Am Fuß der Anden mit 16 PferdenWaldbrölerin meldet sich von ihrer Weltreise
Waldbröl – „Viele Städte sind superdreckig, alles ist chaotischer als in Deutschland. Selten gibt es Bushaltestellen, man muss dem Bus winken, fragen, wohin er fährt und hoffen, dass es der richtige ist. Die Menschen sind unglaublich freundlich, überall läuft laute Musik, und immer wird getanzt.“ Gerade ist Karoline Ringsdorf in Ecuador. Es sind widersprüchliche Eindrücke, die die Waldbrölerin schildert. Eine pralle Fülle von Erlebnissen, seit sie vor über sieben Monaten mit ihrem Rucksack aufgebrochen ist, um um die Welt zu reisen.
Atemberaubende Landschaften wie die Iguazú-Wasserfälle an der Grenze von Brasilien und Argentinien. Überwältigende Feste wie den Karneval in Rio de Janeiro, der in diesem Jahr von Februar in den April verschoben wurde. Nervenkitzel beim Fangen von Kaimanen und Piranhas im Dschungel von Manaus und Buckelwale aus drei Metern Entfernung beobachten. Drei Wochen lang auf einem Boot auf dem Amazonas leben und dabei 7000 Kilometer zurücklegen.
Bei Überfall ausgeraubt worden
Neue Freunde finden: „Acht Wochenlang bin ich mit einer tollen internationalen Truppe gereist, bestehend aus fünf Frauen (Deutschland, Kanaren, Italien, Brasilien) und einem Brasilianer. Man trifft im Hostel schnell Gleichgesinnte und bleibt einige Tage oder Wochen zusammen, bis sich die Wege wieder trennen.“
Es gab aber auch schlechte Erfahrungen. Überfälle, bei denen sie ausgeraubt wurde. „Damit muss man rechnen. Zum Glück sind nur Gegenstände geklaut worden, es ist aber niemandem was passiert“, meint sie gelassen – und schon schildert sie ihren spontanen Entschluss, nach einem Ausritt im Sonnenuntergang auf einer Ranch in Argentinien nach einem Job zu fragen.
Bus-Verspätungen von bis zu 30 Stunden
Drei Wochen am Fuß der Anden mit 16 Pferden, ohne Dusche und oft ohne Wasser mit einem Nachtlager neben den Boxen der Pferde. „Es hat mich stark gemacht.“ 20 Stunden im Bus? Verspätungen von bis zu 30 Stunden? „Das ist mittlerweile mein Alltag und ganz normal. Auch von den Einheimischen beschwert sich niemand.“ Kein Zweifel, sieben Monate Abenteuer haben die Erzieherin aus Waldbröl verändert. „Ich habe viel Neues gelernt über andere Kulturen und über mich selbst, wie ich die Welt und das Leben sehe. Ich kann problemlos in einem Zimmer mit 15 Leuten schlafen und ein schmutziges Bad benutzen. Ich habe keine Angst, dass was Schlimmes passiert, denn es gibt für alles eine Lösung.“
Wäre da nicht manchmal doch das Heimweh. Deshalb hat sie mal vier Wochen lang in einem Hostel gearbeitet, weil sie einen vertrauten Ort und das Gefühl von Zuhause vermisste, und zur Zeit will sie länger auf einer Ranch bleiben, wo sie hilft, sich um 400 Kühe und 60 Pferde zu kümmern. „Es ist ein bisschen wie bei den Karl-May-Festspielen, nur in echt!“ Zum ersten Mal wird sie auch ihren Geburtstag und Weihnachten nicht zu Hause feiern.
Mit Schwester Machu Picchu besucht
Umso mehr habe sie jede Sekunde mit ihrer Schwester Lisette genossen, die sie zwei Wochen lang in Peru besuchte, schildert Karolin Ringsdorf. „Das war für mich etwas ganz Besonderes. Wir waren noch nie solange getrennt. Sie brachte mir ein Gefühl von Heimat und Vertrautheit, das ich lange nicht mehr gespürt habe.“
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Doch ein Grund, schon bald nach Oberberg zurückzukehren sei das nicht, schiebt die Weltreisende schnell hinterher. „Ich habe es mir anders vorgestellt, eine Weltreise zu machen, aber es ist so viel schöner als erhofft und ich merke, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe nach wie vor keinen Plan, ich liebe meine Freiheit und ich möchte noch so lange wie möglich weiter reisen.“