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360 Betonstützen benötigtBergneustadts Neue Mitte braucht länger und wird teurer

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Bergneustadt Luftbild neue Mitte

Das Gelände der Neuen Mitte kann nicht bebaut werden, ehe nicht 360 Betonpfeiler im Boden die Fundamente tragen.

Bergneustadt – „Aufwändig war das Projekt von Anfang an“, sagt Immobilienentwickler Paul Daub über die „Neue Mitte“ in Bergneustadt. Jetzt mussten er und die heimischen Investorengemeinschaft eine weitere Wendung verdauen: Das Vorhaben wird mit 20 Millionen Euro erheblich teurer als geplant, und die Eröffnung des Aldi-Marktes verzögert sich deutlich.

„Schuld“ an der misslichen Lage ist die Dörspe, bzw. das, was von ihrer früheren Größe auf dem Gelände übrig geblieben ist. „Vor drei bis fünf Millionen Jahren muss die Dörspe mal ein größeres Gewässer gewesen sein“, erklärt Daub. Heute fließt sie verrohrt neben dem Baugelände her. Ihre Hinterlassenschaft aus früherer Zeit sind Auenlehm und sandiger Kies – Material, das ein mehrgeschossiges Gebäude mit rund 2100 Quadratmeter Grundfläche nicht tragen würde.

Aldi gewährt Verlängerung, die Investoren ziehen mit

Deshalb wird jetzt immer noch nicht gebaut, sondern zunächst gebohrt. Seit vergangener Woche schon wird am Bauplatz ein haushoher Bohrer montiert. Er soll die Löcher für die 360 Betonpfeiler in den Baugrund treiben, die nötig sind, um sowohl der Tiefgarage als auch dem neuen Aldi-Markt samt der 28 Wohnungen darüber den notwendigen Stand zu geben.

Die neuste Visualisierung des Aldi-Markts in der Neuen Mitte.

3,50 Meter lang und einen halben Meter breit werden die unterirdischen Stützen sein, am oberen Ende sogar noch etwas breiter. Darauf sollen dann die Fundamente ruhen. Bis es soweit ist, werden zwei, drei Monate vergehen. Daub rechnet mit Mehrkosten von vier Millionen Euro. Dass er trotzdem die Ruhe nicht verliert, hat zwei Gründe: Der Discounter Aldi-Nord hat ihm eine Verlängerung von sechs Monaten eingeräumt, um den neuen Markt fertigzustellen. Und die Investoren haben den neuen Kostenrahmen von jetzt 20 Millionen Euro akzeptiert, „und zwar ohne irgendwelche Abstriche an der Qualität zu machen“, stellt Daub erleichtert fest. „Das heißt, Ende 2022 wird Bergneustadt eine richtig schöne neue Mitte haben.“

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Dass die Neue Mitte jetzt deutlich teurer wird (ursprünglich war ein Volumen von zehn Millionen Euro genannt worden), führt auch zu einer gravierenden Änderung im Wohnungsbestand: Ein Teil sollte als Eigentumswohnungen verkauft werden. Angesichts der Kostensteigerungen aber „würden die für Bergneustadt zu teuer“, sagt Daub. „Jetzt behalten wir alle Wohnungen und vermieten sie vernünftig.“ Die Einnahmen aus einem Verkauf fehlen den Investoren jetzt auch in ihrer Rechnung, was zu dem größeren Kostenrahmen von 20 Millionen Euro beiträgt.

Der schlechte Bauboden ist nicht der einzige Grund für Verzögerungen des ehrgeizigen Projekts, seit die Investorengruppe die Gebäude aus der Müller-Insolvenz 2016 übernahm. Zuletzt hatte ein Aldi-Konkurrent ins Stocken gebracht, dann stellte sich heraus, dass die Neue Mitte im Bebauungsplan als Kerngebiet ausgewiesen ist. Das erlaubt zwar großflächigen Einzelhandel, aber keine Wohnungen. Deshalb musste eine Baugenehmigung ohne Bebauungsplan beantragt werden. Die liegt noch immer nicht vor, lediglich für die Gründungsarbeiten jetzt gibt es bislang eine Teilgenehmigung.