Streamingdienste lassen Musikgenuss heutzutage überall und immer, in allen Genres, mit unzähligen Bands, Orchestern oder Solomusikern zu. Nachrichtendienste ploppen regelmäßig im Display unser aller Smartphones auf. Die weltweite Vernetzung haben schon Kinder drauf. Aber so war’s ja nicht immer.

Anfang der 1960er Jahre konnte daher ein kleines Blaupunkt-Radio zu einem sehr großen Schatz werden, wie Hanna und Wolfgang van Kerkom berichten. Das Paar aus Bergneustadt heiratete am 15. Januar 1961 in der örtlichen Kirche St. Stephanus und erhielt zur Hochzeit von Hanna van Kerkoms Großvater die stattliche Summe von 100 DM. „Das war damals viel Geld“, sagt Wolfgang van Kerkom. Er legte noch 10 Mark drauf und ging am Tag nach der kirchlichen Trauung zu Frau Engel.

Das Radiogerät wurde einst bei Radio Engel in Bergneustadt gekauft

Radio Engel war damals schon eine Institution in Bergneustadt. Frau Engel verkaufte dem jungen Mann, mit eigens eingeräumtem „Hochzeitsrabatt“, ein kleines beigefarbenes Blaupunkt-Gerät, das ab diesem Zeitpunkt im Hause van Kerkom den Zugang zur Welt symbolisierte. So erzählt Hanna van Kerkom (84): „Ein Fernseher war nicht finanzierbar, die Zeitung hatten wir auch noch nicht abonniert. Also haben wir die Nachrichten im Radio gehört.“ Und ihr Mann (85) ergänzt: „In unserer Zwei-Zimmer-Altbauwohnung am Dreiort stand das Radio auf einer Konsole, die mein Vater Franz uns geschenkt hatte. Auf diesem Brett hatte vorher sein Volksempfänger seinen Platz gehabt.“

Klassische Musik von Mozart und Beethoven begeisterte die Eheleute, spannende Krimihörspiele hielten die beiden in Atem, die Beiträge eines Afrikaforschers aus seiner Zeit im Kongo sind bis heute in Erinnerung geblieben, die Zeitschrift mit dem Radioprogramm lag stets griffbereit. „Wenn eine Sendung kann, auf die wir uns freuten, haben wir es uns vorher gemütlich gemacht und uns dafür auch wirklich die Zeit genommen“, blickt Hanna van Kerkom zurück und sagt, dass sie diese Zeit heute noch als angenehm empfindet, weil sie nicht so schnelllebig war.

Aus dem Blaupunkt-Radio drangen zwischenzeitlich auch Märchen

Als Sohn und Tochter auf der Welt waren, drangen aus dem Radio auch bald schon Märchen. Und als Hanna van Kerkom ihrem Mann ein Tonbandgerät geschenkt hatte, konnten Konzerte und Märchen sogar für späteres Wiederhören festgehalten werden.

Musik gehört fest zum Leben des Paares. Viele Jahre hatten sie ein gemischtes Abo für das Gummersbacher Bühnenhaus, genossen, immer in Reihe 14 sitzend, Konzerte, Theater und Operetten. „Zum Glück haben wir beide den gleichen Musikgeschmack. So gab es nie Streit um die Programme im Radio oder im Theater“, erinnert sich Hanna van Kerkom schmunzelnd.

Mein ältester Schatz

Elke Hartmann aus Morsbach geht seit 1971 mit dem Wohnwagen auf Reisen

Von

Jens Höhner

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Mehrere Umzüge später steht das Radio seit dem Jahr 1967 in Wolfgang van Kerkoms Arbeitszimmer im Eigenheim. Es hat sich über mehr als 60 Jahre hinweg sogar gegen Fernseher und Stereoanlage mit großer Plattensammlung behaupten können. Damit es für unseren Sommerwettwerb fit war, hat Wolfgang van Kerkom ihm extra eine neue Wurfantenne spendiert, da „die alte mittlerweile leider zerbröselt ist“, wie er lachend sagt. Viele Sender schafft das kleine analoge Gerät allerdings nicht mehr. „Aber der WDR und der NDR sind noch zu empfangen!“

Mehr über den Sommerwettbewerb zum Thema „Mein ältester Schatz“

Mit der Volksbank Oberberg haben wir Sie bei unserem Sommerwettbewerb 2024 nach ihren ganz persönlichen Schätzen gefragt. Aus mehr als 170 Bewerbungen hat unsere Redaktion 20 Teilnehmer ausgewählt, deren Geschichte wir in der Zeitung erzählen. Nach den Sommerferien bestimmt eine Jury, welche Teilnehmer es auf die drei vorderen Plätze schaffen und welche auf die Ränge vier bis 20. Am 8. Oktober werden die Finalisten in der Volksbank in Wiehl geehrt. (r)