadt – Es war kein Zufall, dass der Islamische Kultur-Verein ausgerechnet am Einheitstag die Türen der Bergneustädter Moschee öffnete. „Wir gehören zu diesem Land dazu, heute ist der richtige Zeitpunkt, um das noch einmal zu betonen“, begrüßte Fetin Karaca, Vorsitzender des Vereins, die Gäste an der Wiesenstraße.
Dort konnten sich die Besucherinnen und Besucher einen eigenen Eindruck von dem Gebetshaus verschaffen – und vor allem Fragen stellen. In kleinen Gruppen führten Abdullah Ulay und Recep Özgül die Menschen durch die Räume und skizzierten die Säulen des Islam.
Am Eingang zum Gebetsraum fiel den meisten die vergoldete Tafel auf, auf der eine Menge digitaler Uhrzeiten blinkten. „Der gläubige Muslim betet fünfmal am Tag“, erklärte Ulay. Für das Morgengebet etwa gebe es eine Zeitspanne zwischen dem Imsak, also der ersten Morgendämmerung im Osten, bis zum Sonnenaufgang.
Mekka-Suche per App
Pflicht beim Gebet ist der Blick in Richtung Mekka. In der Moschee gibt die aufwendig verzierte Gebetsnische die Richtung vor. „Wenn man unterwegs ist, helfen Apps mit integriertem Kompass und den aktuellen Terminen für alle Zeitzonen“, verriet Ulay mit einem Schmunzeln und ergänzte auch gleich, warum gen Mekka gebetet wird. „Der Überlieferung nach trafen sich Adam und Eva nach ihrer Vertreibung am Berg Arafat nahe Mekka wieder und baten Gott erfolgreich um Vergebung. Aus unserer Sicht begann dort also das menschliche Leben auf der Erde.“
Neue Moschee im Gewerbegebiet
Auf Kompromiss geeinigt
Für das künftige Gewerbegebiet Dreiort hatte der Bergneustädter Bau- und Planungsausschuss Mitte August den Bebauungsplan aufgestellt. Wie damals berichtet, betonte Bürgermeister Matthias Thul aber, dass damit keine Entscheidung in Sachen Moschee-Neubau gefallen sei.
Im Juni hatte das Rathaus einen Kompromiss zwischen der Politik und dem Moscheeverein vermittelt, der im Stadtrat Chancen auf eine Mehrheit hat. Danach darf der Verein in Dreiort einen 1000 Quadratmeter großen Neubau errichten, muss aber auf das Minarett verzichten.
Ein "würdeloser" Gebetsort
Ideen, wie die neue Moschee aussehen könnte, gebe es natürlich, sagt Recep Özgül vom Vorstand des Moscheevereins. Aber: „Wir haben noch keine Details zeichnen lassen, das Geld wollen wir uns sparen, bis die Pläne wirklich sicher sind.“ Fest stehe aus Sicht des Vereins dagegen: „Unsere momentanen Hallen sind ein würdeloser Ort für das Gebet zu Gott.“
Um die 700 Gläubige kämen regelmäßig in die Moschee, informierte Özgül. Davon um die 90 Prozent – das wisse man ziemlich genau, seitdem man während der Hochphase der Pandemie Adresslisten anfertigten musste – direkt aus Bergneustadt. Der Rest reise aus der unmittelbaren Nachbarschaft an, etwa aus Derschlag. Wer behaupte, eine neue Moschee würde Gläubige von Köln bis Siegen nach Bergneustadt ziehen, mache inakzeptable Stimmung, so Özgül. „Wir leben nicht mehr in den Achtzigerjahren, inzwischen gibt es Moscheen in Dieringhausen, Engelskirchen, Waldbröl und Meinerzhagen, zum Gebet fährt da niemand mehr quer durch den Kreis.“
Umstrittenen Neubau besprochen
Da war es also, das heikle Thema des Moschee-Neubaus, das Bergneustadt seit Jahren beschäftigt. Denn natürlich, das bestätigte Recep Özgül, wolle der Verein den Aktionstag auch dazu nutzen, um für die Idee eines Neubaus zu werben, indem man auf Platzprobleme in dem seit 1982 genutzten Gebäude hinweise.
Bestes Beispiel sei die Empore für die Frauen. „Sie sind nicht zum Freitagsgebet verpflichtet, aber viele würden daran teilnehmen, wenn Platz wäre“, berichtete Recep Özgül. Warum Männer und Frauen überhaupt getrennt beteten, fragten seine Gäste. Antwort Özgül: „Wir fokussieren uns so auf den Dialog mit Gott, ohne dass die Geschlechter einander ablenken – das ist der einzige Grund.“