Kampf gegen CoronaKläranlage in Waldbröl erkennt Infektionsanstieg schon Tage vorher
Waldbröl – Auch in Oberberg wird das Abwasser seit April versuchsweise auf Coronaviren untersucht. Die Kläranlage in Waldbröl-Brenzingen ist eine von 16 Standorten in NRW, an denen das Wasser für ein Modellprojekt bis April 2023 analysiert wird.
Erste Erkenntnisse zeigen schon jetzt: Es funktioniert. Der Kreis teilt auf Nachfrage mit, das Monitoring System bilde das ab, was sich die Projektträger erhofft haben. So sei ein Anstieg des Nachweises von Virusbestandteilen im Abwasser schon acht bis zehn Tage vor dem Anstieg der letzten Welle, die durch die Virusvariante BA.5 verursacht wurde, erkennbar gewesen. Bereits im kommenden Herbst und Winter solle das System im Kampf gegen die Pandemie helfen.
Taugt das Abwassermonitoring als Frühwarnsystem im Infektionsmanagement?
Noch befinde sich das Monitoring aber in einer frühen wissenschaftlich-experimentellen Phase, schreibt der Kreis. Gesundheitsamt und Aggerverband beteiligen sich an dem Projekt, das zeigen soll, ob das sogenannte Abwassermonitoring als Frühwarnsystem im Infektionsmanagement taugt. Der Ansatz: Unabhängig davon, ob sich viele oder wenige Menschen auf das Coronavirus testen lassen, soll das Abwasser zeigen, wie weit das Virus verbreitet ist.
Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheitsamts, erklärt: „Das System basiert auf der Erkenntnis, dass ein Patient oder eine Patientin bereits vor Auftreten der ersten Symptome infektiös ist und somit Viren an seine Umgebung abgibt.“ Das könne etwa beim Zähneputzen oder Toilettengang geschehen. „Das aus den Haushalten anfallende Abwasser wird also von seinen Bewohnern schon sehr früh in einer beginnenden, neuen Infektionswelle unter anderem mit Viren angereichert“, sagt Elvermann.
Rate an PCR-Testungen im Einzugsgebiet muss möglichst hoch sein
Für das Pilotprojekt in Waldbröl stellt der Kreis seine Infektionsdaten aus den PCR-Testungen zur Verfügung, um sie mit dem Virusnachweis im Abwasser abzugleichen. Der Fokus liege dabei auf dem Einzugsgebiet der Waldbröler Kläranlage. Der Aggerverband entnimmt Abwasserproben, die in einem externen Labor analysiert und ausgewertet werden. Allerdings sei die Auswertung der Daten nicht ganz einfach: Der Kreis teilt mit, dass es Störfaktoren gebe, wie große Regenmengen, die dann zu einem „Verdünnungseffekt“ führen.
Zudem müsse stets auch die Rate an PCR-Testungen im Einzugsgebiet möglichst hoch sein, damit ein Abgleich zur Krankheitsausbreitung in der Bevölkerung da ist. Diese Kurve steige jedoch naturgemäß später an. Daher sei die Sammlung der Daten aus allen 16 Standorten und die wissenschaftliche Auswertung großer Datenmengen wichtig, um allgemeine Rückschlüsse ziehen zu können.
Erst wenn das erledigt ist, solle das Monitoring in großer Fläche angewandt werden. Die Entscheidung darüber würden letztlich der Bund oder das Land NRW treffen, so der Kreis.