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StadtgeburtstagBeim traditionellen Bergneustädter Fest gab es in diesem Jahr viele Neuerungen

Lesezeit 3 Minuten
Die Waschweiber in Aktion.

Die Waschweiber Jettchen (Antje Schnellenbach) und Minchen (Helga Sterling-Schmuck) wuschen die "dreckige Wäsche" des letzten Jahres auf Hochdeutsch.

Am Samstag wurde in Bergneustadt der 722. Stadtgeburtstag gefeiert – ein Fest mit langer Tradition, das in neuem Gewand erstrahlte.

722. Stadtgeburtstag in Bergneustadt – das klingt erst mal nach Routine. Kein Stadtjubiläum, keine Schnapszahl, also alles wie immer. Oder?

Von wegen: Das traditionsreiche Fest, organisiert vom Heimatverein, hat einen völlig neuen Programmablauf verpasst bekommen. Zudem gab es erstmals, nur einen Steinwurf vom Losemund-Brunnen entfernt, eine große Bühne auf der Hauptstraße. Und auf eine Premiere hatten die Neustädter besonders gespannt gewartet: Zum ersten Mal nahmen sich Helga Sterling-Schmuck und Antje Schnellenbach als Waschweiber Minchen und Jettchen der „dreckigen Wäsche“ des letzten Jahres an.

Auf dem "Weg der Stadtgründer".

Nach dem Auftakt auf dem Hackenberg marschierte die Festgemeinde auf dem "Weg der Stadtgründer" in die historische Altstadt.

Doch der Reihe nach, denn schon der Auftakt war ein Novum: Das Fest begann gegen 15 Uhr auf dem Hackenberg, wo unter anderem der Zirkus Orlando auf dem Breslauer Platz auftrat. Gut zwei Stunden später schlugen Bürgermeister Matthias Thul in Begleitung von Landsknechten, Marketenderinnen und Vertretern von Kindergärten, Schulen, Vereinen und der Ratsfraktionen den „Weg der Stadtgründer“ ein.

„Warum das veränderte Programm?“, fragte nach der Ankunft in der Altstadt der Bürgermeister, der (durchgehend mit angelegter Bürgermeisterkette) zusammen mit Matthias Gothe vom Heimatverein auch durchs Programm führte. Was steckt hinter den Neuerungen? Er habe in der Corona-Zeit keine Gelegenheit gehabt, Antrittsbesuche zu machen. Deshalb wurden auch die Bergneustädter Vereine mehr   eingebunden. „Es ist auch ein bisschen üben“, so Thul, denn in drei Jahren steht der 725. Stadtgeburtstag auf dem Programm, und der soll ja in Form eines Neustadt-Treffens über die Bühne gehen.

Erstaunliche karnevalistische Passagen

In diesem Jahr gab es erstaunliche karnevalistische Passagen: Tänzerinnen der Belmicker Funkengarde eröffneten schmissig das Programm, die „singenden Karnevalspräsidenten“ Rainer Tomasetti und Kevin Mankel schmetterten ihre Version der Bläck-Fööss-Hymne „In unserem Veedel“ und formulierten nicht weniger kölsch die Aufforderung: „Komm, loss mer fiere auf Neustädter Art!“

Ganz ohne Mundart und damit signifikant anders, als man es jahrelang von Gerda Rippel und Horst Kowalski kannte, nahmen sich Minchen und Jettchen das vergangene Jahr vor. Sie begannen auf dem Losemund-Brunnen, wechselten aber bald auf die Bühne und zogen vom Leder: Sie nahmen die Vorliebe ihres Bürgermeisters für Turnschuhe auf den Kieker, lobten Walter Jordan als den besten Museumsdirektor, „den wir je hatten“, sie thematisierten einen geplanten Windpark und eine befürchtete „feindliche Übernahme“ durch die Gummersbacher – und mussten feststellen, dass es da „einen braunen Fleck im Hemd“ gibt, der einfach nicht rausgehen will.

Bürgermeister Thul überreicht den Stadtdukaten an Heinz Rehring.

Bürgermeister Matthias Thul (mit Amtskette) verlieh den diesjährigen Stadtdukaten an Heinz Rehring, den scheidenden Dirigenten des Feuerwehrmusikzuges.

Nicht weniger gespannt wie auf die neuen Waschweiber hatten viele Neustädter auf die Auflösung des alljährlichen Rätsels gewartet: Wer bekommt den Stadtdukaten? Heinz Rehring war es, der scheidende Dirigent des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Bergneustadt, der passenderweise mit seinem Klangkörper schon auf der Bühne stand, als Thul ihn ehrte. Viele hätten ihn im Rathaus vorgeschlagen, berichtete Thul. „Sein Name stand seit Jahren ganz oben auf der Liste“, verriet er und nahm sich Zeit, um Heinz Rehring und dessen Werdegang zu beschreiben.

Insbesondere betonte er das soziale Engagement des Musikzug-Leiters, der viele junge Menschen an die Musik herangeführt habe und – wenn nötig – ihnen Musikinstrumente besorgt habe. „Das ist alles nicht selbstverständlich, und das ist oft auch nicht sichtbar“, so Thul. Heinz Rehring bedankte sich gerührt und erklärte sein Engagement mit einem Motto: „Alles, was man macht, muss man aus Leidenschaft machen.“