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Umstrittene DokuImpfskeptiker veranstalteten Filmabend in Bergneustadt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schild mit der Aufschrift «Ich will keine Impfung» steht am Rande einer Kundgebung von Anhängern von Verschwörungstheorien zur Corona-Krise im Großen Garten auf einer Wiese.

In Bergneustadt und auch im Märkischen Kreis hatten die Filmemacher lange vergeblich nach einem Ort für die Vorführung gesucht. Erfolgreich waren sie letztlich in der Bergneustädter Gaststätte Rengser Mühle.

„Nur ein Piks“ des AfD-nahen Regisseurs Mario Nieswandt ist in der Rengser Mühle gezeigt worden. Zuvor gab es eine geheime Kolonne der Besucher.

Der impfkritische Film „Nur ein Piks – Im Schatten der Impfung“ ist am Freitagabend tatsächlich in Bergneustadt über die Leinwand geflimmert. Vor anderthalb Wochen hatten wir über die Pläne der Produktionsfirma Taurus Pictures berichtet, den 73-minütigen umstrittenen Dokumentarstreifen zur Corona-Pandemie in der Stadt zu zeigen und dort anschließend auch eine Diskussionsrunde mit dem AfD-nahen Regisseur Mario Nieswandt auf die Beine zu stellen.

Erst Bergneustadt, dann Lüdenscheid und dann doch wieder zurück

Den Veranstaltungsort wollten die Organisatoren damals allerdings nicht verraten – dabei dürfte hartnäckigen Gerüchten zufolge auch eine Rolle gespielt haben, dass lange überhaupt keine Örtlichkeit zur Verfügung stand, weil die Stadt, diverse Bergneustädter Vereine und auch die Kirchen dem Film in ihren Räumen keine Bühne bieten wollten.

Nun steht fest: Die Filmemacher sind sich am Freitagabend kurzfristig mit den Betreibern der Rengser Mühle einig geworden, das hat Restaurantchef Maik Vormstein dieser Zeitung am Montag bestätigt. Doch der Reihe nach: Anfang letzter Woche hatten sich Nieswandt und sein Team noch auf Lüdenscheid als Ausweichort für Bergneustadt eingestellt, für die Vorstellung im Saal eines griechischen Restaurants waren sämtliche 110 Karten verkauft.

Geheime Kolonne von der Aggertalsperre zur Rengser Mühle

Wie die Redaktion des Märkischen Zeitungsverlags recherchiert hat, sagten die dortigen Restaurantinhaber am Freitagmorgen aber kurzfristig ab – die Angelegenheit war öffentlich geworden, Stammgäste drohten damit, das Restaurant künftig zu meiden. Die Organisatoren standen nun gehörig unter Druck und nahmen Kontakt zur Rengser Mühle auf – erfolgreich, wie nun bekannt ist.

Zum Schluss haben die Organisatoren den Filmbesuchern eingetrichtert, nun wüssten sie ja, wen sie zu wählen hätten – und das seien gewiss nicht die Altparteien.
Ohrenzeuge und Restaurantbesucher in der Rengser Mühle

Um die Vorführung in dem Haus am Rengsebach nicht auch noch durch irgendwelche Reaktionen zu gefährden, wurde nach Recherchen dieser Zeitung den Ticketinhabern am Freitagnachmittag nur ein Parkplatz an der nahen Aggertalsperre als Treffpunkt genannt, von dort ging es dann am Abend in der Kolonne zur Mühle. Auch die Kollegen im Märkischen Kreis bestätigen diesen Ablauf nach eigenen Nachforschungen.

Teilnehmer von zwei Gruppen, die an diesem Abend im Restaurant aßen, berichteten dieser Redaktion am Montag, dass der Film zwar in einem separaten Raum abgespielt worden, die Veranstaltung durch regelmäßigen Applaus und die anschließende Diskussion mit dem Regisseur über Mikrofon aber auch im Restaurant gut hörbar gewesen sei.

Einer der Ohrenzeugen sagte: „Zum Schluss haben die Organisatoren den Filmbesuchern eingetrichtert, nun wüssten sie ja, wen sie zu wählen hätten – und das seien gewiss nicht die Altparteien.“ Offiziell hatten die Verantwortlichen einen Zusammenhang zwischen Doku und der Bundestagswahl zuletzt bestritten.


Das sagt der Restaurantchef: Am Montagmittag haben wir mit Maik Vormstein, Chef der Rengser Mühle, über seine Rolle bei der Vorführung des Films „Nur ein Piks – Im Schatten der Impfung“ am Freitagabend gesprochen. Vormstein betont, dass er keinen Grund gesehen habe, das Zeigen der Dokumentation in seinen Räumen abzulehnen. Diese Entscheidung bereue er auch im Nachgang nicht – ganz im Gegenteil. „Es war eine stimmige Gemeinschaft, es gab Begegnungen, die wirklich ans Herz gingen, und die eine gemeinschaftliche Verbundenheit zum Ziel hatten.“

Maik Vormstein berichtet, er habe am Freitag durchweg positive Erfahrungen erlebt. „Das hat Spaß gemacht“, so der Restaurantchef. Maik Vormstein betont zudem, dass jeder Mensch ein „eigenes Wertesystem“ habe, also ganz verschieden bewerte, was er für falsch oder richtig halte. In Sachen Filmvorführung wünsche er sich eine neutrale Beschreibung der Ereignisse. Gerade im Zusammenhang mit der umstrittenen Doku habe es die in der Vergangenheit nämlich oft nicht gegeben.