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CoronavirusGummersbacher Intensivstation an der Belastungsgrenze

Lesezeit 5 Minuten
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Intensivpfleger Thomas Wolbert am Bett eines der Patienten, auf der nahezu voll belegten Station.

  1. Je mehr sich die zweite Corona-Welle breitmacht, desto mehr rückt die Leistungsfähigkeit der heimischen Kliniken und ihrer Intensivstationen in den Blickpunkt.
  2. Die größte mit 18 Betten ist die im Kreiskrankenhaus Gummersbach.
  3. Oberarzt Dr. Christoph Klein, Stationsleiter Thomas Wolbert und Geschäftsführer Sascha Klein haben dort einen Einblick gewährt.

Gummersbach – Der erste Eindruck: Es ist überraschend laut. Überall ist das Geräusch der Überwachungsgeräte zu hören, die vor allem Herzfrequenz und Atmung der Patienten kontrollieren. „Nach 25 Jahren stört einen das nicht mehr“, sagt Thomas Wolbert. Trotzdem fällt ihm sofort auf, ob ein Warnsignal nur eine harmlose Unregelmäßigkeit anzeigt oder ob etwas Ernstes dahintersteckt.

Auf den Gängen rund um die Zentrale, in der die Überwachungsdaten der Patienten auf Monitoren zusammenlaufen, herrscht nur scheinbar Durcheinander. Ein Teil der Gerätschaften und des Materials steht hier, die mobilen Beatmungsgeräte etwa, die zum Einsatz kommen, wenn Patienten in den Operationssaal oder zu einer Untersuchung gebracht werden müssen. Ein eigenes kleines Labor hat die Intensivstation auch. Es ist eng auf dem Flur, man merkt, dass die Station vor mehr als 30 Jahren gebaut wurde.

Los geht die Frühschicht

Das Pflegeteam der Frühschicht hat um 6 Uhr seinen Dienst begonnen und sich von der Nachtschicht zunächst grob über die Patienten und ihren Krankheitsverlauf in den vergangenen Stunden informieren lassen. Eine genaue Übergabe und die Besprechung der anstehenden Aufgaben und Untersuchungen für jeden einzelnen Patienten wird folgen. 30 Minuten später beginnt die Arbeit am Patienten. Die Medikamentengabe wird vorbereitet, die erste von drei täglichen Flüssigkeitsbilanzen wird erstellt. Was hat der Patient an Flüssigkeit bekommen, was hat er ausgeschieden? Auf den zehntel Millimeter genau werde das erfasst, erzählt Wolbert.

Es folgen Waschen, Zähneputzen, Verbandswechsel – dieser Teil unterscheidet sich kaum von herkömmlichen Stationen im Haus. Die meisten Patienten werden künstlich ernährt, nur ein oder zwei bekommen tatsächlich etwas zu Essen gereicht.

Drei Covid-Patienten, zwei Pflegekräfte

Der Schichtleiter hat seinen Kollegen diejenigen Patienten zugewiesen, um die sie sich kümmern sollen. Zwei Pflegekräfte werden den drei Covid-Patienten zugeordnet, die gerade auf der Intensivstation liegen.

Sie sollen möglichst autark in den Patientenzimmern arbeiten. Das heißt, sie müssen alle Aufgaben hier auf sich gestellt erledigen – und das unter Vollschutz mit Handschuhen, Maske, Kittel. So soll das Risiko einer Verbreitung des Virus zusätzlich minimiert werden. Das kann, sagt Wolbert, schon mal zwei, drei Stunden dauern. „Danach ist man durchgeschwitzt und muss die Kleidung komplett wechseln.“

Zeit für die Visite

Auch einer der drei Mediziner der Frühschicht hat „Corona-Dienst“. Er und seine beiden Kollegen aus der Anästhesieabteilung des Hauses, in deren Zuständigkeit die Intensivstation liegt, beginnen ihren Dienst um 7.30 Uhr. Alsbald folgt die interdisziplinäre Visite, an der auch Ärzte der Chirurgie, der Inneren und der Neurologie teilnehmen. Noch dreimal wird sich diese Prozedur wiederholen, ehe der Nachtdienst die Station wieder übernimmt.

Zwei der Covid-Erkrankten liegen in speziellen Isolierzimmern am Ende der Station. Ein Vorraum dient als Schleuse, im Krankenzimmer selbst herrscht permanenter Unterdruck, damit nichts von hier nach außen dringen kann. Fünfeinhalb Pflegekräfte, drei Ärzte, Reinigungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter gehören zur Frühschicht, nachts kümmern sich fünf Kräfte um die Patienten. „Tag oder Nacht macht auf der Intensivstation praktisch keinen Unterschied“, sagt Dr. Klein.

Stabilisierung auf der Intensivstation

Unfälle, große Operationen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle – die Ursachen, warum jemand auf der Intensivstation landet, sind vielfältig, das Ziel ihrer Behandlung einheitlich: Lebenserhaltung, weitere Diagnostik und Beginn einer Initialtherapie. Die Patienten, sagt Dr. Klein, sollen hier so weit stabilisiert werden, dass sie ohne Monitoring, also dauerhafte Überwachung, auf die Normalstation verlegt von dort im besten Fall als geheilt entlassen werden können.

Von den 18 Betten der Gummersbacher Intensivstation werden nur 14 belegt, für mehr fehlt es dem Klinikum an Personal. 46 Mitarbeiter teilen sich die 33 Planstellen. Es ist schwer, neue Leute zu finden. Der Umgang mit Tod und Vergänglichkeit, der auf der Intensivstation mehr zum Alltag gehört als auf anderen Stationen, ist nicht für jeden gut zu ertragen.

Anstrengend, aber interessant

Zwei Jahre Weiterbildung sind nach der dreijährigen Krankenpflegeausbildung und mindestens einem Jahr Praxis nötig, um in der Intensivpflege zu arbeiten. 47 unterschiedliche Geräte und Apparaturen müssen beherrscht werden – vom hochmodernen Beatmungsgerät bis zum elektronischen Fieberthermometer. „Die Arbeit ist sehr anstrengend, aber auch sehr interessant“, sagt Wolbert. Zum Glück habe die Politik inzwischen erkannt, dass man die Leute wenigstens angemessen dafür bezahlen müsse, findet Oberarzt Dr. Klein.

Im Frühjahr wurden die Krankenhäuser angewiesen, ihren Betrieb herunterzufahren und planbare Eingriffe zu verschieben, um genügend Kapazitäten für Covid-19-Patienten zu haben. Die Einnahmeausfälle erstattete der Bund dem Klinikum vollständig. Jetzt ist es wieder so weit, aber in Sachen Finanzen schweige der Bund bislang, sagt Geschäftsführer Klein.

Aufschiebung von OPs

Trotzdem versucht sich das Klinikum so gut wie möglich auf die sich fast stündlich ändernde Lage einzustellen (siehe Infokasten): „Wir fangen wieder an, OPs zu verschieben“, sagt Sascha Klein.

Am Freitag wurden auf den Intensivstationen in Gummersbach drei und Waldbröl ein Covid-Patient behandelt. Beide Stationen sind mit 25 Patienten bereits annähernd ausgelastet. Täglich müssen Dr. Christoph Klein und seine Kollegen planen, welche Eingriffe sie noch durchführen können. Man will vorbereitet sein, falls weitere der am Freitag 37 in den beiden Kliniken behandelten Covid-Patienten Intensivpflege brauchen.

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Je 30 Betten hat das Klinikum in den Infektionsstationen beider Häuser für Covid-Patienten bislang eingerichtet, weitere 23 Zimmer sind für die Verdachtsfälle vorgesehen. In Waldbröl wurde die Intensivstation seit Beginn der Pandemie bereits um sechs auf 14 Betten aufgestockt. In beiden Häusern gibt es Notfallpläne, weitere Plätze zu schaffen.