„Bürger entscheiden, wer Bürgermeister wird“Stamm versucht viele Bürger zu überzeugen
Herr Stamm, Sie lagen im ersten Wahlgang 19 Prozent hinter dem Ergebnis von Matthias Thul. Was haben Sie und die SPD seitdem getan, um den Vorsprung aufzuholen?
Wir haben versucht, neue Wähler zu aktivieren. Ein neuer Kandidatenbrief ist auf dem Weg in alle Haushalte mit unseren wichtigsten Themen Klima- und Energiewende sowie dem Ärztehaus.
Haben Sie versucht, sich die Unterstützung anderer Parteien zu sichern? Die der FDP hatte Ihnen deren Kandidat Wolfgang Lenz ja vorher schon zugesagt.
Zur Person
Thomas Stamm ist 60 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Der gebürtige Bergneustädter studierte in Köln Jura und absolvierte ein Zusatzstudium für Juristen in Wirtschaftswissenschaften. Berufliche Stationen waren die Dresdner Bank Gruppe, die Deutsche Bank Gruppe, die Sparkassenfinanzgruppe und die Tui AG. Seit 1994 ist Stamm zugelassener Rechtsanwalt und seit 2006 Unternehmer im Bereich erneuerbarer Energien. Seit 2009 ist er Mitglied des Stadtrats und seit 2014 SPD-Fraktionschef. (kn)
Wir haben natürlich versucht, auch Wähler anderer Parteien anzusprechen. Dass die FDP mir ihre Unterstützung schon früh zugesagt hat, freut mich. Die thematische Schnittmenge mit der UWG ist nicht groß genug, um aktiv deren Unterstützung einzufordern. Ich hoffe, dass die UWG sich auch von meinen Argumenten bei den zentralen Themen überzeugen lässt. Viele heutige FWGB-Wähler haben früher SPD gewählt. Wenn eine entsprechende Empfehlung für mich käme, würde mich das natürlich freuen.
Mit welchen Forderungen und Anliegen der Bürger wurden Sie in den vergangenen Tagen konfrontiert?
Die Bürger haben sehr oft nachgefragt, was es zum Beispiel mit unserer Idee der Bergneustädter Stadtwerke auf sich hat. 90 Prozent derer, denen ich es erklärt habe, fanden es gut und haben eingesehen, dass es höchste Eisenbahn für die Energiewende in Bergneustadt ist. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur CDU, an dem die Wähler ihre Entscheidung festmachen können.
Hat es Sie überrascht, dass die Grünen ihren Wählern empfehlen, am Sonntag für Matthias Thul zu stimmen?
Ja, denn in unserem Wahlprogramm befinden sich wesentliche grüne Themen. Deshalb hoffe ich, dass die Grünen-Wähler der Empfehlung ihrer Führung am Sonntag nicht folgen, sondern meine Kandidatur unterstützen.
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Dass es sehr schwer werden würde, in Bergneustadt gegen einen CDU-Bürgermeisterkandidaten zu gewinnen, hätte eigentlich klar sein müssen, oder? Haben Sie Thul unterschätzt? Hätten die übrigen Parteien sich nicht besser auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigt?
Natürlich ist es in Bergneustadt schwer, gegen einen CDU-Kandidaten zu gewinnen, das wussten wir. Aber wir haben die richtigen Themen, um Bergneustadt voranzubringen, und wir haben in meiner Person jemanden, der sie umsetzen kann. Die Stichwahl am Sonntag ist eine Richtungsentscheidung für die Stadt, deshalb war es richtig, einen eigenen Kandidaten aufzustellen.
Wenn Sie am Sonntag gewinnen, wird Matthias Thul dann auch Ihr Allgemeiner Vertreter sein?
Der Allgemeine Vertreter wird vom Rat gewählt und nicht vom Bürgermeister bestimmt. Ich kann mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen. Das hätte einen besonderen Charme und würde vielleicht auch zu einer besseren Zusammenarbeit der beiden großen Fraktionen im Stadtrat führen.
Also eine Bergneustädter Groko?
Übereinstimmung im Stadtrat ist bei den zentralen Themen sehr wichtig für Bergneustadt. Wir müssen hier aber nach Möglichkeit alle Fraktionen mitnehmen.
Mit welchem von Matthias Thuls Wahlkampfthemen könnten Sie sich anfreunden, welche lehnen Sie komplett ab?
In seinem Wahlprogramm und in dem der CDU stehen nur Dinge, die der Rat bereits beschlossen hat und die schon auf dem Weg zur Umsetzung sind. Wirklich Neues, wirklich Innovatives habe ich nicht entdecken können. Insofern kann ich auch nichts ablehnen.
Wenn Thul gewinnt, wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit ihm vor? Sie und die beiden schon ausgeschiedenen Kandidaten von FDP und UWG sind ja der Ansicht, dass er als Verwaltungsmann nicht der Richtige an der Rathausspitze sei.
Das ist richtig, aber die Bürger entscheiden, wer Bürgermeister wird. Demokratische Entscheidungen respektieren wir und werden selbstverständlich zum Wohl der Stadt im Rat mitarbeiten.