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Corona-ÜberblickGastronomen und Händler in Oberberg reagieren auf Lockerungen

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Coronatest

Test in einem Gesundheitsamt auf den Coronavirus

Oberberg – Fallzahlen und Inzidenz sind in Oberberg am Donnerstag stark angestiegen – ausgerechnet kurz nachdem das Bund-Länder-Treffen weitere Lockerungsschritte im Lockdown bekanntgegeben hat, die stark vom Inzidenzwert abhängig sind. Wir beantworten einige Fragen zur Pandemielage.

Wie entwickeln sich die Zahlen?

Die Wocheninzidenz ist bis Donnerstag (0 Uhr) um 10,3 Zähler nach oben geschnellt: 94,1 neue Fälle pro 100 000 Einwohner gab es binnen einer Woche. Zum Vergleich: Sieben Tage zuvor lag der Inzidenzwert noch bei 73,9. Das Kreisgesundheitsamt erfasste 91 neue Fälle, aktuell gibt es 388 Betroffene. Diese Menschen und ihre Kontaktpersonen befinden sich in angeordneter Quarantäne, insgesamt waren es am Donnerstag 858. Im Krankenhaus werden 49 Infizierte behandelt. Genauso viele waren es sieben Tage zuvor. Von ihnen sind sieben auf Beatmung angewiesen.

Wie erklärt der Kreis den starken Anstieg?

Die Entwicklung gehe auch auf Corona-Ausbrüche in Firmen zurück, hieß es am Mittwoch in der Sitzung des Kreisgesundheitsausschusses. Aktuell seien 52 Menschen in Betrieben positiv getestet. Für eines der Unternehmen, die Courth Edelstahl-Apparatebau-GmbH aus Reichshof-Brüchermühle, hat die Kreisverwaltung bereits am Montag eine Allgemeinverfügung veröffentlicht und häusliche Quarantäne angeordnet für die Belegschaft und jeden, der sich seit dem 15. Februar auf dem Firmengelände aufgehalten hat. Dort seien sechs Mitarbeiter positiv getestet worden, heißt es vom Kreis. Die Firma selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Betroffen seien zudem eine Firma in Morsbach (drei positiv getestete Mitarbeiter), drei Firmen in Wipperfürth (9, 2 und 20 Mitarbeiter) und eine Firma in Bergneustadt (zwölf Mitarbeiter). Dabei soll es sich nach Informationen dieser Zeitung um Martinrea handeln. In Pflegeheimen und Eingliederungshilfeeinrichtungen seien 62 Bewohner betroffen.

Welche Rolle spielt die Inzidenz bei Lockerungen?

Verschiedene Lockerungen sollen nur dann in Kraft treten, wenn der Inzidenzwert eine bestimmte Marke nicht überschreitet. Noch unklar war am Donnerstag, ob dabei die Inzidenz des Bundeslandes oder aber die Inzidenz eines Landkreises ausschlaggebend ist. Zwei Beispiele: Ab Montag sollen Einzelhändler wieder eine bestimmte Anzahl Kunden pro Quadratmeter empfangen dürfen, falls die Inzidenz unter 50 liegt. Liegt der Wert zwischen 50 und 100, geht das nur mit Termin. Frühestens ab dem 22. März darf die Außengastronomie ab einer Inzidenz unter 50 wieder öffnen – liegt der Wert aber zwischen 50 und 100, müssen Besucher einen Termin machen und zudem einen tagesaktuellen Schnelltest vorlegen. Wenn die Inzidenz an drei Tagen hintereinander auf mehr als 100 steigt, gelten wieder die alten Regeln.

Was sagen Gastronomen und Händler dazu?

In der Kreisstadt betreibt Andreas Linneboden mit dem Brauhaus (Foto) einen der größten Gastronomiebetriebe. Dieser ist wie alle anderen seit November geschlossen. Dass er noch im März wieder loslegen kann, hält Linneboden ob des „komplizierten Regelwerks“ für eher unwahrscheinlich: „Inzidenz unter 50, über 50 – das ist alles äußerst verwirrend. Wie ich das umsetzen und meinen Kunden erklären soll, weiß ich noch nicht.“ Es sei schon eine Herausforderung gewesen, im vergangenen Jahr die Besuche aller Kunden zu dokumentieren, sagt Linneboden. „Künftig werde ich dann wohl die Leute vor den Kopf stoßen müssen, wenn sie mir keinen aktuellen Schnelltest vorlegen.“ Er hätte sich klarere Regeln gewünscht.

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Hansjörg Mecke, Vorsitzender der Gummersbacher Innenstadtgemeinschaft, sagt für den Einzelhandel: „Die jetzt bekanntgegebenen Lockerungen sind längst überfällig. Mir ist es vollkommen unverständlich, warum die Politik den Einzelhändlern nicht mehr Vertrauen entgegenbringt.“ Denn diese hätten Hygienekonzepte, um Kunden sicher empfangen zu können. Es sei nicht nachvollziehbar, warum etwa Supermärkte öffnen können, andere Händler aber bislang nicht. „Der Einzelhandel ist nun schon so lange zu, und die Fallzahlen steigen trotzdem. Sie wären jetzt auch nicht höher, wenn die Händler schon längst wieder aufgemacht hätten.“

Wie ist die Corona-Lage in den Nachbarkreisen?

Oberberg steht mit seiner erneut hohen Inzidenz zumindest nicht ganz allein da. Auch in einigen Nachbarkreisen gibt es hohe Werte: Der Märkische Kreis hatte am Donnerstag eine Inzidenz von 119,2, der Kreis Olpe lag bei 73,2, der Kreis Altenkirchen (Rheinland-Pfalz) bei 114,1. Im Norden war Remscheid bei 93,4, Wuppertal bei 80 und der Ennepe-Ruhr-Kreis bei 75,3. Besser sieht es Richtung Westen aus: Der Rhein-Sieg-Kreis kommt nur auf 43,1, der Rheinisch-Bergische Kreis liegt bei 54,7.

Gibt es Neues zum Impfzentrum?

Bisher gibt es keine weiteren Hinweise, ob und wenn ja, wo ein zweites Impfzentrum entsteht. Eine Diskussion, die auch Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber mit Spannung verfolgt. Anders als ihr Morsbacher Kollege Jörg Bukowski hat sie großes Interesse, eine solche Einrichtung in den Süden zu holen: „Es gibt sogar konkrete Pläne: Wir haben dem Landrat das Gebäude des alten Bauamts angeboten.“ Mit Blick auf die bisherigen Vorgaben des Landes sei das abgelehnt worden, jetzt wäre der Weg frei. Ob sich der Aufwand für ein Impfzentrum lohnt, wenn Impfungen auch in Schwerpunktpraxen oder vielleicht bald auch beim Hausarzt möglich sind, da ist sie sich nicht sicher. Wichtig seien dezentrale Lösungen: „Damit auch die Waldbröler nicht mehr extra nach Gummersbach fahren müssen.“