Bergneustadt hat seinen 723. Geburtstag gefeiert. Mit viel Programm, neuer Pusteblume und mehr als einer faustdicken Überraschung.
Kunterbunter StadtgeburtstagWarum plötzlich Alf im Bergneustädter Rathaus das Sagen hat
Am Samstag feierte die „Feste Nyestad“ ihren 723. Stadtgeburtstag. Wie im Vorjahr begann die Feier am Nachmittag auf dem Hackenberg. Dort präsentierte der Zirkus Orlando nach der Begrüßung durch Bürgermeister Matthias Thul ein einstündiges Programm.
Bergneustädter Zirkus Orlando machte den Auftakt
Neben Akrobatik, Trampolin, Balance auf dem Hochseil und Einradfahren waren besonders die ästhetischen Darbietungen am Trapez oder am Vertikaltuch echte Hingucker. Welch fantastische Figuren dabei geturnt werden können, zeigte etwa Trainer Maximilian Schneider. Sehenswert war auch die Breakdance-Nummer des Hackenbergers Alec Funk (10), der als „Free Alecgator“ über die Matten turnte.
Sein Vater Gökhan Hazar berichtete, dass der Junge schon seit drei Jahren auch im Hip-Hop und Freestyle unterwegs sei. Mutter Anni Funk ergänzte: „Er tanzt für sein Leben gern.“ Moderiert wurde dieser Veranstaltungsteil von dem 18-jährigen Luca in seinem BVB-Rollstuhl. Mit Begeisterung kündigte er die Gruppe Schieweg an, die die rund 150 Gäste mit emotionalen Songs unterhielt.
In Begleitung von Landsknechten und Marketenderinnen ging der Bürgermeister dann den historischen Weg der Stadtgründer vom Hackenberg in die Altstadt. Abweichend von der letztjährigen Route machte der von dem Mittelalterduo „Kurtzweyl“ und dem Narren „Maxx“ angeführte Zug diesmal einen Schlenker um die kürzlich neu errichtete „Pusteblume“, die 2022 bei einem Verkehrsunfall zerstört worden war. Während der Umrundung ertönten drei Salutschüsse aus der Böllerkanone am Heimatmuseum und Matthias Thul erklärte scherzhaft: „Der dritte cheht nach Chummersbach.“
Mit einem Fanfarensignal kündigte Herold „Walther von der Pferdeweide“ alias Jürgen Körber am Losemundbrunnen Walter Utz, den Vorsitzenden des Heimatvereins, als „Walter von der Burstenweide“ an. Der wiederum betonte die Bedeutung des Stadtgeburtstags: „Wir schaffen uns damit ein kleines Stück Heimat.“ Im Hinblick auf die Feier zum 725. Jubiläum lud er ein, sich an der Gestaltung des mehrtägigen Festes aktiv zu beteiligen: „Die Stadt ist ein Spiegelbild ihrer Bewohner – nicht umgekehrt.“
Nach dem frisch eingeübten „Tortanz“ der Landsknechte und Marketenderinnen unter Anleitung von „Spielweib Barbara“ präsentierte sich noch einmal der Zirkus Orlando mit Jonglagen und einer grandiosen Diabolo-Darbietung. Mit ihren Gardetänzen brachte die Funkengarde Belmicke karnevalistischen Schwung in die Altstadt und wurde dafür mit dem Applaus der mehreren Hundert Zuschauer belohnt. In seiner Ansprache ließ der Bürgermeister das vergangene Jahr Revue passieren und freute sich über die positive Entwicklung der „Neuen Mitte“. Und es gehe weiter: „Nächste Woche unterschreibe ich den Kaufvertrag für den alten Extra-Markt.“ Von der Verwaltung gerne gesehen seien Ideen und Anregungen von Seiten der Bürger, nicht jedoch destruktive Kritik: „Wir sind offen für alles, aber nicht für braune Polemik.“
Bergneustädter Stadtdukat 2024 geht an Dieter Kuxdorf
Im Hinblick auf den Jubiläumsgeburtstag freute sich der seit der 700-Jahr-Feier 2001 amtierende Amtmann Gerhard von Plettenberg (Gerhard Halbe), in Matthias Thul einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. Er überreichte ihm den Schlüssel für die Stadttore und verlieh ihm seinen neuen Namen: Matthias Alf von der Leyen, Drost und Amtmann von Neustadt.
Im Anschluss verlieh Thul den diesjährigen Stadtdukaten an Dieter Kuxdorf, der sich neben seinem Engagement in der Lokalpolitik und als stellvertretender Bürgermeister vor allem um die Bergneustädter Sportvereine verdient gemacht hat. Den krönenden Abschluss des Stadtgeburtstages gestalteten Helga Sterling-Schmuck und Antje Schnellenbach als die Waschweiber „Minchen und Jettchen“ beim Plausch am Losemundbrunnen.
Die beiden hatten eine Menge schmutziger Wäsche zu waschen, nahmen die neue und die geplante Treppe in die Altstadt aufs Korn, kommentierten Hickhack im Stadtrat und machten sich Gedanken über den neuen Namen des Bürgermeisters: „Mattes, zieht es Dich vielleicht zur Uschi?“