AboAbonnieren

„Mein ältester Schatz“Bergneustadts treueste Seele besitzt Fell und zwei lange Ohren

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist ein Mann, der einen Plüschhasen im Arm hält.

Bis heute sind Joachim Dick aus Bergneustadt und sein Stofftierhase unzertrennlich.

In unserem Sommerwettbewerb geht es um persönliche Schätze. Dieser hier begleitet Joachim Dick aus Bergneustadt schon fast 70 Jahre.

Ob Hasi sich die Ohren zugehalten hat, als der kleine Joachim im Gummersbacher Krankenhaus herumschrie, ist nicht überliefert. Gesichert ist jedoch, dass Hasi letztlich wieder in den Armen seines Besitzers landete und bis heute – auf der Kommode im Schlafzimmer – das Leben des mittlerweile 70-Jährigen begleitet. Doch von Anfang an.

Bergneustädter musste mit Scharlach auf die Isolierstation

Mit knapp fünf Jahren musste der Bergneustädter Joachim Dick wegen einer Scharlachinfektion drei Wochen auf der Isolierstation bleiben. Eine lange Zeit für einen Knirps, der eigentlich eine Großfamilie gewohnt war. Hasi, ein sandfarbenes Steifftier, gehörte da schon seit einigen Jahren zu dem jungen Bergneustädter. „Er war wahrscheinlich ein Weihnachtsgeschenk gewesen“, vermutet Dick – das älteste Foto mit Hasi datiert auf 1957, eins gibt es von 1960.

Ein kleiner Junge sitzt mit einem Plüschhasen auf dem Bett.

Seinen Hasen erhielt Joachim Dick aus Bergneustadt in den Fünfzigerjahren, vermutlich als Weihnachtsgeschenk.

Als Gefährte durfte Hasi natürlich mit ins Krankenhaus. Aber, oh Schreck, er durfte nicht wieder hinaus! „Wegen der Infektionsgefahr sollte ich ihn zurücklassen“, erinnert Joachim Dick sich und beschreibt seine Reaktion auf diese Eröffnung so: „Ich habe so lange auf der Station rumrandaliert, bis man Hasi die ganze Nacht mit Lauge und unter Speziallicht desinfiziert hat.“

Ich habe so lange auf der Station rumrandaliert, bis man Hasi die ganze Nacht mit Lauge und unter Speziallicht desinfiziert hat.
Joachim Dick machte bei seinem geliebten Stofftier keine Kompromisse

Hasi im Arm lief er schließlich nach drei langen Wochen auf seine Mutter zu, die selbst einen neuen Ersatz-Hasi dabeihatte. „Den Neuen habe ich keines Blickes gewürdigt!“ Wo der bedauernswerte neue Hase später abgeblieben ist, vermag Joachim Dick heute nicht mehr zu sagen.

Der einzig wahre Hasi zeigt heute noch die Spuren der Liebe seines Besitzers zu ihm. Er ist geflickt, hat den Knopf im Ohr verloren und auch ein bisschen Fell. Doch das tut der Verbindung zu Joachim Dick keinen Abbruch, denn das Kuscheltier ist für den Bergneustädter ein Symbol für nostalgische Erinnerungen an seine Kindheit mit den drei Geschwistern und einem großen Freundeskreis.

In der Studienzeit blieb Hasi in Bergneustadt

Eine Weile hatten die beiden sich allerdings auch aus den Augen verloren. Als der Bergneustädter im BWL-Studium in Münster war, blieb Hasi in Oberberg. „Anfang der 1980er Jahre tauchte er wieder bei mir auf. Vermutlich hat meine Mutter ihn mir damals gegeben.“ Doch auch wenn Hasi nach Münster nicht mitdurfte, in die Schweiz ist er jedenfalls schon gereist.

So erzählt Sabine Dick lächelnd: „Ich habe Hasi einmal zur Weihnachtszeit in das Gepäck meines Mannes geschmuggelt. Der Hase trug dabei eins meiner Nikitücher, damit Joachim sich an mich erinnert – ich selbst konnte nämlich erst ein paar Tage später in den Urlaub nachkommen.“ Joachim Dicks Kindern war übrigens immer klar, dass Hasi nicht zu ihrem Spielzeug gehört. „Mein Sohn hatte selber einen Hasen, meine Tochter eine Käferspieluhr“, sagt der Bergneustädter lachend.

Beide haben die Treue zu ihren geliebten Tieren vom Vater geerbt und sie, wie er, mit Spuren ihrer Zuneigung hinterlassen. Joachim Dick sagt: „Hasi ist inzwischen, so wie ich, schon lange in Rente und darf sich jetzt gemütlich auf unserer Kommode ausruhen.“


Mehr über den Sommerwettbewerb zum Thema „Mein ältester Schatz“

Mit der Volksbank Oberberg haben wir Sie bei unserem Sommerwettbewerb 2024 nach ihren ganz persönlichen Schätzen gefragt. Aus mehr als 170 Bewerbungen hat unsere Redaktion 20 Teilnehmer ausgewählt, deren Geschichte wir in der Zeitung erzählen. Nach den Sommerferien bestimmt eine Jury, welche Teilnehmer es auf die drei vorderen Plätze schaffen und welche auf die Ränge vier bis 20. Am 8. Oktober werden die Finalisten in der Volksbank in Wiehl geehrt.