Juri Eckhoff verbindet mit dem Turmblasen schöne Kindheitserinnerungen. Aber auch Gefahr für sein Gehör.
Brauchtum im AdventTrompeter Juri Eckhoff ist Solist beim Turmblasen in Bergneustadt
Am Samstag steigt er wieder die vielen steilen Stufen ganz hoch hinauf in den Turm der Altstadtkirche in Bergneustadt, dick eingepackt mit wollener Unterwäsche, zwei paar Socken, Mütze und Handschuhen. So dick, dass sein Koffer mit der Trompete kaum durch die engen Luken passt und er sich selbst „wie ein Michelin-Männchen“ fühlt. Denn am Samstagabend findet das traditionelle Turmblasen der Evangelischen Kirchengemeinde statt, und Juri Eckhoff ist der Turmbläser, der mit seiner Trompete in luftiger Höhe weihnachtliche Melodien spielt.
„Ich muss nur sehen, dass ich vor dem Beginn des Abendläutens ganz oben im Turm oberhalb der Glocken bin, denn wenn es mich in der Glockenstube erwischt, bin ich hinterher taub“, sagt der 35-jährige Bergneustädter und lacht.
Bergneustädter spielt Trompete seit dem achten Lebensjahr
Seit seinem achten Lebensjahr spielt Juri Eckhoff Trompete. „Damals haben wir in der Nähe der Musikschule in Essen gewohnt,“ erzählt er. „Da bin ich immer mit meiner Mutter vorbei gegangen, und die Klänge der Blechbläser, die aus den offenen Fenstern zu hören waren, haben mir so gut gefallen, dass ich das auch lernen wollte.“
Und weil er oft und gern bei seinem Opa Helmut Eckhoff in Bergneustadt zu Besuch war, musizierte er als Jugendlicher schon mal mit anderen zusammen in der Altstadtkirche, und seit einigen Jahren mit einer Zwangspause in der Corona-Zeit auch als Turmbläser. „Dieses Gemeinschaftserlebnis, wenn so viele Menschen unten auf dem Kirchplatz zusammen kommen und singen, das ist einfach schön“, begeistert sich der Musiker.
Wenn er selbst Pause hat, das Mundstück der Trompete am Körper und die kalten Finger in den Handschuhen aufwärmt und der Bläserkreis unten vor dem Gemeindezentrum übernimmt, singe er manchmal selbst die Lieder mit, verrät er. Dann genießt er den Ausblick auf die Lichter der Altstadt. Im Gebälk des Turms hat er Namen entdeckt, die ins Holz geritzt wurden, und er überlegt, ob die vielleicht von seinen Vorgängern stammen. „Schließlich hat das Turmblasen ja Tradition.“
Juri Eckhoff hat eine künstlerische Ausbildung in Trompete, Klavier und Gesang und studierte Schulmusik. Im Alltag arbeitet er als Musiklehrer in einem Bonner Gymnasium und spielt in zwei Big Bands. „Wenn ich Zeit habe, übe ich drei Stunden täglich“, erzählt er. Ein vielfältiges Repertoire von Haydn bis Hummel, von Vivaldi bis John Williams, der vor allem durch die Musik zum Film „Star Wars“ bekannt wurde. „Das Üben gehört dazu wie beim Fußballer das Dribbeltraining, um fit zu bleiben“, schmunzelt er. Zum Glück habe er in Bergneustadt tolerante Nachbarn.
Die Liste mit den Melodien, die er dieses Jahr spielen wird, sei schon fertig, verrät der Trompeter. Auch das Programm des Bläserkreises steht. Viele hätten sich dieses Jahr traditionelle Stücke gewünscht. Juri Eckhoff wünscht sich für Samstag vor allem gutes Wetter. „Wenn es regnet, sehe ich nur Schirme und höre die Lieder, die unten gesungen werden, nur sehr gedämpft. Am schönsten wäre, wenn es schneit!“
Bergneustädter Brauchtum
Das adventliche Turmblasen der Evangelischen Kirchengemeinde Bergneustadt findet statt am Samstag, 9. Dezember, um 19 Uhr auf dem Platz vor der Altstadtkirche. Der Bläserkreis unter der Leitung von Kreiskantorin Annemarie Sirrenberg spielt weihnachtliche Melodien zum Mitsingen. Gegen eine Spende für die Leukämie- und Lymphomhilfe Oberberg und den CVJM gibt es an den Ständen Glühwein, Apfelpunsch und Würstchen.