DAK-GesundheitsreportFehlzeiten haben sich im Bergischen versechsfacht

Reportvorstellung in Waldbröl: Dr. Michael Petzsch (v.l.), Wolfgang Brelöhr und Dr. Bodo Unkelbach.
Copyright: Michael Kupper
Oberberg – „Die Erkältungswelle hat den Krankenstand in die Höhe getrieben und die Fehlzeiten durch Corona haben sich versechsfacht“, fasste Wolfgang Brelöhr, Chef der DAK-Gesundheit, die Veränderungen des ersten Halbjahres gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zusammen. Zudem steige für viele Beschäftigte durch die Zunahme von Stress und Depressionen das psychische Risiko für einen Herzinfarkt.
Im Kreiskrankenhaus Waldbröl stellte er zum 15. Mal gemeinsam mit dem Klinikum Oberberg den Gesundheitsreport 2022 vor und setzte dabei Erkrankungszahlen und Diagnosen in Bezug zu den Vorjahreswerten aus dem Bergischen und aus NRW.
Psychische Erkrankungen jetzt das bedeutendste Problem
Brelöhr schilderte, dass der Krankenstand in der Region mit 4,3 Prozent fast um ein Viertel höher gewesen sei als in 2021. Den größten Anstieg verzeichnete der März mit einem Plus von 69 Prozent. Verantwortlich für den Anstieg der Fehltage seien vor allem Erkältungen und andere Atemwegserkrankungen: „Parallel zu den Lockerungen der Pandemie-Schutzmaßnahmen im März 2022 konnte sich eine ausgeprägte Erkältungswelle entwickeln, die von der hochansteckenden Omikron-Variante begleitet wurde“, kommentierte er die Ergebnisse.
Die Zahl der Fehltage sei im ersten Halbjahr stark gestiegen. 100 Versicherte hätten in diesem Zeitraum durchschnittlich 49 Fehltage gehabt – vorher waren es acht gewesen.
Lebensfreude geht verloren
Als bedeutendstes Problem im Bergischen zeigten sich jetzt psychische Erkrankungen mit 142 Fehltagen, die 2020 noch auf Platz 3 (125 Fehltage) gelegen hatten, und verdrängten den bisherigen Spitzenreiter (Beschwerden am Muskel-Skelett-System) auf Platz zwei mit 140 Fehltagen. „Es ist besorgniserregend, dass die Behandlung von Menschen mit Depressionen, Anpassungs- oder Angststörungen in den aktuellen Krisenzeiten langwieriger wird“, betonte der DAK-Chef.
Tobias Schneider, stellvertretender Landrat, schloss sich dieser Sorge an: „Negativer Stress und Depressionen werden immer häufiger – Selbstvertrauen und Lebensfreude gehen verloren und das Immunsystem leidet.“ Um eine Chronifizierung zu vermeiden, müsse auf eine gesundheitliche Prophylaxe allergrößter Wert gelegt werden.
Ohne Antrieb fallen Veränderungen noch schwerer
„Die Anzahl der Fehltage in NRW aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit 2011 um 34 Prozent gestiegen“, so Brelöhr. „Aber trotz Stress auf der Arbeit ist die Situation für Erwerbslose noch deutlich schlechter“, erklärte Dr. Bodo Unkelbach, Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie. Aufgrund von Depressionen führten die kumulativen Folgen von Bewegungsmangel, Frustessen und Rauchen zu einem exponentiellen Anstieg des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In ihrer Antriebslosigkeit würden Patienten aber lieber Pillen schlucken, als ihr Leben verändern: „Das ist ein Teufelskreis.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Auch Dr. Michael Petzsch, Chefarzt der Kardiologie, maß Prävention einen hohen Stellenwert bei. Er berichtete von einem Patienten, der nach jahrelangem Bluthochdruck durch ein regelmäßiges Fitnessprogramm ohne die vorherige Medikation fantastische Werte vorweisen könne. Sorgen mache ihm, dass Süßigkeiten billiger angeboten würden als Obst, und eine Mentalität des sofortigen Genusses, ohne sich Erfolge erarbeiten zu müssen: „Was wirklich zählt im Leben, wird viel zu oft der Werbung überlassen.“