Theater gegen die PandemieBergneustädter Schauspiel-Haus ist nicht am Ende
Bergneustadt – Die Lockerungen der Corona-Vorschriften kommen für das Bergneustädter Schauspiel-Haus zu spät. Wie viele andere Kultureinrichtungen wird Axel Kriegers Kleinkunstbühne vor der Sommerpause nicht mehr loslegen. „Das Programm ist abgefrühstückt.“ Mit einer Ausnahme: Am Freitag und Samstag, 3. und 4. Juli, jeweils 20 Uhr, holt Krieger das Gastspiel des Kabarettisten Johannes Schröder nach. „Herr Schröder“ ist ein Kölner Gymnasiallehrer, der humoristisch und recht erfolgreich vom Schulalltag berichtet. Karten gibt es unter (02261) 47 03 89.
Ensemble zieht in den Jägerhof um
Für die beiden Aufführungen geht Krieger allerdings in den „Jägerhof“. Das Traditionslokal in der Altstadt erlebt seine Premiere als Kulturtempel. Krieger geht davon aus, dass die Infektionsschutzregeln es erlauben, alle 99 Plätze zu verkaufen, und setzt auf ein entsprechendes Zuschauerinteresse. Das war am vergangenen Samstag nicht gegeben, als es noch um die erstmalige Wiederbespielung des Schauspiel-Hauses ging, coronabedingt mit nur elf Plätzen: Özgür Cebe war mit seinem Programm „Ghettos Faust“ zu Gast und fand keinen einzigen Zuschauer.
Axel Krieger glaubt, dass viele Kabarettfans sich so kurz nach Ende des Lockdowns noch nicht so recht aus dem und in sein Haus getraut haben. „Aber das war nicht dramatisch. Ich führe bei Özgur Cebes Programm Regie, und so haben wir die Zeit für eine Probe genutzt“, sagt Krieger. Im Schauspiel-Haus geht es am 31. August weiter, wenn der Jazzpianist Stefan Heidtmann zum „Blue Monday“ einlädt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ohne Zorn blickt Krieger zurück auf eine Zeit, in der ihn die Gesundheitspolitik zur Zwangspause verurteilt hat. Ob die Härte der Maßnahmen angemessen war, könne am Ende niemand mit Gewissheit sagen. Sein mildes Urteil lautet: „Es kann in so einer Situation nicht alles richtig gemacht werden.“ Die Abwägung von Freiheitsrechten und Gesundheitsvorsorge sei eben eine heikle Angelegenheit. Von der Politik erhofft er sich aber nun, dass die Kultur bei der Konjunkturförderung angemessen berücksichtigt wird, immerhin habe der Bundespräsident ihre Bedeutung als „Lebensmittel“ hervorgehoben. Die Künstler, die nur ein kleines oder gar kein finanzielles Polster haben, müssten nach den Ferien wieder spielen können, sonst werde Corona zu einer kulturellen „Katastrophe“ führen.
Axel Krieger selbst kann und will weitermachen, weil er und seine Bühne in der Krise viel Unterstützung erfahren haben. Zahlreiche Spenden an den Förderverein haben ihn vor der drohenden Pleite bewahrt. „Daran haben sich auch viele Leute beteiligt, die gar nicht zum Stammpublikum gehören, sondern es einfach nur wichtig finden, dass unser kleines Theater erhalten bleibt.“ Die damit ausgedrückte Wertschätzung habe ihn mindestens so sehr gefreut wie das Geld.