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Dr. Axel Haas von der Erzquell BrauereiMit der Region fest verwurzelt

Lesezeit 3 Minuten

BielsteinWann stand für Sie fest, dass Sie in das Unternehmen Ihrer Familie einsteigen?

Ich habe das nie richtig entschieden, für mich stand das eigentlich immer schon fest. Ich bin in der Brauerei aufgewachsen und habe hier schon als Kind gespielt. Für mich war immer klar, dass ich hier mal eines Tages meinen Job machen würde. Dabei hat mein Vater zu keiner Zeit auf mich Druck ausgeübt.

Habe Sie Ihre Entscheidung jemals bereut?

Nein, wobei hier nicht jeder Tag ein Vergnügen ist.

Was muss man mitbringen, um Chef einer Brauerei zu sein?

Ich glaube, das Wesentliche für die Führung eines solchen Unternehmens ist die Gesamtübersicht. Dabei sollte man das Marketing in der Hand behalten, die drei Hauptsäulen Produktion, Vertrieb und Verwaltung koordinieren und die Strategie selber festlegen. Hierbei kommt es mir vor allem auf eine langfristige Ausrichtung an, die ich für ein Familienunternehmen besonders wichtig halte.

Muss man als Chef einer Brauerei auch gerne Bier trinken?

Das sollte man (lacht). Aber damit hatte ich auch nie ein Problem.

Seit 1983 sind Sie alleine an der Spitze des Unternehmens. Was hat sich seitdem verändert?

Ende der 1980er Jahre erlebten die sogenannten Fernsehbiere einen unglaublichen Boom. Damals haben wir geglaubt, das würde immer so weitergehen. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn der Verbraucher hat sich mehr und mehr zur Regionalität bekannt. Der Endverbraucher will mehr Vielfalt. Und da können wir als regionale freie Brauer für die Bedürfnisse der Verbraucher einiges bieten.

Liegen Sie also als mittelständische Brauerei voll im Trend der Zeit?

Absolut! Und die Zukunftsaussichten für mittelständische Brauereien sind heute im Vergleich zu den frühen 2000er Jahren sicherlich besser, wenn man die entsprechenden Strategien als Unternehmen parat hat.

Was sind in Ihren Augen die drei Dinge, die Ihr Unternehmen ausmachen?

Für mich sind das die Verwurzelung in der Region, die konsequente Fortführung unserer Strategie und unsere Mitarbeiter, ohne die das alles nicht möglich wäre.

Mit 70 Jahren sind die meisten Menschen im Ruhestand. Wie lange wollen Sie noch in der ersten Reihe stehen?

Ich habe schon in den vergangenen Jahren einiges delegiert. Und wenn der liebe Gott es zulässt, und ich bleibe gesund, dann will ich noch einige Zeit machen, aber ab 90 nur noch halbtags (schmunzelt). Natürlich arbeiten wir hier an einem Generationswechsel. Da gibt es Überlegungen, die allerdings noch nicht spruchreif sind.

Was wollen Sie denn machen, wenn Sie nicht mehr jeden Morgen in die Brauerei müssen?

Ich habe bereits einiges an Arbeit abgegeben und man muss auch nicht jeden Tag am Schreibtisch sitzen, aber ich kann mir gut vorstellen, mehr Golf zu spielen und zu reisen.