Corona-TestsOberbergische Unternehmen bitten ihre Mitarbeiter um Abstrich
Oberberg – Im Malerbetrieb von Jan Bondke ist der Freitag Testtag. Dann tritt jeder der 16 Mitarbeiter im Standort in Gummersbach-Windhagen an, um sich einem Corona-Selbsttest zu unterziehen: Ein Wattestäbchen wird für einige Sekunden durch jedes Nasenloch geführt, dann das Stäbchen in eine Ampulle mit spezieller Flüssigkeit getaucht und damit anschließend eine Testplatte benetzt. Nach 15 Minuten liegt das hoffentlich negative Ergebnis vor – und für Jan Bondke die Gewissheit, dass das Geschäft weiterlaufen kann: „Denn natürlich schwebt die Sorge, dass Corona hier alles zum Erliegen bringt, wie ein Damoklesschwert über allem.“
Mit Selbsttests ein Stück weit gegen die Pandemie abgesichert
Im Oberbergischen Kreis haben sich mittlerweile einige Unternehmen mit Selbsttests zumindest ein Stück weit gegen die Pandemie abgesichert. Eine gesetzliche Grundlage gibt es bislang nicht dafür, dass Betriebe ihre Angestellten testen müssen und dass diese sich dem Test unterziehen lassen müssen.
Gute Beispiele
An die Eigenverantwortung oberbergsicher Unternehmer bei der Pandemie-Bekämpfung appelliert Landrat Jochen Hagt in einer Mitteilung des Kreises: Mit einem auf den Betrieb abgestimmten strategischen Ansatz zur Reduktion des Infektionsgeschehens könnten sie Geschäftsprozesse aufrechterhalten und Mitarbeitenden einen sicheren Arbeitsplatz bieten. Um zu demonstrieren, wie es gehen kann, hat die Wirtschaftsförderung des Kreises gute Beispiele gesammelt und zusammengestellt.
Aufgeführt sind etwa die Marienheider Fuchs Kunststofftechnik, die ein Kontaktverfolgungssystem eingeführt hat, und die Morsbacher Alho-Gruppe, die ein unternehmensinternes Testzentrum auf ihrem Firmengelände eingerichtet hat. Weitere Beispiele für Schutzmaßnahmen oberbergischer Firmen stehen im Internet. (ag)
Auf die Vernunft seiner rund 800 Mitarbeiter setzt deshalb der Marienheider Schleifwerkzeugehersteller Rüggeberg. Seit Ende März empfiehlt das Unternehmen seinen Angestellten, sich wöchentlich zweimal testen zu lassen, berichtet Sprecher Florian Pottrick. Dazu hat die Geschäftsführung ein Verfahren entwickelt: Einen der wöchentlichen Test sollen die Mitarbeiter in einer der öffentlichen Teststellen machen, für den anderen stellt das Unternehmen kostenlos einen Selbsttest zur Verfügung. Die hat Rüggeberg großzügig eingekauft und eingelagert: Aus dem Lager holen die Vorgesetzten und Sekretariate der verschiedenen Abteilungen die Tests ab und geben sie an die Mitarbeiter weiter. Daran gemessen, wie viele der Selbsttests in den vergangenen zwei Wochen bereits aus dem Lager entnommen wurden, werde das Angebot gut von den Mitarbeitern angenommen, sagt Pottrick. Die annähernd fünf Euro pro Selbsttest, die Rüggeberg gezahlt hatte, seien sinnvoll investiert.
Kleinere Firmen kämpfen bei Ausfällen um die Existenz
Während größere Industrie-Unternehmen vereinzelte Corona-Ausfälle in der Belegschaft noch verkraften können, steht bei kleineren Firmen schlimmstenfalls direkt die Existenz auf dem Spiel. Umso akribischer verfolgt Malermeister Bondke die Testungen. Seine Mitarbeiter haben ein Papier unterschrieben, dass Bondke ein etwaiges positives Testergebnis dem Gesundheitsamt mitteilen darf. „Alle ziehen mit“, sagt der Firmenchef. Vielleicht auch, weil es in der Vergangenheit bereits Corona-Verdachtsfälle gab, die sich zum Glück nicht bestätigten.
Dass mittelständische Unternehmen das Thema ebenfalls ernstnehmen, betont die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land. Sprecherin Katrin Rehse berichtet, dass die Selbsttests in zahlreichen Beratungsgesprächen oft thematisiert würden. Im Online-Shop der Handwerkerschaft waren angebotene Tests ruckzuck ausverkauft, Nachschub soll bald kommen.
Zentrum von Montaplast auch für Morsbacher Bürger
Unterdessen hat in Morsbach der weltweit aktive Automobilzulieferer Montaplast die Vorbereitungen für ein Testzentrum so weit vorangetrieben, dass wahrscheinlich am Montag eine Testwoche starten kann. Das berichtet Firmensprecherin Laura Saßmannshausen. „Es geht darum, das Konzept zu überprüfen, Abläufe zu optimieren, Fehler zu finden und nicht zuletzt die Zeiten zu messen“, sagt sie. Denn das Zentrum, das auf dem Firmengelände am Starenweg und in der Nähe von Werk II eingerichtet wird, soll nicht nur der Montaplast-Belegschaft offenstehen, sondern auch den Morsbachern. „Und daran werden die Öffnungszeiten ausgerichtet.“ Getestet werden soll dann wahrscheinlich mit festen Terminen und nach Anmeldung. Eine offizielle Einweihung sei geplant.
In der Woche werden nach Auskunft von Laura Saßmannshausen vier durch den Betriebsarzt geschulte Mitarbeiter die Abstriche vornehmen, die Testpersonen kommen aus der Firmenmannschaft. Zuletzt, so die Sprecherin, habe es bei Montaplast nur noch vereinzelte Neuinfektionen gegeben.