Ungewollt kinderlos und nun?Betroffene erzählt beim Drehstart für Mutmacher-Film
Gummersbach – Zwölf Mutmacherinnen sind dem Aufruf der Caritas gefolgt: Sie wollen anderen Frauen Mut machen, indem sie vor laufender Kamera erzählen, wie sie mit belastenden, zum Teil traumatischen Erfahrungen fertig wurden.
Nicole Schneider, Leiterin des Frauenhauses, und Saskia Herzhof von der Integrationsagentur der Caritas machen mit Regisseur Jannik Gramm daraus einen Film, der Frauen Mut machen soll.
Unerfüllter Kinderwunsch: Manchmal schwer auszuhalten
Eine persönliche Angelegenheit: Zum Beispiel für Miriam Neufurth, 42, die am zweiten Drehtag in Gramms Studio vor der Kamera sitzt. Sie ist seit 19 Jahren verheiratet und war Lehrerin an einer Hauptschule. Schon immer wollte sie ein Kind bekommen, schon immer hat sie geahnt: „Das klappt bei uns eh nicht.“
Nach zahllosen Schwangerschaftstests und Untersuchungen war es 2007 eindeutig. In eine Kinderwunsch-Klinik wollte sie nicht: Die Hoffnungen wären zu groß und die Enttäuschung unerträglich gewesen.
Im Vertrauen auf Gott fand das Paar zu der Einsicht: Es soll so sein. Sie machten beim Jugendamt eine Ausbildung zu Pflegeeltern. Ein Junge, eineinhalb, hätte in die Familie kommen können. Doch ihr Partner entschied sich dagegen. Sie sagte ab.
„In mir war ein Ozean von Mutterliebe, der durfte nicht sein. Da legte ich Holzlatten darüber und wollte irgendwie weitermachen.“ Wut und Liebe kämpften in ihr. Hinzu kam der Neid auf gleichaltrige Mütter. „Durch die Stadt konnte ich nur mit einem Tunnelblick gehen, um nicht ständig Schwangere und Mütter zu sehen.“
Kinderlosigkeit,, Burnout: „Heute brauche ich keine Medikamente mehr“
Manchmal fragt Filmemacher Gramm nach, einfühlsam und wertschätzend. Ob da noch andere Gefühle waren? „Neid. Eifersucht. Wut! Dabei wollte ich doch glücklich sein!“
Sie wollte Kinderkleidung kaufen, das Kinderzimmer streichen. „Aber es gab keinen Grund.“ Sie fühlt sich als „Versagerin“, ungeliebt, wertlos. Gleichzeitig weiß sie „Du darfst das nicht fühlen.“ Therapien helfen nicht wirklich.
Eher die Unterstützung, die die Lehrerin von ihrer ersten Klasse erhält. „Die Schüler haben sehr viel Verständnis aufgebracht.“ Daran erinnert sie sich erst jetzt im Interview, an „die schönen Momente, die es da gab.
Unter Tränen erzählt sie, dass die Ehemaligen sie immer mal besuchen – mit ihren Kindern. Und strahlt dabei: „Ich habe ganz viele Kinder – nur nicht die eigenen.“ Als ihre Eltern pflegebedürftig wurden, kamen Burnout und Dauermigräne. Ihren Beruf kann sie heute nicht mehr ausüben.
Das liegt heute hinter ihr. „Seit 2017 brauche ich keine Medikamente mehr.“ Sie hat ihr Ziel erreicht: „Ich wollte trotz all der Probleme Freude am Leben wiederfinden.“
Geholfen hat ihr die sehr enge Beziehung zu Jesus, der ihr das Gefühl zurückgab, bedingungslos geliebt zu werden. Geholfen haben ihr die Freunde.
Trauerfeier für das nie geborene Kind
Bei einem Bestatter machte sie ein Praktikum, um sich mit Tod und Sterben auseinanderzusetzen. Sie suchte einen Ort für ihre Trauer, fand ihn in einer Trauerfeier, die sie mit Familie und Freunden „für unser nicht geborenes Kind“ veranstaltete. „Eine heilsame Erfahrung.“
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Sie studierte Modedesign, näht ihre eigene Kleidung, entwirft Stoffe. Trainiert mit dem Hula-Hoop-Reifen. Das veränderte Körpergefühl eröffnet ihr die Welt des Tanzes. Sie lacht: „Ich wollte immer mittanzen, stand aber nur am Rand.“ Mit ihrer Lebensfreude steckt sie heute 3789 Menschen an, die ihr auf Instagram folgen – unter „miris_farbenfrohe_Welt“.
Die Dreharbeiten gehen noch weiter. Wann und wo der Film gezeigt wird, steht noch nicht fest.