Losemund-Theater inszeniert in Bergneustadt die turbulante Karaoke-Komödie „Machos auf Eis“.
Karaoke-KomödieBergneustädter Losemund-Theater entfesselt den Wahnwitz im Kühlraum
Langanhaltender Jubel des Publikums am Ende eines Bühnenstücks – damit darf man rechnen. Aber dass man die Zuschauer zu „Zugabe!“-Rufen bewegt? Dem Ensemble des Losemund-Theaters ist dieses Kunststück am Samstagabend gelungen.
Auf dem Spielplan stand die Premiere der Karaoke-Komödie „Machos auf Eis“ von Christian Kühn (Regie: André Fritsche). In der ausverkauften „Kleinen Bühne“ nahm der Wahnwitz schnell seinen Lauf. Schauplatz: der Kühlraum eines Restaurants mit ausgefallener Kühlung und einer von innen abgebrochenen Türklinke – im Prinzip eine Falle. Der ganze Laden scheint marode, der Chef sitzt im Knast, der neue Inhaber will dort in Kürze einen Wrap-Laden eröffnen.
Hochzeitsnacht im Kühlraum
Nach und nach finden sich in einer Sommernacht dort vier Männer und eine Frau ein, aus ganz unterschiedlichen Motiven. Da ist etwa Adrian (Marlo Potthoff), der im Restaurant seine Hochzeit gefeiert hat und an dem schon lange Zweifel an der Treue seiner Liebsten nagen. Da ist der Koch Sven (Roberto Weyda), der auch an seinem letzten Arbeitstag sein ganz eigenes Päckchen zu tragen hat. Beiden Charakteren verliehen die Schauspieler glaubwürdig ihre mehr oder weniger tragischen Züge, um sie dann später zunehmend entschlossen singen und tanzen zu lassen.
Erschreckend authentischer Macho
Singen und tanzen – das muss sein, weil DJ Sandro (André Fritsche), nach eigener Aussage eine Konifere auf seinem Gebiet, es so will. Der Bruder der Braut war als Entertainer für die Hochzeit gebucht. Er ist nicht die hellste Kerze auf der Torte, hat aber seine Karaokemaschine mit in den Kühlraum gebracht und hält eisern an seiner Aufgabe fest, Stimmung zu machen – wobei man Fritsche den Alleinunterhalter von der ersten Sekunde abnimmt und immer mal wieder meint, in der Figur den einen oder anderen real existierenden Fernsehprominenten wiederzuerkennen.
Schließlich landet noch der Makler Marcel in der Runde, ein Macho reinster Ausprägung, von Oliver Gelhausen erschreckend authentisch verkörpert.
Gurken, Würstchen und ein Kasten Bier sind vorhanden, es gibt kein Entkommen. Doch es entwickeln sich keine ausgelassenen Klassenfahrt-Vibes, sondern Diskussionen über Rollenbilder der Geschlechter und es gibt Macho-Witze wie diesen: Woran erkennt man einen Gentleman? Er bringt seiner Frau den Abwasch ans Bett.
Vier Männer, die sich in herzlicher Abneigung verbunden sind – da ist viel Platz für Verwicklungen und Überraschungen. Das Ensemble, schließlich komplettiert von Meike Steinbach als Stimme der Vernunft, nutzt aber mit schauspielerischer Freude auch weidlich die sich bietenden Slapstick-Momente. Irre, wie die Männer der Reihe nach Heike Makatsch imitieren, mit einem Wischmob als Perücke, und sich gegenseitig interviewen.
Verrückter Unterhaltungscocktail
Aus den Anleihen von Lustspiel, Verwechslungs- und Screwballkomödie und jeder Menge Karaokeeinlagen, vom Publikum mitklatschend begleitet, mixt Regisseur Fritsche mit dem authentischen Ensemble einen verrückten Unterhaltungs-Cocktail. Am Ende steht das Quintett wie eine mehr oder weniger zufällig gecastete Band auf der Bühne und macht den Kühlraum zur Disko.
Alle folgenden Aufführungen sind bereits ausverkauft.