Nach der Partie zwischen Ungarn und der Schweiz erwarten die Brüder Gomez-Velazquez am Mittwoch die Schotten in Köln.
Fußball-EMDrei spanische Brüder aus Bergneustadt gehören zu den Volunteers im Kölner Stadion
Aus dem Nichts tauchen die beiden Gesichter aus Bergneustadt auf der Leinwand auf, mittendrin im Freudentaumel der Eidgenossen: Es ist der vergangene Samstagnachmittag, als der Schweizer Stürmer Breel Embolo bei der Fußball-Europameisterschaft den Ball zum 3:1 ins ungarische Tor lupft und anschließend im Kölner Stadion zur Eckfahne flitzt. Im Nu sind seine Mitspieler da, die Kameraleute setzen die jubelnde Traube ins Großformat – und mit ihr flimmern plötzlich auch Miguel und Carlos Gomez-Velazquez weltweit über die Bildschirme.
Bergneustädter haben sich erfolgreich beworben
Die Brüder sind als sogenannte Volunteers, als Freiwillige, bei der EM im Einsatz. Und genau diese Kölner Eckfahne ist ihr Revier. Rund 1600 Ehrenamtler sorgen allein am Kölner Spielort dafür, dass das Turnier ein Erfolg wird. „Dabei haben sich zehnmal so viele auf der Uefa-Plattform beworben“, berichtet Diego Gomez-Velazquez, der dritte Bruder im Bunde. Dass die Bewerbung des oberbergischen Trios erfolgreich war, überrascht allerdings nicht.
Erfahrung bei der Begleitung von Großturnieren sei gefragt gewesen, erklärt Diego. Die haben die gebürtigen Spanier zweifellos. Seit der Weltmeisterschaft 2006 steht Familie Gomez-Velazquez parat, wenn angepfiffen wird. Damals schirmten die Bergneustädter David Beckham ab und pumpten exakt vorgegebenen Luftdruck in die Spielbälle. Und auch diesmal haben alle drei wieder Urlaub für den Fußball genommen. „Wir tragen den Volunteer-Virus einfach in uns“, nickt Diego und lacht.
Bis zum Achtelfinale werden die Oberberger noch bei vier weiteren Duellen in Köln eingesetzt, allerdings in verschiedenen Teams. Miguel und Carlos gehören zur Truppe direkt am Spielfeldrand, die Fotografen in Schach halten und Flitzer abschrecken soll. Nach dem schon sehr lauten Auftritt der Ungarn rechnen sie für heute noch mit zusätzlichen Dezibel des schottischen Anhangs. „Wir erleben die Faszination für die EM wirklich hautnah, näher geht es nicht.“
Diego hat seinen Platz als Springer, ist etwa im Medienzentrum Ansprechpartner für alle Sorgen der Korrespondenten, hilft Verirrten bei der Platzsuche oder muss – im besten Fall – selbst eine Sitzschale besetzen. „Für die Kameras müssen die Ränge nämlich komplett gefüllt aussehen“, verrät der Bergneustädter, der heute um 14 Uhr seinen Dienst antritt und mit dem Feierabend nicht vor 2 Uhr am Donnerstag rechnet. „Bis auch die Fernsehteams alles abgebaut haben, dauert es immer lange.“
Am Donnerstag sind die Bergneustädter ganz normale Fans
Ohnehin investiert Diego in diese EM noch etwas mehr Zeit als seine Brüder. Bereits die gesamte letzte Woche war er im Kölner Stadion unterwegs, die Bandenwerbung musste ausgetauscht, jedes noch so winzige Schild in rot-weißen Geißbockfarben mit dem Uefa-Blau überklebt werden.
Nur am morgigen Donnerstag macht das Pflichtbewusstsein mal eine Pause, selbst bei Miguel, Diego und Carlos Gomez-Velazquez: Die Bergneustädter Brüder haben nämlich Tickets für das Topspiel zwischen Spanien und Italien in Gelsenkirchen bekommen. In der Schalker Arena wollen sie sich zusammen zurücklehnen und mal nicht an die Organisation oder daran denken, was möglicherweise schieflaufen könnte – sondern einfach mal Fußballfans sein und auf ein packendes Duell hoffen.