AboAbonnieren

Platz 3 beim Start-Up-WettbewerbDiese Rennrad-Revolution stammt aus Gummersbach

Lesezeit 5 Minuten

So sieht der innovative Klickschuh-Adapter aus.

Gummersbach – Platz drei unter 115 Bewerbern aus 36 Ländern – mit so einem Erfolg hatten die beiden selbst nicht gerechnet: Verónica Rodríguez Villarreal (31) und Jannik Reker (29), die am Campus Gummersbach der TH Köln den Masterstudiengang Produktdesign und Prozessentwicklung absolvieren, haben es bei der „Jacobs Start-Up Competition“der Jacobs University in Bremen aufs Treppchen geschafft.

Die besten Ideen sind oft naheliegend. Zum Beispiel diese: Wieso nicht die Vorteile, die Klickpedale beim Rennradfahren mit sich bringen, nutzen, ohne die Nachteile, die das Gehen auf den passenden Klickschuhen mit sich bringen, in Kauf nehmen zu müssen?

Der Klickpedal-Adapter ist die Lösung, die Verónica Rodríguez Villarreal auf diese Frage gefunden hat. Inzwischen arbeitet sie seit mehr als einem Jahr mit ihrem Kommilitonen Jannik Reker an der Weiterentwicklung des innovativen Adapters zum Verbinden von Fahrradpedalen und Alltagsschuhen.

Produktdesign und Prozessentwicklung

Der Master-Studiengang Produktdesign und Prozessentwicklung wird in Kooperation zwischen der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften der TH Köln am Campus Gummersbach und der „Köln International School of Design“ durchgeführt. Er richtet sich an Bachelor-Absolventen von Maschinenbau-, Design- und Wirtschaftsingenieurstudiengängen. Die Studierenden werden laut Fachhochschule Köln für Fach- und Managementaufgaben qualifiziert, die alle Felder des Produktmanagements und des Produktlebenszyklus umfassen. Der Studiengang ermöglicht eine transdisziplinäre Zusatzqualifikation und kann mit dem Grad eines Master of Science abgeschlossen werden. (sül)

Jetzt stellten sie sich einem internationalen Ideen-Wettbewerb, standen dabei in Konkurrenz zu Start-Ups von Studierenden aus Cambridge, Stanford und von anderen international renommierten Hochschulen und schnitten richtig gut ab. Jannik Reker flog für den dreitägigen Wettbewerb extra aus Spanien ein. Denn eigentlich ist er noch mit dem Fahrrad auf der Rückreise vom Auslandssemester in Portugal.

Von den 115 Bewerbern waren schließlich zehn Teams eingeladen worden, um im Finale beim „Pitch“, also der Kurzvorstellung, ihr Start-Up und ihr Produkt vor der Jury, aber auch potenziellen Investoren und einem 100-köpfigen Auditorium – darunter viele Studenten – vorzustellen. Nur fünf Minuten hatten sie dafür Zeit. Ihr eher unkonventioneller Einstieg – eine szenische Darstellung der Vorteile des Klickschuh-Adapters samt Fahrrad auf der Bühne – kam beim Publikum und offenbar auch bei der Jury gut an. „Wir waren die einzigen, die das so gemacht haben“, erklärt Jannik Reker, „und ich glaube, das hat uns auch noch mal stark hervorgehoben.“

Jannik Reker: „Warum bin ich da nicht drauf gekommen?“

Kennengelernt haben sich die beiden am ersten Tag ihres Masterstudiums Produktdesign und Prozessentwicklung an der TH Köln, „bei einer der wenigen Präsenzveranstaltungen am Campus Gummersbach“, sagt die Studentin. Die Chemie zwischen beiden stimmte von Anfang an.

Verónica Rodríguez Villarreal (31) studiert am Campus Gummersbach Produktdesign und Prozessentwicklung.

Verónica Rodríguez Villarreal (31) kommt aus Monterrey in Mexiko und hat dort ihr Bachelor-Studium als Industriedesignerin abgeschlossen, danach mehrere Jahre in der Produkt- und Forschungsentwicklung gearbeitet, ehe sie vor drei Jahren nach Köln kam. Jannik Reker (29) kommt aus Rheda-Wiedenbrück, hat erst eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker absolviert und dann in Dortmund Maschinenbau studiert, ehe er erst einige Jahre als Maschinenbauingenieur gearbeitet hat und dann sein Masterstudium an der TH aufnahm.

„Es hat nicht viel länger als eine Stunde gedauert, ehe wir das ClipClap-Team wurden“, erinnert sich Reker an das erste Treffen. „Verónica hat mir von ihrer Idee erzählt, und ich dachte nur: Warum bin ich da nicht drauf gekommen?“

Merkmale des ClipClap sind patentrechtlich geschützt

Nach einem zweiten Treffen am folgenden Wochenende, erinnert sich Verónica Rodríguez Villarreal, stand fest, dass sie die Zusammenarbeit wirklich durchziehen wollen. „Seitdem arbeiten wir unter Hochdruck an dem Projekt und es läuft auch menschlich super, wir sind gute Freunde geworden“, sagt Reker.

Jannik Reker (28) studiert am Campus Gummersbach Produktdesign und Prozessentwicklung.

Als sich die beiden kennenlernten, hatte die 31-Jährige bereits zwei Prototypen mit verschiedenen Verschluss-Mechanismen angefertigt und auch in der Praxis erprobt. Der „Proof of Concept“, also als Nachweis der grundsätzlichen Funktionstüchtigkeit des Adapters, war also erbracht.

Seither hat der Adapter eine rasante Evolution erlebt – es kamen neue Befestigungsmechanismen, Werkstoffe, Materialstärken und Formen ins Spiel und wurden von freiwilligen Testern aus dem Freundes- und Bekanntenkreis ausgiebig getestet. Inzwischen ist der Adapter weit entwickelt, die Grundidee und einzelne Merkmale sind patentrechtlich geschützt.

So funktionieren die Fahrrad-Adapter

Und so funktioniert der Adapter: Man schnallt sich eine Platte unter den Schuh, an der – wie unter teuren Klickschuhen – ein Adapter befestigt ist, der in die Pedale eingeklickt wird. Das funktioniere mit jeder Art von Schuh, sagt Rodríguez Villarreal, die betont: „Der Adapter ist jederzeit durch eine 30-Grad-Drehung des Fußes lösbar“ –ein wichtiges Detail in Sachen Sicherheit. Denn andere Lösungen setzten beispielsweise auf fest mit den Pedalen verschnürte Schuhe – die ließen sich aber eben nicht ohne Weiteres lösen. „Das ist, was unseren Adapter ausmacht: dass wir die Funktion der Klickschuhe, die besser und viel sicherer ist, auf normale Schuhe adaptieren können.“

An die 60 verschiedene Prototypen, schätzen die beiden, haben sie bisher hergestellt und getestet. „Ich habe mir irgendwann einen 3D-Drucker angeschafft, da kann man schnell etwas ausprobieren und mal eben eine Testfahrt machen“, sagt Reker.

Inzwischen ist das Produkt so weit fortgeschritten, dass Verónica Rodríguez Villarreal und Jannik Reker zumindest einzelne Bauteile nicht mehr selber herstellen können, sondern in Auftrag geben.

ClipClap hat auch den Klimaschutz im Blick

Auch den Klimaschutz haben die beiden im Blick. So setzen sie, wo es geht, auf einen recycelten Kunststoff, der nicht nur biologisch abbaubar ist, sondern auch CO2 aus der Luft aufnimmt. Für einen anderen Teil recyceln sie alte Fahrradschläuche.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein wichtiger Schritt war die Aufnahme von ClipClap und ihrem Adapter in das TH-interne Programm KickStart, für den eine Jury innovative Ideen auswählt. Damit einher geht eine Förderung über 7500 Euro und Coachings. Das Programm endet im Mai. „Unser Ziel ist jetzt, dass wir im Sommer den finalen Prototypen haben und dann sagen können: So sieht das Teil aus, das sind die Materialien, das sind die Prozesse.“ Und dann geht es auf die Suche nach Produktionspartnern und Investoren. Wenn alles glatt läuft, sollen die Adapter ab Anfang 2023 bestellbar sein.

Über ihr Produkt und ihre Arbeit informieren die beiden Studierenden auf ihrem Instagram-Kanal @clipclap.cc.