Betriebsgeländes der Firma Otto KindKeine Chance gegen Altlasten
Kotthausen – Die Zukunft des ehemaligen Betriebsgeländes der Firma Otto Kind in Marienheide-Kotthausen ist ungewiss. Nachdem vor gut drei Jahren das krebserregende Schwermetall Chrom VI zunächst in Kellerräumen, später auch im Grundwasser entdeckt wurde, und bisher kein Weg gefunden wurde, der Altlasten Herr zu werden, steht jetzt auch ein Teilabriss des Gebäudekomplexes in Kotthausen zur Debatte.
„Wir haben jetzt einen Zwischenschnitt gemacht“, erklärt Ulrich Herweg von der Unteren Wasserbehörde des Oberbergischen Kreises. Seit Herbst 2011 sind Daten gesammelt worden, die sich zu einem relativ genauen Bild zusammensetzen lassen. Wichtigste Erkenntnis: Es ist nicht erkennbar, dass die Jahrzehnte alten Altlasten eine Gefahr für die Menschen in Kotthausen darstellen, so Ulrich Herweg.
Gespräche mit Gemeinde und Land
Alles, was sie gerne wüssten, wissen die Experten aber noch nicht. Zum Beispiel die Ausdehnung der Chrom-VI-Verschmutzung im Grundwasser. Selbst eine Messstelle, die gut 300 Meter unterhalb der Firma gebohrt wurde, förderte noch belastetes Grundwasser zutage. Das Wasser in Fischteichen dort in der Nähe und im Bach hingegen ist unbelastet.
Die Idee einer Grundwasser-Sanierung wurde nach Pumpversuchen wieder verworfen. „Danach war die Belastung des Grundwassers höher als vorher“, erklärt Herweg. Inzwischen weiß man: „Der Schaden ist ortsfest. Wenn wir eingreifen, bewegen wir das Grundwasser.“ Man weiß aber auch, dass die Restmengen von Chlor VI in Boden und Wänden im Bereich der ehemaligen Galvanik „erheblich“ sind, so Herweg.
Würde man dort den Hebel ansetzen und die entsprechenden Bereiche abreißen, würde es richtig teuer: Deutlich über vier Millionen Euro, ergab ein von der Firma Kind in Auftrag gegebenes Gutachten. Denn zusammen mit dem Keller müssten aus Gründen der Statik wohl auch angrenzende Gebäudeteile verschwinden.
Eine Entscheidung wird aber nicht in Kürze erwartet. Der Kotthausener Kind-Komplex ist eine von fünf Gewerbeflächen, die die Gemeinde Marienheide dem Flächenpool NRW gemeldet hat. Gemeinde, Land und Firma stecken zurzeit in Gesprächen über die Zukunft des Komplexes. Deren Ergebnisse gilt es jetzt abzuwarten – deshalb der „Zwischenschnitt“. Das Grundwasser wird weiter im Auge behalten.
Viel zu tun gibt es also für Philip Lehmann, der erst seit 1. Januar 2015 Geschäftsführer der Otto Kind AG ist. Der Hersteller von Betriebs- und Ladeneinrichtungen, der selbst am Standort Dümmlinghausen produziert, hat des Gelände in Kotthausen vermietet. „Altlasten lösen diffuse Ängste aus“, sagt Kreisumweltdezernent Dr. Christian Dickschen. Er versprach einen sensiblen Umgang mit dem Thema.