Chef des FV Wiehl im Interview365 Tage im Jahr für den Fußball im Einsatz

Der Kunstrasenplatz auf der Eichhardt in Wiehl ist so etwas wie die zweite Heimat des FV-Vorsitzenden Christian Will.
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Christian Will (35) ist seit kurzem Vorsitzender des FV Wiehl und stellvertretender Vorsitzender im Fußballkreis Berg. Wie er die beiden Ehrenämter mit seinem Beruf bei der Volksbank Oberberg, wo er für das Projekt- und Prozessmanagement zuständig ist, unter einen Hut bringt und was ihn antreibt, darüber sprach Andrea Knitter mit dem gebürtigen Osberghausener.
Sie haben als Wiehler Vorsitzender erstmals eine Woche HSC Cup mit vielen Zuschauern und täglichen Spielen hinter sich gebracht. Wie fühlen Sie sich nach Ihrem Debüt?
Will: Es war schon viel Aufwand, wir sind in diesen zehn Tagen keinen Abend vor Mitternacht nach Hause gekommen und standen nach der Arbeit am nächsten Tage bereits um 16 Uhr wieder am Platz. Es war auch eine Bewährungsprobe für den neuen 16-köpfigen Vorstand.
Hat er sie bestanden?
Auf jeden Fall. Es war vor allem für die neuen Vorstandsmitglieder interessant zu sehen, was alles zu einem solchen Turnier gehört. Es ist ja nicht alleine nur die Organisation. Wir haben teilweise soziale Aufgaben erfüllt und jüngeren Spielern gezeigt, wie man Waffeln backt oder ein Fass anschlägt.
Schon interessant, was der Vorsitzender eines Fußballvereins mit 620 Mitgliedern alles können muss. Wie sind Sie zum Ehrenamt im Fußball gekommen?
Mit 13 Jahren bin ich vom TSV Ründeroth als Fußballer nach Wiehl gewechselt, weil es in Ründeroth meinen Jahrgang nicht mehr gab. 2004 bin ich beim FV Wiehl durch den damaligen Jugendleiter Helmut Lewandowksi in den Jugendvorstand gekommen. Es hat mir Spaß gemacht, mich zu engagieren, sodass ich später in den Haupt- und Gesamtvorstand gewählt wurde. Seit 2009 war ich zudem im Kreisjugendausschuss und im Verbandsjugendspielausschuss aktiv. Aus dem Kreisjugendausschuss kannte ich Jürgen Liehn, den heutigen Vorsitzenden im Fußballkreis Berg. Er hat mich im vergangenen Jahr dann angesprochen, ob ich nicht sein Nachfolger als stellvertretender Vorsitzender werden wolle.
Haben Sie da keinen Interessenskonflikt mit Ihrem Amt beim FV Wiehl gesehen?
Nein, im Gegenteil, es passt sogar sehr gut, dass ich aus der Praxis komme. So kann ich im Vorstand ganz anders agieren und live berichten, was vor Ort an der Basis passiert. Das klappt bereits seit 13 Jahren, in denen ich parallel in Kreis, Verband und Verein aktiv bin sehr gut. Von dieser Linie möchte ich auch zukünftig nicht abweichen.
Der FV Wiehl gehört neben dem SV 09 Bergisch Gladbach zu den aktuell erfolgreichsten Fußballvereinen im Kreis. Was sind die Aufgaben, denen Sie sich als Vorsitzender angenommen haben?
Ganz oben auf der Liste steht, dass wir zusätzliche Helfer für die Vereinsarbeit gewinnen möchten. Um allen Aufgaben gerecht zu werden, haben wir den neuen Vorstand bereits breiter aufgestellt. Wo es vorher zwei Vorsitzende gab, sind es heute drei. Meine Stellvertreter Boris Arndt, zuständig für Sport und Nachwuchs, sowie Sascha Heinrichs, Vereinsentwicklung und Projekte, haben ihre eigenen Verantwortungsbereiche. Ich bin zum Beispiel für die Organisation und die Finanzen zuständig. Wir sind zudem ein sehr junger Vorstand, wir gehen alle arbeiten, haben Familie, sind Wiehler und haben selbst im FV Fußball gespielt oder tun es noch immer. So kennen auch alle den Aufwand, der neben dem Platz anfällt.
Wie wollen Sie ehrenamtliche Helfer finden?
Ehrenamtliche Hilfe hat nicht immer gleich mit einem Amt oder einer Verpflichtung zu tun, sondern oftmals geht es nur darum, beispielsweise in den Seniorenmannschaften zu fragen, wer Zeit hat zu helfen, wenn Aufgaben anstehen. Darüber wollen wir auch das Gemeinschaftsgefühl wieder stärken, was in der Corona-Zeit gelitten hat.
Wie meinen Sie das?
Es haben im Lockdown einfach die Veranstaltungen und Zusammenkünfte gefehlt, bei denen man in den persönlichen Austausch kam. Man hat die Vereinsmitglieder kaum gesehen. Jetzt ist es wichtig zu zeigen, dass wir da sind und ein offenes Ohr haben. Wir möchten zudem neue Angebote schaffen.
In welcher Form?
Ich könnte mir vorstellen, dass Kinderfußballzertifikat in unserer Jugendarbeit zu verankern. Um unseren Trainern frühzeitig eine Hilfestellung zu geben, ist es wichtig bereits in den jungen Altersklassen alle Begleiter eines Fußballspiels zu sensibilisieren, damit Spielabbrüche wie zum Beispiel beim U11-Kreisfinale nicht noch einmal passieren.
Sie spielen mit den FV-Jugendmannschaften auf Verbandsebene, haben alle Altersklassen doppelt besetzt. Warum gibt es noch eine Spielgemeinschaft?
Wir möchten alle Kinder in Wiehl erreichen und ihnen ein Angebot geben. Zunächst sind wir vor fünf Jahren mit Marienhagen eine Kooperation eingegangen. Der VfR hatten zu wenig Kinder, um alle Mannschaften zu besetzten, wir zu wenig Platz für alle Teams. So konnten wir uns gegenseitig helfen. Im vergangenen Jahr ist der TuSWeiershagen-Forst dazugekommen. Damit haben wir einen soliden Sockel für den Breitensport geschaffen. Es läuft sehr gut, doch auch hier werden Helfer und Trainer benötigt.
Wo sehen Sie Ihre Aufgaben im Fußballkreis?
Als zweiter Vorsitzender bin ich auch Ehrenamtsbeauftragter. Durch meine lange Tätigkeit für den Kreis und im FV Wiehl habe ich ein gutes und großes Netzwerk, das ich nun nutzen möchte, um die Vereine zu animieren, über den Kreis ihren verdienten Ehrenamtlern Danke zu sagen. So habe ich beim Sparkassen-Cup schon mit den ersten Vereinsvertretern Kontakt aufgenommen.
Die Resonanz auf den vom DFB ins Leben gerufenen Ehrenamtspreis ist in den vergangenen Jahren nicht sehr groß gewesen. Worin sehen Sie den Wert der Auszeichnung?
Ich finde es sehr schade, dass die Vereine so verhalten sind. Der Kreis ist schon seit längerem dazu übergegangen, nicht nur einen Ehrenpreisträger auszuzeichnen, sondern alle einzuladen , die von den Vereinen vorgeschlagen werden, um mit ihnen in einen Austausch zu treten. Ich finde das Format toll, um den ehrenamtlichen Helfern, stellvertretend für die vielen Helfer in unseren Vereinen, Danke zu sagen. Ich möchte es weiter vorantreiben.
Was haben Sie sich für die kommenden drei Jahre Ihrer Amtszeit im Kreis vorgenommen?
Genau hinzusehen und hinzuhören, um den Vereinen die nötigen Hilfestellungen zu geben. Zudem müssen wir die Folgen, die Corona hinterlassen hat, beheben. Wir müssen dem Mitgliederschwund und dem Mannschaftssterben entgegensteuern. In enger Absprache mit den Vereinen.
Obwohl Fußball nach wie vor die Sportart Nummer eins ist, haben die Vereine zu kämpfen. Woran krankt es?
Wir müssen regional schauen, wo die Probleme liegen und welche Angebote wir als Fußballkreis machen können. Der individuelle Austausch wird von Bedeutung sein, um als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen zu werden.
Warum sind Sie mit dem FV Wiehl trotzdem ziemlich unbeschadet durch die Krise gekommen?
Wir verbinden seit vielen Jahren den Leistungs- und Breitensport, um jedem Fußballer eine Heimat zu geben. Unsere Infrastruktur ist in den vergangenen Jahren gesund gewachsen, so dass wir uns zur Zeit keine Sorgen um unsere Nachwuchsarbeit machen müssen.
Mit Ihrer jungen Mannschaft waren Sie in der Landesliga in der Hinrunde als Tabellenführer die Überraschung der Saison. Hat Sie das in Ihrer Arbeit bestätigt?
Es war die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte, die aber auch gezeigt, dass alles passen muss, um eine gesamte Saison auf diesem Niveau zu spielen. So weit waren wir mit unserer jungen Mannschaft noch nicht. Es ist Jahr für Jahr richtig viel Arbeit und ein großer Aufwand, in den Verbandsspielklassen anzutreten, egal ob bei den Senioren oder der Jugend.
Apropos Arbeit. Gibt es im Leben des Christian Will einen Tag im Jahr, an dem er nicht etwas für den Fußball tut?
Eigentlich nicht. Selbst an Feiertagen wie Weihnachten bin ich damit beschäftigt zu überlegen, wem ich Grußbotschaften sende.
Wie motivieren Sie sich?
Durch das Vertrauen, das mir von Anfang an im FV Wiehl entgegengebracht wurde. Ich hatte nie Berührungsängste und habe einfach mein großes Hobby gefunden. Zu Schulzeiten hatte ich eine Dauerkarte für den VfL Gummersbach und auch der Handball war ein Hobby. Dafür habe ich heute allerdings leider keine Zeit mehr, da die Spiele oftmals zeitgleich mit dem FV stattfinden. Außerdem haben mich meine Eltern von Beginn an unterstützt. Früher haben Sie mich zum Training gefahren und kamen zum Fußballplatz, um mich spielen zu sehen. Heute sind sie immer noch dabei, um mit mir Spiele des FV Wiehl zu sehen.