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Caritas OberbergSchutz vor häuslicher Gewalt in Corona-Zeiten schwer

Lesezeit 3 Minuten

Als Kriseneinrichtung soll das Frauenhaus den Gewaltopfern und ihren Kindern einen Schutzraum zu bieten.

Oberberg – In Zeiten des Corona-Lockdowns ist es für Frauen noch schwerer geworden, sich vor häuslicher Gewalt in Sicherheit zu bringen. 26 Betroffene und 31 Kinder hat die Caritas Oberberg bis August in ihrem Frauenhaus aufgenommen. Fast ebenso viele, nämlich 21, mussten in diesem Jahr aus Platz- oder Sicherheitsgründen in andere Frauenhäuser in NRW oder weiter weg gebracht werden. Über die Zahlen und die Situation im Frauenhaus hat die Kreisverwaltung auf Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion berichtet.

Mit Ausbruch der Pandemie musste das Frauenhaus seine Beratungsangebote demnach vermehrt auf telefonische oder digitale Formate umstellen, was der einfachen Erreichbarkeit eigentlich widerspricht.

Quarantäne vor Einzug

Corona-bedingt nicht zu ändern war auch, dass die Frauen vor dem Einzug ins Frauenhaus zunächst in einer Quarantänewohnung untergebracht werden mussten. Wegen der gestiegenen Nachfrage nutzt die Caritas inzwischen dafür auch eine zusätzliche Schutzwohnung, die ansonsten besonders gefährdeten Frauen vorbehalten ist.

Neben den 21 Frauen, die aus Platzgründen nicht im Frauenhaus aufgenommen werden konnten, mussten weitere 86 aus den unterschiedlichsten Gründen abgewiesen werden, etwa wegen einer aktuellen Sucht- oder einer psychischen Erkrankung, weil sie noch minderjährig waren oder gerade wohnungslos. Sie alle wurden an andere Fachstellen oder Einrichtungen verwiesen.

Seit Jahresmitte zugenommen hat auch die Anzahl der Anfragen an die Gewaltschutzberatung. Zu beobachten war hier eine wachsende Zahl von Frauen, die von sich aus eine Beratung wünschen und nicht erst nach einer Vermittlung infolge eines Polizeieinsatzes wegen häuslicher Gewalt. In solchen Fällen, so der Kreis, sei die Gewaltspirale noch am Anfang und eine ambulante Unterstützung ausreichend. Im Jahr 2019 waren 176 Frauen in der Gewaltschutzberatung, bis August 2020 bereits 100.

Aufgrund der vermehrten Nachfrage ging es zunehmend um Krisenintervention und weniger um den eigentlich notwendigen Beratungsprozess, der die Frauen langfristig stabilisieren und ihnen Orientierung für die eigene Zukunft geben soll. Das hatte den unerwünschten Effekt, dass einige der Frauen wieder zu ihrem gewalttätigen Partner zurückkehrten.

Angespannter Wohnungsmarkt

Zu der höheren Rückkehrerquote trägt auch der angespannte Wohnungsmarkt in der Region bei. Dieser verlängere und verschärfe Notlagen, da es nur schwer gelingt, eine neue Wohnung zu vermitteln. „Es gibt viel zu wenige geeignete Wohnungen für die in Not geratenen Frauen“, unterstreicht Caritas-Direktor Peter Rothausen.

Dieser Mangel führe notgedrungen zu längeren Aufenthalten im Frauenhaus, der so entstehende Rückstau blockiere freie Plätze für andere hilfebedürftige Frauen. Dringender als vielleicht ein zweites Frauenhaus, über das in der Kreispolitik auch schon diskutiert wurde, ist dem Caritaschef, das Wohnraumproblem zu lösen.

Als Kriseneinrichtung soll das Frauenhaus den Frauen und ihren Kindern einen Schutzraum zu bieten, in dem sie sich neu orientieren können und mit Unterstützung die erste Schritten in ein gewaltfreies Leben beginnen können. Und weil eine Betreuung und Begleitung der Frauen auch nach dem Frauenhausaufenthalt sinnvoll ist, hat der Caritasverband in Abstimmung mit dem Kreis beim Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung einen Antrag auf die Einrichtung einer Frauenberatungsstelle gestellt.