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Ehemaliges Herz-Jesu-KrankenhausNeues Quartier in Lindlar für über 24 Millionen

Lesezeit 4 Minuten

So soll das Bettenhaus an der Hauptstraße künftig aussehen. 30 barrierearme Wohnungen für Senioren sind nur ein Teil des Gesamtprojekts.

Lindlar – Großer Bahnhof herrschte am Mittwochnachmittag hinter dem ehemaligen Herz-Jesu-Krankenhaus. Der neue Eigentümer des Areals, der Investor HKM aus Leverkusen, hatte zur „Staffelübergabe“ geladen und stellte seine Pläne für das „Vital-Quartier“ vor. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt.

Das Areal

Das Krankenhausgelände umfasst knapp 15 000 Quadratmeter Fläche und rund 18 500 Quadratmeter Nutzfläche. Die Katholischen Kliniken Oberberg haben im Sommer 2018 die letzte Station, die Geriatrie, von Lindlar nach Engelskirchen verlegt, das Herz-Jesu-Krankenhaus ist damit Geschichte.

Der neue Eigentümer

Die HKM-Gruppe aus Leverkusen, benannt nach den Inititalen der Eigentümer Heike und Klaus Müller, wurde 2005 gegründet. Sie entwickelt bundesweit und im Ausland Immobilienprojekte. Eigens für das „Vital-Quartier“ wurde die HKM-Projektgesellschaft I GmbH gegründet, an der Mitarbeiter und Partner beteiligt sind. HKM will am Standort Lindlar in den kommenden Jahren über 24 Millionen Euro investieren.

Das Vital-Quartier

Die Eigentümer nennen ihr Projekt „Vital-Quartier“, weil viele künftige Nutzungen mit Gesundheit zu tun haben. Das gesamte Projekt besteht aus vier Bauabschnitten: Einer Erweiterung des Ärztehauses (Abschnitt 1), einem Umbau der bisherigen Intensivstation und der ehemaligen Rettungswache für eine Wohngruppe der Lebenshilfe, für zwölf Micro-Apartments und Büroraum (Abschnitt 2), der Umbau des Bettenhauses zu 30 barrierearmen Mietwohnungen für Senioren und weiteren Nutzungen (Abschnitt 3) sowie der Neubau von rund 45 Eigentumswohnungen (Abschnitt 4). Laut HKM sind über 75 Prozent der Nutzflächen der Abschnitte 1-3 bereits vermietet oder verkauft.

Das Ärztehaus

Bis 2019 soll das Ärztehaus an der Hauptstraße um rund 2000 Quadratmeter Nutzfläche erweitert werden. Im Ärztehaus sind derzeit sechs Facharztpraxen untergebracht, HKM will einen angrenzenden Teil des Krankenhaus-Hauptgebäudes dazuschlagen. Im Erdgeschoss soll eine Apotheke einziehen, im 1. Stock eine ortsansässige Praxis für Physiotherapie, der Umbau bietet zudem noch Platz für ein bis zwei weitere Arztpraxen. Für Lindlar bedeute das eine Stärkung des Gesundheitsstandortes, betonten HKM-Geschäftsführer Klaus Müller und Bürgermeister Dr. Georg Ludwig unisono.

Die Lebenshilfe

Die Lebenshilfe Service Bergisches Land betreibt seit 2013 eine Wohngemeinschaft für neun Menschen mit geistiger Behinderung. Derzeit ist die WG in der Geriatrischen Tagesklinik untergebracht. Sie hat von der HKM in eine große Gruppenwohnung gekauft, dort, wo früher die Intensivstation untergebracht war. In dem Gebäude sind außerdem eine gewerbliche Nutzung und Micro-Apartments für Wohnen auf Zeit vorgesehen.

Senioren-Wohnungen.

Die Carpe Diem GBS aus Wermelskirchen, 1998 gegründet, hat mit HKM einen Pachtvertrag über 25 Jahre abgeschlossen. Das Bettenhaus an der Hauptstraße wird entkernt, bis 2020 entstehen 30 barrierearme Wohnungen für betreutes Wohnen im Alter. Die Wohnungen sind 59 bis 88 Quadratmeter groß, sie sollen pro Quadratmeter 13,50 Euro Kaltmiete kosten. Die künftigen Bewohner wohnen selbstständig, sie können nach Bedarf Extras wie ambulante Pflege, Hauswirtschaftshilfe und einen Wäscheservice hinzubuchen. Carpe Diem unterhält einen eigenen ambulanten Pflegedienst, im Gebäude sollen außerdem zwei Senioren-Wohngemeinschaften mit je zwölf Plätzen Platz finden – vorrangig für Demenz-Patienten, ein Restaurant sowie eine Tagespflege mit 17 Plätzen.

Eigentumswohnungen

HKM will im vierten Bauabschnitt hinter dem Bettenhaus bis 2020/21 rund 45 Eigentumswohnungen neu bauen – die Vermarktung soll im vierten Quartal 2018 beginnen.

Viel Lob für den Standort

Zur Staffelübergabe hatte die HKM ihre Geschäftspartner, Vertreter des Rates und die Presse geladen. Klaus Müller, Geschäftsführender Gesellschafter der HKM (Foto), verteilte viel Lob. Lindlar sei ein „Top-Standort“ und wachse als eine der wenigen Gemeinden. Die Politik in Lindlar habe einstimmig für den B-Plan gestimmt, „das sind wir nicht mehr gewohnt“, so Müller. Oft führten Neubauprojekte zum Streit der Parteipolitik. Zudem habe die Verwaltung das Projekt sehr konstruktiv begleitet.

Christian Lüder, Kaufmännischer Direktor der Katholischen Kliniken Oberberg, lobte die offene und faire Zusammenarbeit mit HKM. Die Krankenhausschließung sei für Lindlar ein Verlust, aber die medizinische Versorgung vor Ort gehe weiter.

„Lindlar hat keinen Leerstand und keinen Stillstand“, betonte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig. Das Vital-Quartier füge sich sehr gut ins Ortsbild ein, die ärztliche Versorgung werde nun noch besser. Außerdem werde der Bereich der Hauptstraße erheblich belebt und attraktiver.

Gabriele Remshagen Mielke, die als Senioren- und Pflegeberaterin in Lindlar das Thema „Wohnen in Alter“ seit zehn Jahren betreut, war nach eigenen Angaben weder eingeladen noch über das „Vital-Quartier“ informiert. „Ich habe die Schautafel gesehen und bin fast umgekippt.“