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Bilanz zum JahresbeginnWiehler Stadtentwicklung kommt 2020 in entscheidende Phase

Lesezeit 3 Minuten

In Drabenderhöhe gibt es Widerstand gegen das geplante Gewerbegebiet.

  1. Der Jahresbeginn gibt Gelegenheit, Bilanz zu ziehen in den Städten und Gemeinden, aber auch vorauszuschauen auf das Wichtige, das nun ansteht.
  2. In diesem Teil unserer Serie „Bilanz und Ausblick“ nehmen wir die Stadt Wiehl in den Blick.
  3. In diesem Jahr stehen Baumaßnahmen in der Wiehlaue, in den Folgejahren auf der Bahnhofstraße an.

Wiehl – Offensive Bürgerbeteiligung hat auch eine Schattenseite: Sie beschleunigt nicht unbedingt das Verfahren und kann zugleich Ungeduld erzeugen. So können es viele Wiehler kaum erwarten, dass die vielen Bauvorhaben endlich ins Werk gesetzt werden, die seit vielen Monaten unter dem sperrigen Titel „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ (kurz: Isek) die öffentliche Diskussion bestimmen. Zum Jahresende konnte man nun endlich – wenn auch etwas versteckt im verschlafenen Kurpark – erste praktische Maßnahmen beobachten.

Dieses Jahr geht es munter weiter in der Wiehlaue, in den Folgejahren auf der Bahnhofstraße und irgendwann sicher auch am Gymnasium. Wenn Bürgermeister Ulrich Stücker sich im September wieder zur Wahl stellt, wird er allerdings noch kein abgeschlossenes Isek-Projekt vorweisen können. Dennoch darf seine Wiederwahl schon jetzt als sicher gelten. Ein Gegenkandidat ist nicht in Sicht, schon gar nicht einer mit politisch relevantem Rückenwind. Die große Ratsmehrheit und allem Anschein nach auch der überwiegende Teil der Bevölkerung haben Vertrauen in Stückers Person und seine Agenda.

Bürgermeister Ulrich Stücker genießt Vertrauen

Als der vorherige Gummersbacher Beigeordnete 2015 in Wiehl gewählt wurde, waren dort bei der Stadtentwicklung schon einige Bälle in der Luft. Statt sich den schnellen Applaus zu sichern, entschied er, weiter zu jonglieren und sogar noch den ein oder anderen Ball dazu zu nehmen. Als gelernter Stadtplaner hat er eben das große Ganze im Blick.

Und als gebürtiger Wuppertaler und gelernter Gummersbacher hat sich Stücker eine Perspektive von außen erhalten, die unbelastet ist von übertriebenem Lokalpatriotismus. Selbst die Opposition der kleinen Parteien im Stadtrat versagt ihm nicht den Respekt, weil er für eine sachliche Ausseinandersetzung steht.

Zwischen Bürgernähe und Gesamtverantwortung

Das ist eine gute Voraussetzung für eine Belastungsprobe, die bald ansteht und wie sie die Wiehler Politik seit vielen Jahren nicht erlebt hat. Die Planungen für das Gewerbegebiet vor den Toren Drabenderhöhes haben einen breiten Bürgerwiderstand hervorgerufen, dessen Protagonisten professionell und sachverständig, aber unerschütterlich auftreten.

Die meisten Gewerbegebietsgegner werden auch nicht einlenken, wenn die unabhängigen Gutachter keine Bedenken haben sollten. Dann müsste die Politik entscheiden. Im Stadtrat ist Drabenderhöhe in fast allen Fraktionen bis in die Spitzenämter stark vertreten. Die Stadtverordneten üben den Spagat zwischen Bürgernähe und Gesamtverantwortung. Im Rat, wahrscheinlich sogar innerhalb der Fraktionen wird es hoch hergehen.

Wiehler Schulwesen bedarf Überarbeitung

Dass die Bürger mitreden wollen und dass man sie lässt, ist eine gute demokratische Entwicklung. Es zeigt sich, dass alle den Stadtumbau vorbereitende Versammlungen nicht mehr viel gelten, wenn es ernst wird. Stadtrat und Verwaltung müssen hinnehmen, dass mancher mitten in die laufende Planung grätscht. Da geht es dann um Details wie die Kapazitäten der Gastronomie im Wiehlpark und den Erhalt der Platanen im Weiher.

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Dabei darf nicht aus dem Blick geraten, was die eigentlichen Zukunftsfragen sind. Neben der eben erwähnten Gewerbegebietsentwicklung steht vor allem das Wiehler Schulwesen auf der Aufgabenliste. Zum Ende des Jahres hat die Option einer eigenen Gesamtschule neue Aktualität gewonnen. Die langwierigen Planungen für den Gymnasiumsbau sind dadurch nicht einfacher geworden. Mancher träumt schon von einem gemeinsamen Standort auf dem Gelände des Wiehlparkstadions.

Dass die Eltern in Wiehl und Bielstein nicht energischer Ergebnisse einfordern, mag daran liegen, dass die meisten derzeit dort eingeschulten Kinder die neue Ära ohnehin nicht mehr erleben werden. Diese Geduld ist viel wert, denn die Stadt muss zu einer ausgeruhten Entscheidung kommen. Die Investitionen ins Gymnasium und absehbar auch ins Bielsteiner Schulzentrum werden ein Millionen-Kraftakt, der den Schwimmbadbau locker in den Schatten stellt. Der Wiehler Stadtumbau bedeutet auch in diesem Jahr viel Arbeit für Rat und Verwaltung – und engagierte Bürger.